Tugend trifft Trubel – eine bissige Liebeserklärung
Köln hat ein neues Musical! Und dazu eines, das der Stadt wie maßgeschneidert sitzen dürfte. Schließlich haben die beiden Erfolgsautoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob ihrer Wahlheimat das erste eigene Musical direkt auf den Leib geschneidert.
Die turbulent-witzige Geschichte von „Himmel & Kölle“ nimmt den ewig währenden kölschen Konkurrenzkampf zwischen Reinheit und Sünde gehörig aufs Korn – und sorgt für ziemliches Chaos, zumindest für eine Nacht. Denn wenn Pfarrer Elmar, der gerade aus der Provinz nach Köln versetzt wurde und noch ganz grün hinter den Ohren ist, auf Kathy trifft, die ihren Junggesellinnenabschied feiert und sich ihrer Gefühle für den Zukünftigen alles andere als sicher ist, bleibt kein Fettnäpfchen aus.
Bereits bei Elmars Ankunft auf der Domplatte kommt es zum Kulturschock. Denn anstatt für seine erste Predigt am nächsten Morgen zu büffeln, zieht ihn ein Junggesellinnenabschied in das Nachleben Kölns hinein. Fortan balanciert er zwischen dem richtigen Ton in Sachen Liebestipps, der Versuchung, sich selbst mal ein wenig gehen zu lassen und seiner Pflicht als Hüter der obersten moralischen Instanz, der Kirche. Ein Abend voller rasanter Szenenwechsel, urkomischer Ideen und kölschesten Charakteren erwartet ihn – und damit auch euch, die ihr Zeugen dessen werden könnt.
Eine extravagante Besetzung und ein Regisseur, der in der Musical-Szene zu Hause ist
Die Grundlage für diesen Musicalabend könnte erfolgsversprechender nicht sein: Star-Regisseur Gil Mehmert bringt die von den Grimme-Preisträgern Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob geschriebene Geschichte auf die Bühne – inklusive einer Besetzung der Extraklasse, die bereits in namhaften Musical-Produktionen ihr Stelldichein geben durfte. „Wir haben von Anfang an darauf geachtet, die perfekten Darsteller zu finden“, sagt der Regisseur, der unter anderem mit dem in Hamburg aufgelegten Musical „Das Wunder von Bern“ einen enormen Erfolg verbuchte. „Die kölsche Mentalität zu personifizieren, ohne selbst aus der Domstadt zu kommen, ist gar nicht so leicht. Aber ich bin überzeugt, dass wir den richtigen Mix an Schauspielerinnen und Schauspielern gefunden haben, die genau das zu verkörpern imstande sind. Die Proben sind schonmal sehr verheißungsvoll.“
Bei aller Euphorie sei der Respekt gegenüber dem Kölschen dennoch riesengroß. Alleine das Anlernen des Dialekts sei eine immense Herausforderung für die Darstellerinnen und Darsteller, denn „wenn man ihn falsch ausspricht, klingt es komisch und der Schuss geht nach hinten los.“ Mehmert selbst studierte in seinen Jugendjahren Musik in Köln, nun kehrt er mit „Himmel & Kölle“ nach 33 Jahren in die Domstadt zurück. Das Köln-Musical ist seine erste große Produktion hier – neben einigen kleineren Engagements, die sich im Laufe der Zeit so ergeben haben. „Es ist, als würde ich Köln wieder komplett neu entdecken. Es hat sich so viel verändert. Und vieles ist noch genau so, wie ich es in Erinnerung habe.“ Eine Stadtführung an all die Orte, die in der Inszenierung eine Rolle spielen, hat er bereits hinter sich: Orte wie das Lommerzheim, die Domplatte und die Hohenzollernbrücke, an der Kathy und ihr Verlobter ihre Liebe mit einem Liebesschloss besiegelten. Sie alle sollen der Inszenierung die nötige Portion Wiedererkennungswert einhauchen und bei den Kölner Zuschauern persönliche Erinnerungen und Assoziationen an ihre Heimatstadt wecken. Wenn möglich soll das Musical gar die Anziehungskraft ausstrahlen, Köln noch „ein Stückchen attraktiver für Touristen zu machen.“
Risiko ahoj – ein Projekt mit vielen Unwägbarkeiten
Zunächst sind die Aufführungen allerdings auf etwa vier Monate begrenzt, bis Anfang Februar soll das neue „Volkstheater 3.0″ in der Volksbühne am Rudolfplatz laufen. Wie es danach weitergeht? Das werde man dann sehen. „Sollte daraus ein Longseller entstehen, wäre das natürlich ein Traum“, äußert sich Produzent Frank Blase vorsichtig zu etwaigen Zukunftsplänen. Dass das gerade zur Pandemie-Zeit nicht einfach wird, das sei allen bewusst. „Die Volksbühne hat ein gutes Hygienekonzept und auf der Bühne beachten wir durchweg die Sicherheitsmaßnahmen. Meiner Meinung nach gibt es derzeit kaum einen sicheren Ort als ein Theater“, sagt Mehmert, der damit potenziellen Zuschauerinnen und Zuschauern die Angst vor dem Theater- bzw. dem Musical-Besuch nehmen will.
Das Ziel ist eindeutiger kölscher Natur: „Die Leute sollen lachen, weinen und überrascht sein, sie sollen das dichte und bunte Treiben auf der Bühne vollends genießen und einfach einen tollen Abend haben“, so der Produzent, dessen Liebe zum kulturellen Treiben sich nun in der leidenschaftlichen Begründung dieses durchaus risikobehafteten Projekts widerspiegelt. Erwartet euch also solch ein Abend, wie ihn Pfarrer Elmar erlebt? Vielleicht nicht ganz so bunt, auch wenn das Grundgerüst der Inszenierung einiges verspricht. Aber wird das Musical auch die hohen Erwartungen und den hohen eigenen Anspruch erfüllen können? Erstmal freuen wir uns auf (fast) vier Monate pures kölsches Vergnügen und hochkarätige musikalische und schauspielerische Darbietungen. So zumindest die Hoffnung, alles anderes wird man dann sehen. Und hören…
Foto 1: vvg koeln – Pfarrer Elmar (Markus Schneider), Moni (Vera Bolten-Melcher), der Schwaadlappe (Enrico De Pieri) und Kathy (Karen Müller, v.l.) präsentieren das neue Musical für Köln.
Foto 2: Brinkhoff/Mögenburg – Der Regisseur Gil Mehmert.
Foto 3: Thomas Bill – Elmar (links) kommt in Köln an und gerät unmittelbar in den kölschen Strudel aus Tugend und Sündhaftigkeit.
——————————————-
Solltet ihr über den Ticket-Link ein Ticket erwerben, so erhalten wir eine Provision. Dies hat allerdings keine Auswirkungen auf unsere Berichterstattung.
Zeiten:
29. Oktober 2020 – 7. Februar 2021
Preise:
Tickets: ab 39,00 €*
*bei coronabedingten Ausfällen werden die Tickets zurückerstattet
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
apiro Entertainment GmbH / Volksbühne am Rudolfplatz gGmbH
Adresse: Aachener Straße 5, 50674 Köln
Webseite: www.himmelundkoelle.de
Telefon: 0221 – 25 17 47
KVB: Linien 1, 7, 12, 15:
Rudolfplatz