Köln rühmt sich gerne damit tolerant und aufgeschlossen zu sein, für die eigenen Bürger einzustehen und eine Pionierstellung in der Akzeptanz, Integration und Teilhabe der homosexuellen Community einzunehmen. Was würde da besser passen, als die derzeitige Ausstellung ‚Expanded Graphics‘ im Museum Ludwig, die Werke der britischen Pop art – Künstler David Hockney und Richard Hamilton beherbergt? Hockney nämlich, selbst homosexuell und mittlerweile der teuerste Künstler der Welt, macht in seinen Werken seit jeher darauf aufmerksam, was in unserer Gesellschaft eigentlich schon zum guten Ton gehören sollte: Dass Homosexualität etwas Gewöhnliches ist. Etwas, das keiner weiteren Erwähnung bedarf und das sich ebenso in alltägliche Prozesse eingliedert wie heterosexuelles Verhalten. Passt das nicht perfekt zu Köln?

„Die Werke Hockneys sollten sich bei uns wie zu Hause fühlen. Köln ist offen und tolerant, die Selbstverständlichkeit der Homosexualität, die Hockney in seinen Werken oft aufgreift, dürfte sich in das hier vorherrschende Lebensgefühl gut eingliedern.“ Die Kulturdezernentin der Stadt, Susanne Laugwitz-Aulbach, stimmt diesem Konzept in der vorbereitenden Pressekonferenz zumindest ebenso zu. „Diesen künstlerischen Ansatz sollte man nicht nur mit Worten artikulieren, sondern man sollte ihn in den Mittelpunkt von etwas stellen, man sollte ihn präsentieren.“

Dies vollbringt die Ausstellung vor allem durch die Zurschaustellung der Illustrations for Fourteen Poems by C.P. Cavafy, die gleich drei Intentionen Hockeys versinnbildlichen. Neben seinem Interesse an der Druckgrafik sowie an intermedialen Darstellungsmöglichkeiten von Literatur und bildender Kunst, beinhalten die Grafiken insbesondere, passend zu den Gedichten natürlich, eine selbsterklärende und allzu gewöhnliche Darstellung homosexueller Energien in einer durch Heterosexualität geprägten Gesellschaft. Radierungen, Lithografien und Papierzeichnungen, die Ausstellung präsentiert gleich eine ganze Palette an Hockeys Werken, die in Verbindung mit den Arbeiten Hamiltons einen umfangreichen Einblick in die britische Pop art – Bewegung der 60er – 70er – Jahre gibt.

„Das alles ist schon ziemlich mind-blowing“, sagt auch der Direktor des Hauses, Yilmaz Dwiezior, der sich gleichwohl über Schenkungen aus der Sammlung der Kölner Herbert Meyer-Ellinger und Christoph Vowickel freut. „Die Ausstellung verbindet zwei befreundete Künstler und stellt Aspekte von Hockney und Hamilton heraus, die man vorher nicht unbedingt kannte.“

Verantwortlich zeigen sich dafür insbesondere zwei Filme von Oscar – Gewinner James Scott, die sich jeweils mit den beiden ausgestellten Künstlern beschäftigen, Hintergrundinformationen zu deren Schaffensphasen geben und die darüber hinaus abwechselnd im Rahmen der Ausstellung rezipiert werden können. „Die Filme stehen in Relation zu den Arbeiten beider Künstler. Man sieht, wie Hockney seine Werke herstellt und wie Hamilton das Reale in seinen Arbeiten verwirklicht.“ Denn gerade Letzteres, eine Darstellung des Realen, der kulturellen Realität, ist ein großer Teil der Pop art – Bewegung, und da passen Hockneys Bilder doch perfekt rein. Oder doch nicht?

Bildet euch doch einfach selbst eine Meinung darüber und werdet im Museum Ludwig Zeuge einer Ausstellung, die sich der Avantgarde der Pop art widmet und bedeutende Künstler jener Epoche in den Mittelpunkt rückt. Heterosexualität und Homosexualität, künstlerisch verarbeitete Werbemaßnahmen und kulturelle Einschläge gesellschaftlicher Gegebenheiten, die „Expanded Graphics“ – Ausstellung geht über das Gewöhnliche heraus und hebt gleichzeitig das Gewöhnliche hervor. Wir wünschen euch viel Spaß.

Zeiten:

noch bis zum 14. April 2019

Preise:

regulärer Eintritt:
11,00 €
ermäßigter Eintritt:
7,50 €

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Museum Ludwig, Köln
Adresse: Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Telefon:
0221 – 221 261 65
Webseite:
www.museum-ludwig.de
KVB:
Linien 5,16, 18: Dom/Hbf
Linie 5: Rathaus

Diesen Artikel weiterempfehlen: