Bürgerlichkeit als Chance
Inwiefern spiegelt Theater das bürgerliche Leben wider? Die Antwort auf diese Frage ist wohl eine vielschichtige. Theater geht zwar immer wieder auf aktuelle Begebenheiten ein und agiert als ein Spiegel der Gesellschaft, aber wie in einem jedem Bereich unterliegt auch das Theater der Gefahr, sich in einer eigenen Filterblase zu verlieren. Aber was passiert, wenn man bürgerliche Erfahrungen nun Eins zu Eins auf die Bühne holt und ohne großartige Transformationen, ohne visuelles und textliches TamTam, dem Publikum zugänglich macht? Können dadurch bisweilen bestehende Filterblasen durchbrochen werden? Und funktioniert das überhaupt? Mit Foxi, Jussuf, Edeltraud schlägt das Theater im Bauturm genau diesen Weg ein, den Weg des Bürgerlichen, des Menschlichen und des Nahbaren. Drei Interviews mit Personen wie Du und Ich bilden die Grundlage für einen Abend, der euch die volle Breitseite des menschlichen Seins erfahren lässt.
Johns einziges Soloprogramm
Am Anfang stand Foxi. Anlässlich eines Projektes am Schauspiel Köln in der Spielzeit 2008/2009 lag eine Ensemble-Aufgabe darin, kölsche Persönlichkeiten aus dem „wahren Leben“ zu interviewen und ihre Geschichte auf die Bühne zu bringen. Markus John, damals Teil des beteiligten Theaterensembles und heute am Hamburger Schauspielhaus tätig, geriet im Zuge dessen an Foxi, einem Taxifahrer mit „Halbweltvergangenheit“. Dessen Darstellung auf der Bühne führte prompt zu Begeisterungsstürmen, woraufhin John mit dem Interview Foxis als Basis sein bis zum heutigen Tage einziges Soloprogramm formte. Zwei Interviews mit zwei weiteren Personen aus Köln später, mit Jussuf, einem kunstversierten Museumswärter, sowie mit Edeltraud, einer lebensfrohen Witwe eines Kölner Managers, ward die Produktion Foxi, Jussuf, Edeltraud geboren.
Perfekt für das Bauturm?
Im Herbst 2013 dann saßen René Michaelsen und Laurenz Leky im Schauspiel Köln, in der damaligen Ausweichspielstätte EXPO, und sahen sich genau diese Produktion an. Und der erste Eindruck hat bis heute seine Spuren hinterlassen. „Laurenz und ich haben in der ersten Hälfte des Stücks durchgelacht“, schildert René seine Erinnerungen. „Und im zweiten Teil konnten wir an vielen Stellen unsere Tränen nicht zurückhalten.“ Als die beiden dann gemeinsam mit Bernd Schlenkrich 2016 die Leitung des Theaters am Bauturm übernahmen, wünschte man sich dringlich, Foxi, Jussuf, Edeltraud auch in den eigenen Theaterräumen zu zeigen. „Erst maßen wir diesem Wunsch nicht viele Chancen auf Erfüllung zu, denn wir gingen davon aus, dass ein so vielbeschäftigter Schauspieler keine Zeit für uns hat“, sagt René. „Aber Markus John war begeistert von der Anfrage und hatte große Lust, seinen Herzensabend wieder in Köln zu zeigen.“
Repertoirebetrieb im bürgerlichen Milieu
Und so kommt ihr nun zwei- bis dreimal pro Spielzeit in den Genuss einer Aufführung, die direkten Draht zum bürgerlichen Milieu aufweist und die diesem gar entspringt. Nehmt teil an den Leben von Foxi, Jussuf und Edeltraud, die „so einnehmend, faszinierend, intelligent und grundsympathisch“ sind und die dadurch, eine Brücke zwischen Theater und dem Leben Normalsterblicher schlagend, dem Theater exakt den Funken Bürgerlichkeit einhauchen, den es beizeiten immer mal wieder Gefahr läuft zu verlieren…
Foto: Markus John – von: Sandra Then
Termine:
19. Februar 2020:
20:00 Uhr
Preise:
Eintritt: 23,10 €*
*inkl. VVK-Gebühren
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Theater im Bauturm
Adresse: Aachener Straße 24-26, 50667 Köln
Telefon: 0221 – 52 42 42
Webseite: www.theater-im-bauturm.de/programm/foxi-jussuf-edeltraud
KVB: Linien 1, 7, 12, 15: Rudolfplatz