Puh. Gute Frage. Eigentlich bin ich megakrassübertriebenst abgehärtet, was Horrorfilme angeht. Texas Chainsaw Massacre? Kindergarten. The Ring? Habe ich meiner Freundin letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt. Jahrzehntelange Erfahrung im Gruselsektor haben seine Spuren hinterlassen, Horrorfilme jucken mich nicht die Bohne. Sind doch eh alles nur Geschichten, oder? Und nichtsdestotrotz saß ich vor ein paar Wochen angsterfüllt in der Dunkelheit vor dem flackernden Fernseher, den Film auf Pause gestellt, und ich weigerte mich weiterzuschauen. Angst? Ich? Nicht dein Ernst. Wie nur soll ich mich nun der Inszenierung MONSTA stellen, wo ich doch plötzlich so ein Weichei geworden bin?
Und dann kommt die Entwarnung. Die Produktion findet in der COMEDIA statt, also nur Kinder- bzw. Jugendtheater. Und es ist auch nur von einem Bilderbuch inspiriert, verfasst von Dita Zipfel. Was soll mir da schon widerfahren? Gruselig wird das bestimmt nicht. Dass es um ein Monster geht, Monsta genannt (sehr einfallsreich), das unter dem Bett eines mir nicht bekannten Kindes lebt und das verzweifelt versucht, die Aufmerksamkeit eines jenes Kindes zu erhaschen, macht es mir nicht gerade schwer, mein Unbehagen komplett auszublenden. Sollte ich mit links packen. Kindergarten.
Kindergarten ist es dann aber nicht unbedingt. Irgendwie IST es gruselig, ich bin ganz perplex und positiv (negativ) überrascht. Ich fürchte mich nicht wirklich, aber der Gruselfaktor kommt rüber. Zwar nur bei bestimmten Szenen, und auch nicht sonderlich prägnant, aber die Performance bringt das auf die Bühne, was sie beabsichtigt. Etwa 50 Minuten lang tanzt, singt, gruselt und heult Monsta auf der Bühne rum und ist dabei überaus sympathisch und witzig. Immer wieder involviert es die Kinder in sein Tun und verbreitet damit Freude im gesamten Saal, denn dadurch weht die ganze Zeit der Spirit losgelöster Action durch den Raum und die Kinder sind gut beschäftigt. Steckt an. Und Angst habe ich auch keine.
Echt nicht…
…
Kann ich aber echt nichts für! Die visuellen Effekte auf der Bühne, die sind zum Thema einfach exzellent (Oh, starkes Wort. Gut.) umgesetzt und vermitteln genau das Gefühl, das die Performance da vor mir benötigt, um das gewisse Gruseln zu transportieren. Ein an die Wand projizierter Schatten sieht wirklich so aus wie der Schatten eines Monsters, Kinderspiel, ich weiß, und dennoch passt das einfach perfekt in den Fluss der Inszenierung. Monsta albert zwar die meiste Zeit in einem albernen Kostüm auf der Bühne rum und erreicht seinen creepy factor nur in dafür zugeschnittenen Situationen, aber die sind dann so schön umgesetzt, dass es beinahe wehtut. Zudem fungieren die eingesetzten musikalischen Einspieler geradewegs als i-Tüpfelchen. Es sind Lieder und Melodien, die man kennt und die sich passgerecht einfügen. Liedstücke, die das Gesehene einfach abrunden. Und die mir überhaupt keine Angst machen. Habe ich alle schon oft gehört!
Was mir besonders gut gefällt, das ist die Kulisse. Die ist nämlich gar nicht furchteinflößend (!), aber dafür von ziemlichem Einfallsreichtum gesegnet. Es ist das erste Mal, dass ich einen waschechten Zoomeffekt auf der Bühne bestaunen darf. Einen Zoomeffekt, der seinen Zweck voll und ganz erfüllt. Die komplette Bühne beherbergt zum einen den Raum unter dem Kindesbett, den Raum, den sich Monsta als seinen Unterschlupf erwählt hat. Sie beherbergt darüber hinaus aber ebenso das Kinderzimmer selbst, das zwar recht abstrakt dargestellt ist, dadurch jedoch auch die Mutter des Kindes mit in das Spiel einbezieht, die in der Produktion eine wichtige Rolle spielt. So wechselt der Fokus der Aufmerksamkeit die ganze Zeit über hin und her, ohne dass die Übersicht verloren geht und das alles in einem Abwasch. Zwar erinnert mich das Kinderzimmer ein wenig zu sehr an einen Kaufladen, aber das bringt mich auf Gedanken und lenkt mich immerhin ein wenig von dem Treiben auf der Bühne ab und so kann ich den Grusel, der mich hin und wieder umtänzelt, wenn ich will, mit Ignoranz strafen und komme so Stück für Stück durch die Inszenierung, ohne mich megakrassübertriebenst zu erschrecken.
So. Jetzt mal im Ernst: Die Aufführung war richtig gut! Sie hat meine absolute Empfehlung, euch erwartet mit der Produktion „MONSTA“ eine echt witzige Inszenierung, die euch sowohl mit einem Schmunzeln als auch mit einem Lächeln aus der COMEDIA entlässt. Und tiefergehende Themen, die sind, gemäß meiner Interpretation zumindest, auch drin. Nur die dürft ihr schön selbst suchen. Wo bliebe sonst der ganze Spaß?
Wir wünschen euch eine besinnlich gruselige Zeit.
Fotos: MEYER ORIGINALS
Zeiten:
7. März 2020:
14:00 Uhr
8. März 2020:
14:00 Uhr
10. März 2020:
10:30 Uhr
11. März 2020:
10:30 Uhr
5. April 2020:
16:00 Uhr
6. April 2020:
10:30 Uhr
7. April 2020:
10:30 Uhr
8. April 2020:
10:30 Uhr
25. Juni 2020:
10:30 Uhr
26. Juni 2020:
10:30 Uhr
27. Juni 2020:
15:00 Uhr
Preise:
Kinder: 6,00 €*
Erwachsene: 9,00 €*
Schulen/Kindergärten:
5,00 €*
Familen-/Gruppenkarte:
30,00 €* (für 5 Personen, jede weitere Person zahlt 6,00 €)
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
COMEDIA Theater
Adresse: Vondelstraße 4-8, 50677 Köln
Telefon: 0221 – 888 77 222
Webseite:
www.comedia-koeln.de/kindertheater/programm/monsta-4.html
KVB:
Linien 15, 16, 17: Chlodwigplatz
Linien 15, 16: Ulrepforte