Gemeinsam im Raum

Mit weit geöffneten Augen starren sich Mann und Frau an – zwischen ihnen ein großer roter Kreis. Darin Abdrücke von Kommunikationsmitteln, von Transportbehältern – gleichsam Symbole für Kontaktversuche zwischen den beiden nackten Menschen. Die drei Reliefs beherrschen den Ausstellungsraum der artothek, „Ultra“ ist der Titel der Ausstellung, zu der sich Alfons Knogl und Lukas Schmenger zusammengefunden haben.

Die beiden Künstler sind schon lange befreundet, haben bislang aber immer alleine gearbeitet. Vor vier Jahren fingen sie unabhängig mit Reliefs an – und so auch zu dieser ersten gemeinsamen Ausstellung. Zusammengehalten wird das „Gemeinschaftswerk“ durch ein massives Eisengerüst, das – auf der Rückseite gelesen – das Wort „Ultra“ ergibt.

Zwei Künstler, zwei Themen

Schmengers zentrales Thema ist der menschliche Körper, hier zu sehen in den leicht überlebensgroßen Abdrücken von Mann und Frau auf quadratischen Aluminiumplatten. Ihre Köpfe sind klassisch vereinfacht, streng geformt, inspiriert von assyrischen Darstellungen – so der Künstler. Umso ausgefeilter dagegen die ausdrucksstarken Körper, bei deren Ausgestaltung man nicht so recht weiß, handelt es sich um Muskeln, Falten oder Tätowierungen.

Alfons Knogl hinterfragt in seiner Arbeit die Funktion von Gegenständen, ihre Lebensdauer, ihre Funktion für den Menschen. Hier haben sie alle etwas mit Mobilität zu tun, mit Kommunikation, die den Menschen Bewegung und persönlichen Kontakt ersparen kann. In den Abdrücken auf dem Epoxidharz-Kreis zu erkennen sind Kabel, USB-Sticks, Sicherheitsgurte, Taschen, Flaschen, Büchsenöffner. Und als Pointe im Rot ein echter grauer Kugelschreiber, ein Relikt aus vergangenen Zeiten des Handschriftlichen. Das alles ist ein Sammelsurium industrieller Massenprodukte, mit denen die flankierenden menschlichen Individuen miteinander Kontakt aufnehmen können. Es geht allerdings auch ohne – es könnten ihre Fußspuren sein, die auf dem Grund zu erahnen sind.   

Eigenwillig, ästhetisch eindrucksvoll und sinnreich

Beider Arbeiten haben einen Hauch von unfertig, lassen Arbeitspuren erkennen, Gewebespuren, die Schrauben, mit denen sie am Gestell befestigt sind. So deuten sie – wie der Titel – auf eine mögliche Fertigstellung oder Weiterentwicklung in der Zukunft hin. Dabei werden die (Plastik-)Objekte wohl länger leben als die Menschen und deren Beziehungen. Eine Zustandsbeschreibung des aktuellen menschlichen Zusammenlebens, auf die Auseinandersetzung zwischen Mensch, Material und Umwelt?

Die Künstler haben nichts gegen diese Interpretation. Eigenwillig, ästhetisch eindrucksvoll und sinnreich ist das Ergebnis ihrer Kooperation auf jeden Fall. Daneben sind auf der Empore und vor dem Treppenaufgang noch kleinere Einzelarbeiten des Duos zu sehen.

Die Ausstellung ist Teil des „Horizont Raum“-Preises

Die Ausstellung ist Teil des „Horizont Raum“-Preises, den die Freunde der artothek seit acht Jahren verleihen. Finanziell gefördert wird er außerdem durch die Kunststiftung NRW, die Sparkasse KölnBonn, die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und das Landesministerium für Kultur und Wissenschaft. Das besondere an diesem Preis: Er wird „im Voraus“ verliehen, von dem Geld konnten Knogl und Schmenger diese Ausstellung verwirklichen. „Anders hätten wir das nicht geschafft“, verrät Schmenger.

Ausgewählt werden Künstler, die sich schon einmal mit Projekten um eine Ausstellung beworben haben und die sich mit der speziellen Architektur der artothek auseinandersetzen. Da allerdings hat man in der Vergangenheit schon überzeugendere Preisträger gesehen. „Ultra“ braucht die Umgebung aus Nierentisch-Architektur in romanischen Gemäuern nicht, das Triptychon wirkt auch in anderer Umgebung.

Zeiten:

Bis auf Weiteres ist die artothek geschlossen!

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

artothek Köln
Adresse:Am Hof 50, 50667 Köln
Webseite: artotek: Ultra
KVB: Linie 5: Rathaus

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