Wie klang wohl die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach bei ihrer Uraufführung 1727 in der Thomaskirche zu Leipzig? Bedrohlich, elegant und filigran? Oder doch eher chaotisch, schnelllebig und ekstatisch? Man wird es wohl nie wissen, denn Audio-Mitschnitte, wie sie heutzutage jedes Handy machen kann, waren damals noch nicht möglich. Eigenständige Interpretationen von Musikstücken und Notentexten gehören aus diesem Grunde zum Alltag eines jeden Musikers, denn die hundertprozentige Wiedergabe eines Originalklanges ist nicht realisierbar. Einer der ersten Komponisten dieser Aufführungspraxis, die auf eine eigene historisch informierte Interpretation eines Werkes sowie auf die ursprünglich genutzten Instrumentarien setzt, war Felix Mendelssohn Bartholdy, dem die Philharmonie Köln nun ein eigenes Festival spendiert und das zum ersten Mal überhaupt veranstaltet wird. Mit „FELIX!“ widmet sich die Philharmonie der „alten Musik“, setzt sie modernen und zeitgenössischen Intonationen aus und bringt euch musikalische Stilrichtungen näher, mit denen, zumindest gehen wir davon aus, nur die wenigsten Menschen regelmäßig Kontakt haben. Ihr habt Lust auf neue Einflüsse und eine vollumfängliche Erweiterung eures musikalischen Horizonts? Here we go…
Als Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1829 Bachs Matthäus-Passion wieder zum Leben erweckte, rund 80 Jahre nach dessen Tod, wagte er sich als einer der ersten Komponisten an zeitgenössische Interpretationen „alter Musik“ heran. Damals ahnte noch niemand, dass er damit den Grundstein für die folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte legen sollte. Denn mittlerweile gehören historisch informierte Interpretationen zum guten Ton des Musikbetriebes, auch wenn sich der Bekanntheitsgrad dessen wahrscheinlich größtenteils in interessierten und passionierten Kreisen bewegt. „Das Festival ist der Versuch, die Musik des 18. Jahrhunderts wieder ins Leben zu rufen und für das heutige Publikum bekannter zu machen“, sagt Louwrens Langevoort, der Intendant der Kölner Philharmonie. „Es wird sich vor allem um Musik drehen, die nur selten abgedeckt ist. Sowas hat man in Köln bisher noch nicht gesehen. Und da die Stadt immer offen für Neues ist, passt das Festival perfekt hier rein.“
Zwar hört sich die historische Aufführungspraxis, und gerade die Nennung des Namens Johann Sebastian Bach, schwer nach Barock an, doch wird die Genrepalette des Festivals weitaus reichhaltiger ausfallen. Das Festival setzt sich zum Ziel, euch allerlei historischer Musik anheimfallen zu lassen und dafür nimmt es weitere Stilrichtungen „alter Musik“ in seinem Aufführungsrepertoire mit auf. Japanisches Nô-Theater, welches seinen Ursprung im Japan des 14. Jahrhunderts hat und dessen Schauspiel sich um Bambusflöten- und Trommelspiel ergänzt sieht, wird ebenso Teil dessen sein wie traditionelle Gamelan-Musik, die unter anderem in Indonesien eine feste Größe ist und insbesondere bei Staatsbesuchen ihre volle Wirkung entfaltet, sowie persische Kunstmusik. „Das Festival soll in erster Linie eine Hommage an Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Referenz zu Bach und dessen Schaffen sein“, sagt Langevoort. „Der romantisierende Gedanke an die Barock-Musik steht im Vordergrund, aber ebenso setzt sich das Festival mit unterschiedlichsten Richtungen auseinander, die sich alle mit der historischen Aufführungspraxis in Verbindung bringen lassen und die wir in diesem Rahmen wieder aufleben lassen möchten.“
