Das Leben hinter der Ausstellung
Sich in einer Ausstellung zu präsentieren, kann ganz schön anstrengend sein. Wie sich Akteure von dem Stress erholen, zeigt die Ausstellung „afterlife“in der artothek mit Arbeiten von Camillo Grewe: ein heiter-ironischer Kommentar zum Kulturbetrieb.
Zur Öffnungszeit präsentierten sich die Mäuse – oder Ratten? oder Maulwürfe? – den Museumsbesuchern auf hohen Podesten. Jetzt ist die Kunststätte geschlossen und die „Ausstellungsstücke“ müde: Eins der menschengroßen Tiere fläzt sich auf der umgestürzten Säule, ein anderes sitzt müde an die Wand gelehnt, das dritte schließlich hängt abgeschlafft über das Podest.
Hintergründige und spielerische Erzählfreude
Diese hintergründige Erzählfreude anzusehen macht Spaß – und bestätigt die Begründung der Jury, die Camillo Grewe in diesem Jahr das Friedrich-Vordemberge-Stipendium für Kunst der Stadt Köln (12.000 Euro und eine Ausstellung) zuerkannt hat. Seine Skulpturen und Installationen seien „komplex und weit fortgeschritten in ihrem individuellen künstlerischen Ausdruck“ urteilte die Jury unter anderem. Und weiter: „Der Eindruck eines spielerisch verorteten Prozesses, der Suche nach Neuland hält die Möglichkeit für Entdeckungen offen und weckt Neugier, die sich auf die Betrachter überträgt.“
Auch handwerklich verblüfft der 32-Jährige. Die Tiere hat der Künstler selber aus Noppenstoff genäht. Am schwierigsten seien die Füße gewesen. Häkeln kann das Multitalent (Grewe ist auch mit Musik erfolgreich) ebenfalls. So fertigte er auch die dünnen Schnüre für seinen „Highscore“, eine spinnennetzartige Zielscheibe in Sternform.
Nicht nur Stoff und Wolle zeigen die Lust des Künstlers am unverfälschten Material und einer Darstellung, die keinen Arbeitsschritt verstecken will. Zu sehen ist dies auch in der fragilen Skulptur „Regularien“ aus Metallbügeln und dünnen Schläuchen. Geplant war das Thema der aktuellen Ausstellung schon vor Corona. Während der Pandemie hat Grewe auch das Malen wiederentdeckt und sich in einem bartlosen Selbstporträt festgehalten. Malen will er künftig verstärkt.
Foto 1: Jürgen Schön – Wenn die Ausstellung geschlossen ist: Nach getaner Arbeit ist gut Ruh’n.
Foto 2: Jürgen Schön – Der Künstler Camillo Grewe und seine ermüdete Riesenmaus.
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Derzeit geschlossen, aus bekannten Gründen. Dennoch:
„Camillo Grewe: afterlife” – bis 21. November
artothek – Raum für junge Kunst, Am Hof 50, 50667 Köln
www.museenkoeln.de/artothek