Ist das Kunst? Oder kann das weg?

Ist das das Ende für die „Körnerfeld Galerie“ in Ehrenfeld? Nachdem das Veedel in den letzten Jahren immer wieder den Wegfall identitätsstiftender Subkultur verkraften musste, droht nun der Verlust eines weiteren kulturellen Engagements. Mit Datum vom 16. September 2021 forderte die Stadt die Initiatoren auf, die kunterbunte Galerie in der Körnerstraße bis zum 23. September abzubauen.

Begonnen als Experiment, entwickelte sich die „Körnerfeld Galerie“ in den letzten Monaten zu einem Schmelztiegel künstlerischer Kreativität. Die mit Holzverkleidungen versehenen Baumscheiben entlang der Straße bieten nunmehr Platz für allerlei künstlerische Formen, an der sich alle beteiligen wollen, die Spaß an Kunst und demokratischer Initiative finden. Man habe das Projekt gewissermaßen als soziales Experiment gesehen, sagten uns nur wenige Tage nach Eröffnung zwei Vertretende der verantwortlichen Vereinigung „19 Dackel“. Das Zusammenleben wollte man fördern, zur Teilhabe einladen. „Man muss halt was machen und aktiv werden, wenn man Verbesserung will“, so das damalige Credo. (Mehr HIER, Veröffentlichung 09.10.2020)

Positiv aufgefallen ist die Initiative vor allem durch den Zeitpunkt ihres Entstehens. Nachdem die Pandemie eine Dürreperiode in der greifbaren kulturellen Rezeption nach sich zog, lud die Galerie auch in Lockdown-Zeiten dazu ein, Kunst nahbar zu erleben. Wer regelmäßig an der Körnerstraße vorbeikommt und die farbenfrohen Arbeiten selbst nur im Augenwinkel wahrnimmt, entdeckt eine bunte Kunstoase im mitunter grauen Großstadtdschungel.

Nun aber steht die „Körnerfeld Galerie“ vor dem Aus: Der Ordnungs- und Verkehrsdienst ließ Zettel an den Holzkästen anbringen, auf denen ihr Abbau gefordert wird. Schließlich, so heißt es in dem Schreiben, gehe von ihnen „eine gegenwärtige Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ aus. Zwar besitzen die Verantwortlichen die Patenschaften für die betreffenden Baumscheiben, aber keine Erlaubnis für die Holzkästen. Daher müssen sie diese nun abbauen, letzten Endes ist die Stadt immer noch die Eigentümerin der Baumscheiben und hält im Großen und Ganzen ihre Hand über die Gestaltung. Ansonsten wird der Ordnungsdienst die Entfernung übernehmen – auf Kosten der ehrenamtlichen Betreiber.

Für eine weitere Stellungnahme stand die Stadt nicht zur Verfügung. Gegenüber „privaten Webseiten“ wolle man sich grundsätzlich nicht äußern, so ein Sprecher des Presseamtes.

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Foto 1: instagram.com/koernerfeld_galerie – Mit einem grünen Schreiben fordert der Ordnungs- und Verkehrsdienst den Abbau der Streetart-Galerie.
Foto 2: Kunterbuntes Kunsttreiben auf der Körnerstraße.

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