Theaterakademie übernimmt das Theater am Sachsenring
Über 30 Jahre lang begeisterte das Theater am Sachsenring mit Schauspiel der Extraklasse. Damit ist seit diesem Jahr Schluss, denn am 31. Dezember 2019 fiel im Theater der Vorhang zum letzten Mal. Und damit hat das Haus große Fußstapfen hinterlassen. In denselben Räumen ein neues Theater zu eröffnen, das bringt also schon von vornherein eine riesengroße Herausforderung mit sich. Und wenn dann noch eine Pandemie um die Ecke kommt, dann ist das Chaos perfekt. Die Theaterakademie Köln (TAK) hat sich den Räumlichkeiten angenommen und der Plan war, von April an das Theater von der BOX bespielen zu lassen: Ein Zusammenschluss, der sich aus den Schauspielschülerinnen und Schauspielschülern der Akademie zusammensetzt, die alle zusammen die künstlerische Leitung des Theaters übernehmen und die das Theater dementsprechend auch selbst verwalten werden. Eine Mammutaufgabe, dessen Vorbereitung sich nun aufgrund der Pandemie um Monate in die Länge zieht.
„Wir waren gerade mitten in den Vorbereitungen“, erzählt Carina Mischke (23). „Aber dann kam die Anordnung des Veranstaltungsverbots. Das zwang uns natürlich zum Umdenken.“ Zwar dürfen Theater ihren Betrieb mittlerweile wieder aufnehmen. Allerdings seien die Unwägbarkeiten zu groß gewesen, als dass man sich auf einen Spielbeginn festlegen wollte, der vor Beginn der nächsten Spielzeit liegt. Also einigte man sich darauf, den Start auf die nächste Spielzeit zu verlegen und die Vorbereitungen zu einem großen Teil über Zoom zu regeln.
Ein breit aufgestelltes Team, eine Bühne für die Stadt
Die unmittelbare Vorfreude und das Lampenfieber wurden also vertagt, die Planungen gingen jedoch weiter: „Jetzt haben wir genug Zeit, die Strukturen weiter zu integrieren und den Theaterbetrieb angemessen zu justieren“, sagt Agnes Fischer (28). „Die treibende Frage dabei bleibt bestehen: Wie wollen wir das Theater aufbauen?“ Dieser Frage geht auch weiterhin ein Team nach, das in seiner Gesamtheit fast alle Jahrgänge berücksichtigt, die an der TAK ihre Ausbildung durchlaufen. Zweit- und Viertsemestler, Fünft- und Sechstsemestler, jeder bringt ein eigenes Skillset und eigene Vorstellungen ein, die in der Gruppe besprochen werden und die so zu einem möglichst abwechslungsreichen Programm führen sollen.
„Alle Schülerinnen und Schüler haben Schauspielunterricht, können Regieassistenzen machen und haben mit der Regieklasse auch die Möglichkeit sich als Regisseurinnen und Regisseure zu beweisen. Diese Fähigkeiten lassen sich natürlich auch in das Theater integrieren und ermöglichen es uns, auch eigene Stücke in der BOX zu inszenieren“, sagt Michael Meyer. Auf der Bühne wird sich diese gelernte Vielfalt dann in einem mannigfaltigen Programm widerspiegeln, das gleich mehrere Künste unter einem Dach vereint. Jugend- und Erwachsenentheater, Lesungen und Musikabende, das Team der BOX möchte so den Schülerinnen und Schülern der Akademie die Gelegenheit geben, sich auf der Bühne zu erproben. „Wir sind aktiv daran interessiert, so vielen wie möglich eine Bühne zu bieten“, sagt Agnes. Das schließt neben Arbeiten an der Akademie jedoch auch Darbietungen von Künstlerinnen und Künstlern, Gruppen und Ensembles aus der freien Szene ein: „Die Situation ist für alle schwer. Es wäre schön, wenn wir einigen die Gelegenheit bieten können, weggebrochene Aufführungen bei uns nachzuholen.“
Premierenwoche statt Premierenabend
Das gilt allerdings nicht nur für Veranstaltungen hausfremder Theatergruppen, auch der eigene ausgefallene Spielplan soll zu einem erheblichen Teil nachgeholt werden. Aufführungen, die eigentlich seit April auf der Bühne am Sachsenring aufgeführt werden sollten, werde man, sofern der Zeitplan es zulässt, im Spielplan der nächsten Spielzeit unterbringen. „Das wird mit aller Wahrscheinlichkeit nicht bei allen Veranstaltungen funktionieren“, erklärt Michael die momentane Planung, „aber bisher konnten wir für die Hälfte der ausgefallenen Aufführungen Ersatztermine finden.“
Das Highlight, auf das sich alle freuen, ist die Eröffnungsveranstaltung, die für Anfang September anvisiert wird. Denn die BOX plant, die Eröffnung nicht an einem Abend abzuhandeln, sondern auf eine komplette Woche zu verteilen. Und damit will sie auch sofort ihrem Anspruch gerecht werden, möglichst vielen Künstlerinnen und Künstlern die Chance zu geben, sich auf der eigenen Bühne auszutoben. Von Dienstag bis Samstag wird es jeden Abend andere Veranstaltungen geben, die das Leistungsspektrum der Akademie in dessen Gesamtheit darstellen und ausfüllen sollen. Samstags wird die Eröffnungswoche dann mit einer hauseigenen Premiere abschließen. Denn man wolle gleich schon zu Beginn alles repräsentieren, wofür dieses Projekt steht: Diversität, Gemeinschaft und jede Menge Spaß.
Foto: Das Team der BOX (von links oben nach unten): Carina Mischke, Agnes Fischer, Luise Ferneding, Michael Brücken (Mitglied im Verein, welcher der Inhaber des Theaters ist), Philipp Birkmann, Paulina Triebs, Elena Fellisch, Michael Meyer