Wie erlebte Köln das Kriegsende?
Am 8. Mai vor 75 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Corona verhinderte die Feiern zum Jahrestag der Befreiung. Köln erlebte das Kriegsende gleich drei Mal. Daran erinnert eine Ausstellung im Keller des NS-Dokumentationszentrums. Wegen Corona war sie lange geschlossen – jetzt ist sie wieder zu sehen.
Für das linksrheinische Köln endete der Krieg schon am 6. März mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen. Erst Mitte April zogen sich die deutschen Truppen aus dem Rechtsrheinischen zurück, wurde auch dieser Teil von Köln von amerikanischen Truppen von der NS-Diktatur befreit. Dann die bedingungslose Kapitulation am 8. Mai.
Gelungene künstlerische Interpretation
Thematisch um sieben Medienstation (sie können aktuell aus Hygiene-Gründen nicht benutzt werden) arrangiert, setzt die Ausstellung „Kriegsenden in Köln“ Maßstäbe in Sachen Präsentation – dank Kane Kampmann. Die Künstlerin hat sie „komponiert“ und dabei ebenso originelle wie eindringliche Situationen geschaffenen. Ohne große Schrifttafeln weckt sie Emotionen, macht Hoffnungen und Ängste dieser Zeit nacherlebbar, ohne aufdringlich zu werden.
Da ist etwa der „Wald“ aus Birkenstämmen, an denen die Namen von Zwangsarbeitern hängen. Sie erinnern an das Zwangsarbeiterlager im Gremberger Wäldchen. Mitglieder des Volkssturms zündeten es an, wer nicht auf seinem Strohlager verbrannte, wurde erschossen. Es dauerte bis 1985, ehe hier ein Gedenkstein aufgestellt wurde. Drei bekannte Haupttäter des Massakers vom Gremberger Wäldchen kamen nie vor Gericht. In einer Graphic Novel wird das Verbrechen nacherzählt.
Briefe erzählen von Hoffnungen und Ängsten
Nicht weniger eindrucksvoll wie diese Installation ist die Projektion von Bildern aus dem zerstörten Köln auf weiße Unterkleider. Und wenn aus einem Lautsprecher ein Zeitzeuge erzählt, wie er den Einmarsch der Amerikaner in Köln erlebte, erinnern die Kleider an die weißen Tücher, mit denen die Kölner ihre Befreier „begrüßten“.
Durchschreitet man eine zerschnittene Leinwand, auf der ein Film vom Einmarsch der GIs zu sehen ist, gelangt man in ein abgedunkeltes „Wohnzimmer“. Hier erfährt man, was die Menschen in dieser Zeit dachten, was sie beschäftigte: Unter der Glasplatte eines Tisches liegen Briefe, die sich Familienmitglieder schrieben. Da schickt etwa ein Sohn seinem Vater noch am 24. Februar einen „frohen Gruß von der Front“, nachdem er endlich seine Einheit wiedergefunden hat. Und ein Mädchen warnt vor Plünderungen, auf die der Tod steht.
Foto1: Jürgen Schön – Heimelig wirkt das „Wohnzimmer“, doch die Briefe unter der Tischplatte sind alles andere als heimelig.
Foto2: Jürgen Schön – Originalbriefe zeigen, wie Kölnerinnen und Kölner die letzten Kriegsmonate erlebten.
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Anmerkungen:
Der Besuch ist nur für Einzelbesucher möglich, erfordert den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand, die üblichen Hygienemaßnahmen und einen vorrschriftmäßigen Mundschutz. #Abstandhalten #Aufmerksamsein
Zeiten:
Bis zum 1. Juni 2020 verlängert
Dienstag bis Freitag:
10:00 – 18:00 Uhr
Samstag und Sonntag:
11:00 – 18:00 Uhr
Preise:
Erwachsene: 4,50 €
Ermäßigt: 2,00 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
NS-Dokumentationszentrum
Adresse: Appelhofplatz 23-25, 50667 Köln
Webseite: www.kriegsenden.nsdok.de
KVB: Linien 3, 4, 5, 16, 18: Appellhofplatz