Gegen jeden Standard

Mit der aktuellen Doppelausstellung von Renate Geiter und Andreas Helweg trotzt die Galerie Daneben der Corona-Pandemie und einem gefälligen Positivismus. In einem Land, das Wohlstand und Ästhetisierung als die Selbstverständlichkeit des Seins definiert, beschwört die Ausstellung (gewollt oder ungewollt) ein Zeitalter der Dunkelheit, in der die Lebensqualität nicht geschmälert ist.

Mit malerisch-poetischen Streifzügen durch Lindenthal, Sülz und Klettenberg sowie fotografischen Impressionen aus dem Blücherpark (Bilderstöckchen) vereinen sich die Künstler in der Dämmerung ihrer Motive und offenbaren die Bemühungen des Menschen um die Schaffung von Wohlbefinden wie Identifikation. Die Gestaltung des Blücherparks etwa zeigt stellvertretend für viele städtische Grünflächen den Entwurf von Natur auf dem Reißbrett der Gesellschaft. Helweg dokumentiert hier mit vermeintlich federleichter Kamera eine Architektur, die wie aus den Katalogen konkurrierender Anbieter erscheint: rechte Winkel, Symmetrie und die genormten Stützkorsagen neuer „Baum-Bauten“ entlarven die Künstlichkeit der Areale.

Nicht minder sehnsuchtsvoll hält Geiter markante Adressen und Straßen, etwa das Weißhauskino, das Haus Unkelbach, das Hotel Lux oder die Bahnhaltestelle Weyertal als identitätsstiftende Stätten in zwölf kleinformatigen Malereien mit impressionistischen und surrealen Untertönen fest.

Beide Werkschauen kommen in der Krise überwiegend ohne Menschen aus. Jene fehlen auf den Motiven schlicht und warten vermutlich abgeschirmt und geschützt voneinander in den Häusern abseits der Parkanlagen und Straßen auf bessere Zeiten. Die nachdenklich stimmende Ausstellung ist bis zum 29. Mai zu sehen.

Foto1: Thomas Dahl – Renate Geiter lässt den Herbst für die kommenden Dekaden über Köln verharren.  
Foto2: Thomas Dahl – Andreas Helweg dokumentiert auf dem Reißbrett entworfene Natur.

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Anmerkung: 

Aufgrund der aktuellen Situation lässt die Galerie nur zwei Personen gleichzeitig in die Ausstellungsräume. Mundschutzpflicht besteht auch hier. Also immer schön #Abstandhalten! 

Zeiten: 

Noch bis zum 29. Mai

Mittwoch bis Freitag:
14:00 – 18:00 Uhr

Sonntag: 
12:00 – 16:00 Uhr

Preise:

Eintritt: Kostenfrei

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung: 

GALERIEdaneben
Adresse: Lindenstraße 99, 50674 Köln
Webseite: www.galeriedaneben.de
KVB: Linien 1, 7: Moltkestraße

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