
Trotz strömenden Regens: Demonstranten schützen das NS-Dokumentationszentrum vor rechten Putin-Fans. Foto: Jürgen Schön
Mehrere hundert Demonstranten verhinderten am Samstag – zwei Tage vor dem 8. Mai – bei strömendem Regen einen Aufzug rechter Putin-Fans vor dem NS-Dokumentationszentrum. Diese wollten im Innenhof des EL-DE-Hauses Blumen in Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs niederlegen. Am 8. Mai wird in Russland des „Großen Vaterländischen Kriegs“ erinnert, für Putin wichtiges Propaganda-Narrativ und Begründung für den Krieg gegen die „nazistische“ Ukraine und deren „jüdischen Regierungschef“.
Hinter den Putin-Anhängern steht im Wesentlichen die Organisation „Brücke Freundschaft zwischen Russland und Deutschland“. Diese wird getargen von der in Köln lebenden Elena Kolbasnikova und ihrem Partner Max Schlund. Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft ihr im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg die Billigung von Straftaten sowie Verstöße gegen das von der EU und Deutschland verhängte Embargo gegen Russland vor. Sie ist bekannt für ihre enge Zusammenarbeit mit Vertretern der extremen Rechten. Ihr Verteidiger und Mitstreiter ist der in Köln bekannte ehemalige Funktionär von pro Köln und pro NRW sowie aktuell von „Aufbruch Leverkusen“, Markus Beisicht. Kolbasnikova pflegt enge Kontakte zu ehemaligen AfD- und NPD-Funktionären, Rechtsextremisten, Reichsbürgern, Verschwörungs-Ideologen und Corona-Leugnern.
Doppelte Polizeikette trennte die Demonstranten
Die linken Gegendemonstranten standen vor dem EL-DE-Haus und verhinderten so den direkten Zugang der etwa 200 Rechtsextremisten – einige in Militär-Uniform, die von Deutz mit Russlandfahnen, Transparenten und Fotos ordensgeschmückter toter Soldaten anrückten. Eine doppelte Polizeikette hielt sie an der Ecke Kreuzgasse/Neven-DuMont-Straße fest Dort legten sie zwar einige Blumen ab, räumten diese aber auch schnell wieder weg und zogen wieder ab.
Aufgerufen zur Gegendemonstration hatte der Freundeskreis „EL-DE-Haus e.V.“. Er wurde von 50 Kölner Organisationen unterstützt, darunter Arsch Huh, Naturfreunde, Jugendclub Courage, SPD, CDU, Grüne, Volt und Linke sowie Einzelpersonen wie Lale Akgün oder Fatih Cevikkolu. Verschiedene Redner und Rednerinnen warnten vor dem Missbrauch der Geschichte und riefen dazu auf, die Demokratie zu stärken. Polit-Musiker Rolli Brings griff die Wandinschrift einer jungen Ukrainerin in einer Gefängniszelle der ehemaligen Gestapozentrale auf, die dort auf ihre Hinrichtung wartete. Deutlicher konnte der Irrsinn der rechten Demo-Begründung nicht gemacht werden.