Zukunftsgeist? Hauptsache der Rubel rollt

War es das nun mit dem „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste?“ Nachdem sich das Künstlerkollektiv der Räumungsklage des Vermieters geschlagen geben musste, ist selbst vonseiten der Stadt bisher keine Lösung in Sicht. Am 29. April 2021 heißt es raus aus dem Otto-&-Langen-Quartier, da hilft auch leider nicht der „Hope“-Schriftzug, der quer über dem Gelände an verschiedensten Stellen angebracht wurde. Eine vertane Chance?

„Es endet […] entgegen zahlreicher Ratsbeschlüsse fürs erste die Arbeit für eine innovative und gemeinwohlorientierte Nutzung des Otto-&-Langen-Quartiers“, lautet der Tenor der Pressemitteilung, die die raum13 gGmbH nun im Rahmen der Räumung an unterstützende und mitstreitende Parteien raus schickte. Eine zukunftsorientierte Nutzung des seit Jahren brach liegenden Geländes scheint damit in weite Ferne gerückt. Und damit auch die Chance der Stadt, ein bundesweit einmaliges Projekt in die eigenen Hände zu nehmen und dem Credo der kulturbeflissenen Stadt gerecht zu werden. Wieder einmal scheint der Raubtier-Kapitalismus den Sieg davonzutragen, zeitweise in unschönen Auseinandersetzungen zwischen Vermieter und Künstlerkollektiv ausartend. (www.ksta.de/koeln/khd-hauptverwaltung-koelner-investor-nennt-kuenstler–subventionsschmarotzer–37639650)

Und jetzt?

Nachdem das Kollektiv die Chance einer Umgehung der Räumungsklage langsam fortschwimmen sah, schaute man sich für die Unterbringung des Zentralwerks nach Alternativen um. Und fand sie auch gleich in der direkten Umgebung: Das benachbarte Grundstück, in Händen von NRW.Urban, klang durchaus vielversprechend, bot es doch weiterhin die Möglichkeit, sich dem zukunftsweisenden Projekt in unmittelbarer Nähe widmen und dem verschriebenen Auftrag weiterhin verfolgen zu können. „Präsent bleiben und […] vor Ort weiter für eine zukunftorientierte Entwicklung arbeiten zu können“ ist der Hintergrund dieses Handlungsvorschlages, mit dem das Kollektiv sich an das Rathaus wendete und der derzeit noch diskutiert wird.

Gute Karten sehen allerdings anders aus. Wie aus dem Rathaus zu hören sei, lehnt der Eigentümer eine Vermietung an die Stadt ab, „weil auf der ausgesuchten Freifläche angeblich Gefahr für Leib und Leben drohe und dies ebenso eine ungebührliche Belastung für einen kaufwilligen Privatinvestor sei.“ So zumindest der Buschfunk.

Nun liegt es an der Stadt, diese Handlungsempfehlung in konkrete Tatsachen umzusetzen. Wird die Stadt ihrer kulturellen Verantwortung gerecht? Hat sie den Mut, sich einem kulturellen Großprojekt anzunehmen, das, anders als die Opernsanierung, für die gesellschaftliche Basis zukunftsweisend sein könnte? Doch wäre es mit Mut getan, die Stadt hätte nach all den Ratsbeschlüssen und Zusicherungen lokaler Politikerinnen und Politiker wahrscheinlich schon längst das Zepter in der Hand. Nur leider ist Politik komplizierter – und Investitionsgebahren sowieso. Und egal, wie die Entscheidung letzten Endes ausfällt, das „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ hat schon jetzt nachhaltige Spuren hinterlassen: Eine lebenswerte, demokratische Zukunft läuft nur über ein gemeinschaftliches Befrieden kultureller, gemeinschaftlicher und kapitalistischer Bedürfnisse. Allem Raubtier-Kapitalismus zum Trotz.

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