Eine Ausstellung zum Abschied
1985 wurde das Käthe-Kollwitz-Museum auf privater Ebene in Köln gegründet: Ohne das Engagement der Kreissparkasse Köln – der Trägerin des Museums – hätte es nicht bis heute existiert. Aber auch nicht ohne seine Direktorin Hannelore Fischer. Die geht nach 37 Dienstjahren zum Monatsende in Pension. Mehr als nur ein willkommener Anlass zur Abschieds-Ausstellung „Kollwitz Kontext“. Gleichzeitig erscheint auch eine neue Monographie zu Käthe Kollwitz mit dem Titel „Der Werküberblick“.
Mit 60 Arbeiten von Käthe Kollwitz (1988-1942) hatte es damals angefangen. Mit inzwischen rund 900 Werken – Druckgrafiken, Gemälde, Zeichnungen, Plastiken – ist es weltweit das größte Museum für diese Künstlerin. Vieles davon hat man im Laufe der Jahre in zahlreichen Ausstellungen schon gesehen. Doch jetzt hat man noch einmal tief in die Schubladen gegriffen und präsentiert manch Unbekanntes: Skizzen, Unvollendetes und Verworfenes.
„Sprechblasen“ erzählen Geschichten hinter den Werken
Und dazu in lockerem Ton verfassten „Sprechblasen“ viele Hintergrundinformationen, die über das übliche Kunstgeschichtliche hinausgehen. Sie erzählen Geschichten hinter den Werken. Zum Beispiel ein von Kollwitz als „unverkäuflicher Druck“ gekennzeichneter Holzschnitt von einer Mutter mit zwei Kindern: Eigentlich ein „Fehldruck“, ein Abzug, bei dem sich die Farbe durch das dünne Papier druckte und das Motiv so auf der Rückseite spiegelverkehrt erschien.
Warum drei Signaturen auf einem Blatt?
Da gibt es einen Dachbodenfund aus dem Jahr 2010 (!), neue Datierungen, eine Kneipenszene, auf deren Rückseite sie ihren neugeborenen Sohn Hans porträtierte. Rätsel gibt ein auf zwei Blätter verteilter sitzender Akt, bei dem das eine Blatt nur das Gesäß zeigt. Wo sind die anderen Teile eines zerschnittenen Aquarells geblieben? Und warum hat sie ein Blatt drei Mal signiert? Gelüftet wird das Geheimnis eines Schirms auf einem Skizzenblatt. Ungeklärt bleibt dagegen, warum eine Radierung drei Mal signiert wurde.
Auch von der Künstlerin zerrissene oder verschmierte Arbeiten können hier bestaunt werden. Und bisweilen durften ihre Kinder die Rückseite von Mutters Bildern für eigene Versuche nutzen. Schließlich diverse Versuche und Experimente mit neuen Materialien oder Techniken, etwa bei ihrem Zyklus „Bauernkrieg“.
Käthe Kollwitz so aktuell wie nie
Das alles aber lenkt nicht ab, sondern vertieft nur den Blick auf die klassischen Themen der Kollwitz wie Tod, Trauer, Armut, aber auch Mutterglück. Und angesichts der politischen Lage in der Ukraine ist es eine Binse auf ein anderes zentrales Thema hinzuweisen: „Nie wieder Krieg“ fordert sie 1924 auf einem Plakat.
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Foto 1: Jürgen Schön – “Kollwitz Kontext”: Blick in die Ausstellung im Käthe-Kollwitz-Museum.
Foto 2: Käthe Kollwitz Museum Köln – Hannelore Fischer gab dem Käthe-Kollwitz-Museum 37 Jahre lang das Gesicht.
Foto 3: Käthe Kollwitz Museum Köln – Fotomontage zweier möglicherweise zusammengehöriger Zeichnungen von Käthe Kollwitz.
Zeiten:
Bis zum 19. Juni 2022
Dienstag bis Sonntag:
11:00 – 18:00 Uhr
Preise:
Eintritt: 6,00 €
Ermäßigt: 3,00 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Käthe Kollwitz Museum Köln
Adresse: Neumarkt 18-24, 50667 Köln
Webseite: https://www.kollwitz.de/kollwitz-kontext
KVB:
Linien 3, 4, 7, 9, 16, 18: Neumarkt