Gerhard Winkler kommt von der Malerei. Und liebt die Fotografie. Nicht aber die Farbfotografie. Denn deren Farben „stimmen nicht, können keine Präsenz wie ein Tafelbild entwickeln“. Seine Lösung: kontrastschwache Schwarzweiß-Fotos, die er mit Eitemperafarben handkoloriert. Das Ergebnis dieser ebenso einzigartigen wie eigenwilligen Verbindung zweier Genres ist jetzt in der Ausstellung „Specimen – Photographien und Skulpturen“ in der SK Stiftung Kultur im Mediapark zu sehen. 

Es sind Fotos, die in ihrer Strenge an wissenschaftliche Abbildungen in Fachbüchern erinnern. Die Objekte scheinen auf weißem Grund zu schweben, nichts lenkt ab, nur hier und da verleiht ein schwacher Schatten Tiefe. Vor allem aber: Alles ist lebensgroß. 

Mit Fischen fing vor 30 Jahren alles an 

Mit Fischen hat Winkler (geboren 1962) angefangen, bei Stipendien Anfang der 1990er Jahre in Marseille und Lissabon. Dort entstanden auch seine „Sardinen“: Gleich 40 Exemplare hat er „porträtiert“, keine gleicht der anderen, alles Individuen, ob Körper oder Farbe. Hyper-Fotorealismus der ganz besonderen Art. 

Es folgten Hunde, Menschen, Pflanzen, Stillleben, Gemüse, Fleischstücke. Alles zeichnet sich klar vom weißen Hintergrund ab, hat genau umrissene Konturen: die keimenden Kartoffeln, die Topfpflanzen, die ihre Blätter verlieren. Ebenso das „Hinterteil“ mit seiner feinen Fleischfaserung, sogar die schwabbelige Leber wird so zu einer festen Schönheit. 

Auf den Spuren Edward Hoppers 

Dann – ebenfalls handkolorierte – Landschaften: trostlos-romantische Nachtaufnahmen, die an Edward Hopper erinnern. Öde Flecken in Köln Gremberg, fernab der Menschen- und Autoströme. Schließlich umfasst sein Ouevre noch „Tableaus“, in denen er mehrere Fotos thematisch etwa zu Freundesgruppen und deren Umwelt zusammenfasst. 

Seine Fotoarbeit inspirierten ihn in jüngster Zeit auch zu Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien, von denen hier sieben präsentiert werden. Da gibt es eine übergroße keimende Kartoffel, aber auch phantasieanregende „unbestimmte Objekte“, die Assoziationen zu Meeresgetier oder prähistorische Organismen wecken. 

Ausstellung zum 70. Geburtstag der DGPh 

Neben Gerhard Winkler ist parallel eine zweite Ausstellung dem 70. Jahrestag der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) gewidmet. Der „Blick in die Sammlung“ der DGPh – sie wird von der SK Stiftung Kultur aufbewahrt – zeigt fotografische Zeitdokumente unter anderem von Henri Cartier-Bresson, Otto Steinert, Robert Lebeck, Albert Renger-Patzsch, Man Ray und natürlich von August Sander. 

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Foto 1: Jürgen Schön – Blick in die Ausstellung „WinklerSpecimen: Photographien und Skulturen“, im Vordergrund die Skulptur „Große keimende Kartoffel“ (2002)

Foto 2: Gerhard Winkler – „Lira II.“ (Foto, handkoloriert, 2007)

Zeiten:

Bis zum 16. Januar 2022

Preise:

Eintritt: 5,50 €
Ermäßigt: 3,00 €

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

SK Stiftung Kultur
Adresse: Im Mediapark 7, 50670 Köln
Webseite: www.photographie-sk-kultur.de/ausstellungen/aktuell/#c1655
KVB: Linien 12, 15: Mediapark

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