Aufgeführt werden die Stücke in der Philharmonie sowie an ausgewählten Orten in der ganzen Stadt, wie beispielsweise in der Trinitatiskirche oder dem klub domhof. Am Werke sind Ensembles, die sich in den jeweiligen Disziplinen weltweit einen Namen gemacht haben und die immer darauf bedacht sind, die originalen Klänge der Stücke nach eigenen Interpretationen rüberzubringen. „Es spielen vor allem junge Ensembles“, erläutert die Konzertplanerin der Kölner Philharmonie, Frauke Bernds, die Zusammenstellung der aufführenden Künstler. „Sie bilden einen Querschnitt durch die Szene und sie alle bringen ihre eigene Interpretation der gespielten Werke mit.“
Das klingt irgendwie nur so lala? Denn ihr verbindet den Begriff des Barocks vor allen Dingen mit schnöden Gedichtsanalysen aus der Schulzeit? Weit gefehlt. „FELIX!“ nimmt euch mit auf die Spuren des Felix Mendelssohn Bartholdy und hält für euch Aufführungen in der Hinterhand bereit, die es so in Köln bisher noch nie gegeben hat und die euch in ganz neue Gefilde musikalischer Kompositionen einführen. Unsere Empfehlung: Falls es euer Portemonnaie zulässt, so schaut euch doch einfach mal das ein oder andere Konzert an und vielleicht findet ihr ja nachhaltig Spaß an dieser Art Musik. Who knows…
Wir wünschen euch auf jeden Fall ganz viel Spaß. Genießt es!
Bild 1: Sua Dolce Maest – Clovis Michon
Bild 2: Gamelan Taman Indah – Inga Trost
Bild 3: Continuum – Uwe Mühlhäußer
Termine:
Countertenor-Gala
29.08.2019 – 20:00 Uhr
ab 10,00 €*
Giovanni Legrenzi – „La divisione del mondo“
30.08.2019 – 19:00 Uhr
ab 10,00 €*
L’arte da Vinci – Delight in Musicke
31.08.2019 – 11:00 Uhr + 16:00 Uhr
ab 20,00 €*
Schlafes Bruder – Caught in Italian Virtuosity
31.08.2019 – 11:00 Uhr
ab 20,00 €*
Suonin‘ le trombe! – Monteverdis Muse
31.08.2019 – 11:00 Uhr + 13:00 Uhr + 16:00 Uhr
ab 20,00 €*
Willkommen im Regenwald – Konzert für Kinder ab 6 Jahren
31.08.2019 – 11:00 Uhr + 13:00 Uhr
ab 5,00 €*
The Real Baroque Book – Si more cantando, si more sonando
31.08.2019 – 11:00 Uhr
ab 20,00 €*
Ein Ausflug in die Kunstmusik Persiens
31.08.2019 – 13:15 Uhr + 18:15 Uhr
Eintritt frei!
Bach versus Telemann? – Ziemlich beste Freunde – Schlafes Bruder
31.08.2019 – 16:00 Uhr
ab 20,00 €*
Folies de Java
31.08.2019 – 16:00 Uhr
15,00 €*
Wenn mich alleine lässt, was ich liebe – Si more cantando, si more sonando
31.08.2019 – 16:00 Uhr
ab 20,00 €*
Die Konferenz der Vögel
31.08.2019 – 20:00 Uhr
30,00 €*
Opera del futuro: Still Semele
31.08.2019 – 22:00 Uhr
Eintritt gem. klub domhof
Johann Sebastian Bachs Violin-Sonaten
1. September 2019 – 11:00 Uhr
ab 20,00 €*
Händel: „Il trionfo del Tempo e del Disinganno“
1. September 2019: 16:00 Uhr
ab 20,00 €*
Zwischen Traum und Wirklichkeit – Japanisches Nô-Theater
1. September 2019 – 20:00 Uhr
30,00 €*
Tagesticket für den 31.08.2019:
57,00 € inkl. VVK-Gebühr
*zzgl. VVK-Gebühren
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Kölner Philharmonie/KölnMusik GmbH
Adresse: Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln
Telefon: 0221 – 280 280 (Ticketservice KölnMusik)
Webseite: www.koelner-philharmonie.de/de/festivals/felix/2
KVB: Linien 5, 16, 18:
Dom/Hauptbahnhof