Alternativensuche in der Krise

Galerien und Ausstellungen sind geschlossen, Museen haben zu – Welche Möglichkeiten bleiben freien Künstlerinnen und Künstlern, die eigene Kunst weiterhin an die breite Öffentlichkeit zu bringen? Kreative Lösungen sind gefragt – und gerade in Zeiten der Corona-Krise können Online-Galerien nun ihren Nutzen beweisen. Pia Heser und Leonie Schlüter, die zur Zeit selbst in ihren künstlerischen Tätigkeiten eingeschränkt sind, gründeten aus dieser Situation heraus die Webseite „Between Walls“, die eine Brücke zwischen künstlerischem Leerlauf und künstlerischer Sehnsucht schlägt.

Wie der Name suggeriert, soll die Galerie vor allem eines sein: Eine Plattform, die mit Wänden bricht, die verschiedene Künste zusammenführt und die somit eine Anlaufstelle für Künstlerinnen, Künstler und Kunstinteressierte aller Art ist. „Unsere primäre Motivation ist es, Solidarität zu bekunden“, sagt Leonie. „Viele Künstler hat die Krise schwer getroffen. Einnahmen fallen weg, Präsentationsräume sind geschlossen und damit auch die Möglichkeit, seine Arbeiten in der Öffentlichkeit zu zeigen.“ Mit „Between Walls“ wolle man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Spenden sind gerne gesehen

Eingeladen zur Teilhabe an der Online-Galerie ist eine jede Künstlerin, bzw. ein jeder Künstler. Die Präsentation eigener Werke in Zeiten, in denen der öffentliche Raum in gewohntem Maße nicht zugänglich ist, der Verkauf der Kunstwerke und die Zusammenführung von Künstlerinnen und Künstlern, die unter anderen Umständen wohl nie zusammengekommen wären – die Plattform soll mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen. Dadurch erhaltet ihr als Nutzer die Möglichkeit ein divergentes und vielfältiges Portfolio von Künstlern kennenzulernen, die nebeneinander ausgestellt sind und doch unterschiedliche künstlerische Ansätze verfolgen. Fast so, wie in einer richtigen Galerie. Nur online halt.

Das eingenommene Geld kommt entweder dem Künstler selbst zugute – oder es fließt in einen Spendentopf, der unter allen teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern aufgeteilt wird. „Es geht nicht vorrangig um Geld, auch wenn es natürlich schön wäre, könnten die vielen freischaffenden Künstler dadurch einen Teil ihrer weggebrochenen Einnahmen kompensieren“, erklärt Leonie den Hintergedanken dieses finanziellen Modells. Vor allem sei das entstandene künstlerische Netzwerk ein wichtiger Aspekt, das, nachdem alles wieder in gewohnten Bahnen läuft, zukünftig auch erhalten bleiben soll.

Voller künstlerischer Rundumschlag

Skizzen, Zeichnungen und Pop Art-Comics, Fotografien, Skulpturen und sogar Bodypaintings – „Between Walls“ erzeugt ein gelungenes Mash-Up aus komplett unterschiedlichen Kunstrichtungen und gibt dadurch einen umfangreichen Überblick in verschiedenste Disziplinen. Ihr vermisst den obligatorischen Streifzug durch die Galerie nebenan oder durch das Museum eures Herzens? Ihr schafft selber Kunst und sucht nach einer Plattform, die euch die Möglichkeit gibt eure Werke zu präsentieren? Oder wollt ihr einfach nur die derzeit so gebeutelte freie Kunstszene unterstützen? „Between Walls“ bietet euch gleich alle drei Optionen und sie beweist eindrucksvoll, dass die Kunstwelt auch in schwierigen Zeiten eine enorme Widerstandsfähigkeit besitzt.

Link zur Webseite: www.between-walls.org

Link zum Interview mit Leonie Schlüter über die aktuelle Situation: Ausnahmesituation im Kunstbetrieb – Ein Interview mit einer freien Künstlerin

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