Steinstaub wirbelt durch die Luft, markerschütternde Laute von Kalkstein zerschmetternden Handwerksinstrumenten begleiten die Arbeit der Steinmetze. Männer hieven ein Kapitell auf einen Holzkarren, der bereits die Last von fünf Skulpturen trägt. Das Wiehern zweier Pferde ist zu hören, die ungeduldig auf die Abfahrt warten, um die Fracht in das Umland zu befördern. So, oder so ähnlich, muss es ausgesehen haben, als der Samsonmeister und seine Kollegen in ihren mittelalterlichen Werkstätten jene Werke fertigten, die derzeit im Museum Schnütgen ausgestellt werden. Im frühen 13. Jahrhundert entstanden, könnt ihr noch bis zum 30. Juni 2019 die Arbeiten des Samsonmeisters begutachten, welche zu den interessantesten und qualitativ hochwertigsten Steinbildwerken im Rheinland gehören. Die Ausstellung „Der Samsonmeister und seine Zeit“ katapultiert euch zurück in die Epoche der Romanik und gibt Einblicke in detailgetreue Steinmetzarbeiten, deren Ursprünge einerseits eindeutig sind. Andererseits unterliegen sie gewissen Mysterien…

„Der Samsonmeister war eine rätselhafte Gestalt.“ Dr. Karen Straub ist Kuratorin des städtischen Museums, und es ist unter Kunstinteressierten beileibe kein großes Geheimnis, dass die Überlieferung von Werken der romanischen Zeit oftmals zu wünschen übrig lässt. „Wir wissen, dass einige unserer Ausstellungsstücke von ihm stammen. Aber wer er war und wie er hieß, das ist bis heute nicht bekannt.“ Also benannte man den herausragenden Bildhauer einfach nach der bedeutenden, von ihm gefertigten Skulptur des Samson, der nach den Schilderungen im Alten Testament mit Gottes Hilfe einen Löwen mit bloßen Händen bezwang. Warum auch nicht…

Jene Skulptur ist ebenso Teil der Ausstellung wie zahlreiche Kapitelle, die jeweils von feinster Handwerkskunst zeugen und Bestandteile verschiedener Bauwerke waren. Die Hauptausstellungsobjekte stammen aus der Benediktinerabtei Maria Laach, einige andere Werke sind ebenfalls rheinischen Bauwerken zuzusprechen, doch leider kann nicht bei allen Arbeiten eine zweifelsfreie Zuordnung getroffen werden.

Zwei Skulpturen, die man wohl ohne Bedenken unter die Highlights der Ausstellung verbuchen darf sind der schreibende Engel und der schreibende Teufel. Sie sind wohl in den Jahren zwischen 1210 bis 1220 entstanden und stammen aus dem Bonner Münster. „Die Überarbeitungen haben dazu geführt, dass eine strikte Zuordnung leider nicht mehr möglich ist“, erklärt die Kuratorin des Museums. Was aber wohl klar ist: Die beiden Skulpturen waren vermutlich Bestandteil eines Chorgestühls und notierten die Sünden und guten Taten derjenigen, die den Chorbereich des Münsters betraten. Ob sie immer noch schreiben?

Aufgrund seiner Sammlungsgeschichte, die auf den Domkapitular Alexander Schnütgen zurückgeht, zeigt das Museum in seiner Dauerausstellung größtenteils Werke, die ursprünglich aus Kirchen und Klöstern stammen. Da passen die Arbeiten des Samsonmeisters, die in der Epoche der Romanik allerlei kirchliche Gebäude schmückten, natürlich hervorragend rein. Und jetzt sind sie für euch zugänglich und ihr könnt einen Blick auf bildhauerische Arbeiten werfen, die auch Menschen in Staunen versetzen, die sich ansonsten nicht allzu sehr für sakrale Kunst interessieren. Uns zumindest hat es überraschend gut gefallen. Wir wünschen euch viel Spaß.

Foto 1: Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte Köln, Matz und Schenk
Foto 2: Rheinisches Bildarchiv, Köln/ M. Mennicken, E. Bauer

Zeiten:

bis zum 30. Juni 2019.

Preise:

Eintritt: 6,00 €*
ermäßigter Eintritt: 3,50 €*
Gruppen ab 10 Personen:
3,50 €*
Kinder und Schüler: kostenlos*
*inkl. Sammlung

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Museum Schnütgen
Adresse: Leonhard-Tietz-Straße 10, 50676 Köln
Webseite: www.museum-schnuetgen.de/Der-Samsonmeister-und-seine-Zeit
KVB: Linien 1, 7, 9, 16, 18: Neumarkt
Linien 1, 5, 7, 9: Heumarkt

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