Ein Blick in die Vergangenheit
Bis in die 1960er Jahre prägten Bergbau und Eisenverhüttung das Bild des Siegerlandes. Industrieanlagen und Menschen, die hier lebten und arbeiteten, weckten das Interesse von Fotografen wie Peter Weller, August Sander und Bernd und Hilla Becher. Die Ausstellung „Analogien“ in der SK Kultur zeigt mit insgesamt rund 100 Fotos und einigen Fotobüchern verblüffende Verbindungen zwischen deren Arbeiten.
Schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begann der gelernte Bergmann Peter Weller (1868 – 1940) die Bergbauanlagen seiner Heimat zu fotografieren. Sachlich und nüchtern „porträtiert“ er die Anlagen mit ihren charakteristischen Schornsteinen, Kühltürmen und Silos inmitten der Landschaft.
Industrieanlagen und Fachwerkhäuser
Sein systematisches Vorgehen nimmt die Arbeitsweise von Bernd und Hilla Becher vorweg. Unter ihrer Aufsicht entstanden 2002 hier gezeigte Neuabzüge von Wellers Schwarzweiß-Fotos. Auch von den Bechers sind vier Aufnahmen von Eisenhütten und Gruben zu sehen – ähnlich skulptural wie bei Weller. Bestimmend aber sind hier ihre Schwarzweiß-Serie siegerländischer Fachwerkhäusern.
Ähnlich distanziert wie Gebäude fotografierte Weller die Arbeiter. Wie ein Schnappschuss wirken die Bilder, die Bergleute bei der Drecksarbeit unter Tage zeigen. Kühl und sauber dagegen die Arbeit in der Maschinenhalle. Und lässig stellen sich die Abgebildeten wie für ein Familienalbum in Gruppen zusammen.
Posieren als Individuum und als Typus
Ganz anders die Herangehensweise August Sanders. Für sein Lebenswerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ sammelte er auch im Siegerland. Doch wen er als Einzelnen oder mit einer Gruppe für eines der sieben Kapitel wie „Der Handwerker“, „Der Bauer“, „Die Großstadt“ oder „Die Frau“ fotografierte, der nahm eine bestimmende Pose ein – so war das Ergebnis zugleich ein (oft namenloses) individuelles Porträt, gab zugleich aber auch einen „Typus“ wieder.
Thematisch ergänzt wird diese Ausstellung zur Konzept-Fotografie mit über 30 Arbeiten von Martin Rosswog. Er fotografierte um 2010 Dörfer, Wohnungen und deren Bewohner im Alentejo rund um die portugiesische Hauptstadt Lissabon sowie im Norden Portugals. Schwarzweiß und geometrisch stark gegliedert seine Dorfausnahmen von engen Straßen. Bunt dagegen die Innenaufnahmen der Wohnungen, bei denen ihm auch der intime Blick ins Schlaf- und Badezimmer erlaubt wurde. Sachlich und nüchtern auch diese Fotos – aber immer die Individualität ihrer ordnungsbewussten Bewohner zeigend.
Foto 1: Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln in Zusammenarbeit mit dem Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein e. V. – Peter Weller: „Marienhütte bei Eiserfeld/Sieg“ (1909-1914).
Foto 2: August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2020 – August Sander: „Kleinstadtfamilie“ (1911).
Zeiten:
Noch bis Sonntag!
Preise:
Eintritt: 5,50 €
Ermäßigt: 3,00 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
SK Stiftung Kultur
Adresse: Im Mediapark 7, 50670 Köln
Webseite: www.photographie-sk-kultur.de
KVB: Linien 12, 15: Mediapark