20./21. August 1968. Truppen des Warschauer Paktes marschieren in die Tschechoslowakei ein und setzen den Startschuss zur Beendigung des Prager Frühlings. Es ist ein Moment, der in die Geschichte eingeht und als Zerschlagung demokratischer Bestrebungen in kommunistischen Zeiten gilt. Ein Moment, der die wahren Absichten des Kommunismus offenlegt: die widerstandslose und unreflektierte Anteilnahme am herrschenden gesellschaftlichen Konstrukt. Der Prager Frühling hingegen, er war ein Durchbruch in einem starren System, öffnete Gesellschaft wie auch institutionelle Vereinigungen und predigte Humanismus. Er setzte sich ein für die Abschaffung der Zensur, für freies und kritisches Denken und eine gleichwertige Behandlung aller gesellschaftlichen Schichten. Eine wichtige Person jener Bewegung: Alexander Dubček, der mit seinem Handeln die Geschicke der Welt nachhaltig veränderte…
„Es ist mir eine persönliche Angelegenheit.“ Milan Sládek, geboren in der heutigen Slowakei und der Regisseur des ‚Dubček Spring‘, sah sich selbst mit den Irrungen und Wirrungen des Kommunismus konfrontiert. Nachdem er in der Folge der Zerschlagung des Prager Frühlings sein Pantomimentheater in Bratislava schließen musste, emigrierte er nach Schweden, nur um kurze Zeit später, im Jahre 1970, in Köln seine zweite Heimat zu finden. „Es war eine schwierige Zeit und man musste um seine Überzeugungen kämpfen. Alexander Dubček war ein Pionier diesbezüglich, er war ein großer Denker, stand für Humanismus und Freiheit.“ Um daran zu erinnern, inszeniert Sládek nun den ‚Dubček Spring‘, der die Person des Alexander Dubček in mehreren Akten collagiert. „Es ist eine Reminiszenz bestimmter Situationen, die ich selbst erlebt habe, wie ich Alexander Dubček gesehen habe“, erklärt Milan, der selbst in der Inszenierung mitspielt. „Für mich war es wichtig, den Fokus auf die Person Dubček zu legen. Wer war er? Was hat ihn bewegt? Wie verlief sein Leben?“
Deswegen sprach sich der Regisseur auch mit Personen ab, die Dubček persönlich kannten. Die Aufführung, die in Banska Bystrica Premiere feierte und nun ihre Deutschlandpremiere in der Volksbühne am Rudolfplatz hat, beruht somit auf sorgfältig recherchierten Fakten. „Mir ward es leider nicht vergönnt ihn persönlich kennenzulernen. Ich habe für den Aufbau des Stückes daher mit Menschen gesprochen, die persönlichen Zugang zu ihm hatten, mit seinen beiden Söhnen, mit seinem Biographen. Die Konzentration darauf, wie er wirklich war, macht die Produktion aus.“
Nun mag sich der ein oder andere vielleicht denken, der Prager Frühling tangiere ihn nicht sonderlich. Doch selbst jüngeres Publikum spricht die Produktion an. „In der Slowakei interessieren sich die jungen Menschen wieder verstärkt für die Ereignisse, die im Jahre 1968 stattgefunden haben. Man denkt nicht mehr unbedingt: Das war zu Zeiten meiner Eltern, was interessiert mich das?!“ Die Erinnerungskultur steht im Vordergrund, unterhaltsam in Szene gesetzt.
„Wir verarbeiten in der Inszenierung mehrere Theater-Techniken, mit denen wir unterschiedliche Emotionen hervorrufen und verschiedene Bilder anbieten wollen.“ So sprechen die Darsteller unter anderem durch nonverbales, pantomimisches Schauspiel euren emotionalen Apparat an, was wiederum rationales Denken in Gang setzen soll. Dadurch wird euch einerseits eine klare Aussage vermittelt, andererseits spielt die Aufführung mit der Beanspruchung eurer kreativen Interpretationsfähigkeit, gesehene Dinge in einen logischen Kontext zu setzen und über das Gesehene nachzudenken. „Irgendwie wollen wir auch etwas spiegeln, was gerade über die Pantomime gut erreicht werden kann. Der Kommunismus, der Druck, der auf der Bevölkerung lag, mittlerweile hat sich viel geändert, aber wir sollten uns diese Situation stets vor Augen führen.“
Euch ist der Prager Frühling nur über drei Ecken bekannt? Ihr interessiert euch für die Irrungen und Wirrungen komplexer gesellschaftlicher Konstrukte und vor allem für Personen, die Systeme durchbrechen und gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben? Die Produktion ‚Dubček Spring‘ nimmt sich genau diesen Thematiken an und stellt euch in einer technisch versierten Art und Weise die Person des Alexander Dubček vor; einen Menschen, der sich ungeachtet gesellschaftlicher Repressalien für eine humanere Welt einsetzte. Wir sind dabei. Ihr auch?
Fotos: Ctibor Bachraty / Volksbühne am Rudolfplatz
Zeiten:
16. Januar 2019 – Deutschlandpremiere:
19:30 Uhr
17. Januar 2019:
19:30 Uhr
Preise:
Eintritt: 29,50 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Volksbühne am Rudolfplatz gGmbH
Adresse: Aachener Straße 5, 50674 Köln
Telefon: 0221 – 25 17 47
Webseite: www.volksbuehne-rudolfplatz.de/990-milan-sladek-dubcek-spring
KVB: Linien 1, 7, 12, 15: Rudolfplatz