Musik in Bildern festgehalten

Bekannt ist der Kölner Fotograf Chargesheimer vor allem durch seine Bilder, die das urbane Leben in Köln zeigen. Ein heute eher vergessenes Kapitel seines breiten Schaffens – er war unter anderem auch Maler, Lichtgrafiker und Bühnenbildner – zeigt jetzt das Kölner Stadtarchiv mit der Ausstellung „Chargesheimer fotografiert Jazz“. Zu sehen sind Aufnahmen aus den 1950er und 1960er Jahren, als Köln ein Mekka der deutschen Jazzfans war. 

Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Chet Baker, Billie Holiday, Louis Mc Kay, Kenny Clarke, Ralph Burnes, Josephine Baker, Woody Herman, Rudi Sehring, Johnny Fischer, Jutta Hipp, Karl Sauner, George Maycock oder Hans Koller – sie alle traten in Köln auf. Spielten im Botanischen Garten, im Williams-Bau, in kleinen Clubs. Viele eingeladen und betreut von Eissalon-Besitzer Gigi Campi, der zugleich auch Auftraggeber für Fotosessions war.   

Ob Studio oder Konzert: Chargesheimer war vor Ort 

Ob der frühe Cool Jazz oder die Hochzeit der Kölner Jazz-Big-Bands: Chargesheimer war mit seiner Kamera dabei, fotografierte im Studio, in der Garderobe oder machte während des Konzerts „Schnappschüsse“. Seine Bilder zierten Plattencover, erschienen in Magazinen oder waren wie im Fall Kenny Clarke für ein Buch geplant. Ihren letzten Schliff bekamen sie in der Dunkelkammer. In der Ausstellung lässt sich im Vergleich von Kontaktaufnahmen und dem „Endprodukt“ nachvollziehen, wie er den Ausschnitt suchte und das Foto bearbeitete. 

Josephine Baker etwa verschönte er respektvoll. Beim Porträt der Sängerin und Pianistin Jutta Hipp oder dem Schlagzeuger Karl Sauner dagegen ging er hautnah heran, da ist jede Pore zu erkennen. Den zusätzlichen besonderen kühlen Reiz machen bei Chargesheimer die meist sanften Schwarzweiß-Töne aus. 

Erste Ausstellung im neuen Stadtarchiv am Eifelwall 

„Chargesheimer fotografiert Jazz“ ist die erste Ausstellung im neuen, erst vor wenigen Wochen eröffneten Stadtarchiv. Dafür konnte Kuratorin Evelyn Bertram-Neunzig vom Rheinischen Bildarchivs auf den Nachlass des Fotografen zurückgreifen, den die Stadt 1978 erworben hatte (Chargesheimer – eigentlich Carl-Heinz Hargesheimer wurde 1924 in Köln geboren, um die Jahreswende 1971/72 beging er Selbstmord). Ein Schatz aus 2.640 Positiven und rund 40.000 Negativen. Aufbewahrt in Schuhkartons und nicht beschriftet. Für diese Fotoschau wurden 16 Filme mit 860 Negativen ausgewertet. 

Nun wäre eine Foto-Ausstellung über Musik ohne Musik dann doch etwas langweilig. Und so kann man – das Mitbringen von Kopfhörern vorausgesetzt – über einen QR-Code auf dem eigenen Smartphone in die Jazzwelt der jungen Bundesrepublik eintauchen. 

Parallel zur Ausstellung hat das Rheinische Bildarchiv im emons-Verlag einen Bildband herausgegeben. Mit über 200 Seiten mehr als nur ein Katalog mit Biografien der Fotografierten: So ist er um rund 100 Fotos umfangreicher als die Ausstellung. 

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Foto 1: Rheinisches Bildarchiv – Chargesheimer: „Chet Baker im Börsensaal, Köln 1955“ (Ausschnitt, Filmnegativ 6 x 6 cm).

Foto 2: Rheinisches Bildarchiv – Chargesheimer: „Die Saxophonisten der Kenny Clarke – Francy Boland Big Band im Rhenus-Studio, Köln-Godorf 1967“ (Filmnegativ 6 x 9 cm).

Foto 3: Rheinisches Bildarchiv – Chargesheimer: „Gigi Campi zusammen mit Joki Freund, Köln 1954“ (Ausschnitt Filmnegativ 6 x 6 cm).

Foto 4: „Chargesheimer fotografiert Jazz“: Der Katalog zur Ausstellung dokumentiert ein legendäres Kapitel Kölner Kulturgeschichte.

Zeiten:

bis zum 4. September 2022

Montag bis Donnerstag: 9:00 – 12:00 Uhr und 14:00 – 16:00 Uhr
Freitag: 9:00 – 12:00 Uhr

Preise:

Eintritt: Frei

Katalog: 

Preis: 35,00 Euro

Link: https://emons-verlag.de/p/chargesheimer-fotografiert-jazz-6269

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Historisches Archiv der Stadt Köln
Adresse:
Eifelwall 5, 50674 Köln
Webseite: https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/mitteilungen/24677/index.html

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