Lange hielt sich in der Bevölkerung das Vorurteil, die Jugend sei faul, ignorant und nur auf ihr Smartphone konzentriert. Damit ist nun Schluss. Fridays for Future mit Greta Thunberg im Rücken oder polarisierende Youtuber, die Jugend zeigt, dass sie auch anders kann. Und das hat eine ganz einfache und gar offensichtliche Begründung: „Es geht hier um unsere Zukunft. Wir können und wollen nicht tatenlos dabei zusehen, wie eine gänzlich andere Generation uns diese verbaut.“ Wen überrascht es da noch groß, dass sich auch im Theater die jugendliche Rebellion fortsetzt. Die Produktion „Der Heldenmodus“, auf die Bühne gebracht von einem jugendlichen Ensemble, führt selbst den fremdesten Betrachter der jugendlichen Sphäre die Probleme vor Augen, die junge Menschen in diesem Land bewegen.
Es sitzen vor mir: Elisa Franz, Harbi Hayder, Marie Neffgen, Emily Wunsch, Havva Sümbül Baran, Emma Schäfer, Marie Neffgen und Raphael Chassé. Sie sind zwischen 13 und 18 Jahren alt und gemeinsam bilden sie in diesem Jahr den Jugendclub der COMEDIA, welcher jedes Jahr eine Gruppe Jugendlicher an das Theater heranführt und mit ihnen eine eigens inszenierte Produktion ins Leben ruft. Dieses Jahr auf dem Programm: „Der Heldenmodus“. Angelehnt an das Stück „Heldenzentrale“, das im Januar seine Premiere feierte, beschäftigt auch sie sich mit der Frage, wer die Alltagshelden unserer Gesellschaft sind. Gibt es Personen, die sich in ihrem Alltag für andere Menschen, oder eben für eine ganze Generation, aufopfern und die versuchen, die Welt ein kleines Stück besser zu machen? Und gehörst Du vielleicht sogar dazu?
Meine erste Frage lässt nicht lange auf sich warten, habe ich doch die Vorlage selbst gesehen und einen billigen Abklatsch kann ich mir nur schwerlich vorstellen. Worum geht es also genau? „Es geht darum“, meldet sich Raphael zu Wort, „dass auch wir herausstellen wollen, dass es eine Vielzahl an Menschen gibt, die Gutes bewirken. Dass es Menschen gibt, die andere inspirieren und die sich dadurch zu Vorbildern aufschwingen.“ Mir liegt der Verdacht nahe, dass hier insbesondere auf Greta Thunberg angespielt werden soll. Wäre das nicht zu offensichtlich? Wäre das nicht zu platt? Doch ich werde eines Besseren belehrt.
„Greta ist natürlich das Gesicht, das medial heraussticht“, sagt Marie. „Doch wir sprechen auch andere Themen an, als nur Fridays for Future. Wir stimmen mit dem, was in diesem Rahmen abläuft, absolut überein, doch gibt es noch mehr Missstände, die unsere Aufmerksamkeit verdienen.“ Gerechtigkeit, Diskriminierung und Klimapolitik, Umweltverschmutzung, Populismus und Fake-News, die Produktion beschäftigt sich gleich mit einer ganzen Reihe von Problemen, die sich in der Mitte unserer Gesellschaft aufgetan haben. Und es zeigt sich, dass die Jugend eben nicht so kurzsichtig ist, wie vielerorts geschrien wird. Und dass sie sich nicht nur auf eine Verbesserung ökologischer Zustände konzentriert.
Ich frage mich, und spreche es auch gleich laut aus, ob das Ensemble von selbst auf diese Themenpalette gekommen ist. „Ja“, ist gleich aus mehreren Mündern zu vernehmen, doch dieses Mal ist es der Regisseur der Produktion, Andreas Schmid, der die Antwort zu Ende führt. „Zuallererst haben wir uns zusammengesetzt und uns Gedanken gemacht, welche Themen junge Menschen bewegen. Dabei kam so viel auf den Tisch, das konnten wir gar nicht alles verarbeiten. Also konzentrieren wir uns nun auf die Punkte, die uns am wichtigsten sind. Innerhalb der Produktion werden sie dann anhand eines Talkshow-Formats abgearbeitet.“ Und wie es für Talkshows so üblich ist, habt auch ihr, als Zuschauer, dabei die Gelegenheit Einfluss zu nehmen und euch der Diskussion zu stellen. Im Vordergrund steht insbesondere eine Diskussion von „Fakten“, mit dem Mittel der Übertreibung will euch das Ensemble dann einerseits auf die Dringlichkeit mancher Aspekte aufmerksam machen, andererseits will es damit den Diskurs aufheizen und zum Nachdenken anregen.
„Hier steckt eine Menge Arbeit drin“, sagt Raphael. „Eine Menge Gedankenarbeit und auch viel Teamarbeit. Wir wollen gehört und respektiert werden, das ist auch ein wichtiger Punkt der Fridays for Future-Bewegung.“ Mir schwant, dass nun ein Appell an die Erwachsenenwelt kommt. Und er kommt. „Sag mir, verstehst du unsere Generation?“ Ich verneine. „Wieso geht man nicht auf unsere Sorgen ein? Weil wir noch nicht unser eigenes Geld verdienen? Das ist doch Schwachsinn. Das ist unsere Zukunft, die da gerade verbockt wird.“ Ich frage in die Runde, worin denn genau das Problem liege. Doch ich kenne die Antwort bereits. Es ist wieder Raphael, der antwortet: „Die Erwachsenen verstehen uns doch gar nicht, sie haben keinen Bezug zu uns. Mit der Produktion geben wir einen Einblick in unser Leben, womit wir jedoch nicht um Verständnis bitten wollen. Nein, wir wollen Verständnis mit auf den Weg geben. Und wir denken, dass uns das ganz gut gelungen ist.“
Die Jugend erhebt sich. Und sie hat viel zu sagen. Ihr wollt sie verstehen? Ihr seid so wie ich auch planlos, was genau sie bewegt und womit man sie in politische und gesellschaftliche Diskurse einbringen kann, ohne sie aufgrund ihres Alters herabzustufen? Dann schaut euch doch einfach „Der Heldenmodus“ an und erlangt einen kleinen aber dennoch umfangreichen Einblick in die Seelenwelt unserer mittlerweile ziemlich engagierten Jugend.
Wir wünschen euch viel Spaß.
Fotos: Andreas Schmid / COMEDIA
Zeiten:
21. Juni 2019:
19:00 Uhr
22. Juni 2019:
19:00 Uhr
26. Juni 2019:
11:00 Uhr
26. Juni 2019:
19:30 Uhr
27. Juni 2019:
11:00 Uhr
27. Juni 2019:
19:30 Uhr
Preise:
Schüler/Studenten/Auszubildende/Köln-Pass:
6,00 €*
Erwachsene: 9,00 €*
Schulen/Kindergärten:
5,00 €*
Familen-/Gruppenkarte:
30,00 €* (für 5 Personen, jede weitere Person zahlt 6,00 €)
*zzgl. VVK-Gebühren
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
COMEDIA Colonia Theater gGmbH
Adresse: Vondelstraße 4-8, 50677 Köln
Telefon: 0221 – 888 77 222
Webseite:
www.comedia-koeln.de/junges-theater/programm/der-heldenmodus-13.html
KVB:
Linien 15, 16, 17: Chlodwigplatz
Linien 15, 16: Ulrepforte