Leere im Raum

Nicht nur die Musik- und Theaterszene leiden unter den Einschränkungen der Corona-Regelungen. Auch die Bildende Kunst ist davon betroffen- wie der BBK (Berufsverband Bildender Künstler) und sein Ausstellungsraum Matjö (Mathiasstr. 15, 50676 Köln). Förderprogramme, Finanzierungsprobleme und wegfallende Ausstellungsmöglichkeiten sind immer noch ein Schwerpunkt in der Mitgliederberatung. Wie aber kommt die Organisation selber durch diese schwierige Zeit? Wir haben nachgefragt, das Team des Matjö antwortete.

1. Welche Fördergelder haben Sie beantragt und wie lief die Antragsstellung ab? 

Das Matjö – Raum für Kunst ist der Ausstellungsort des Kulturwerks des BBK Köln e.V. und wird zum großen Teil finanziell getragen vom Kulturamt der Stadt Köln sowie zu einem kleineren Teil von den Kunstförderern Köln e.V. Da die Stadt Köln uns die Gelder als alle drei Jahre zu beantragende institutionelle Förderung vergibt, konnte der Ausstellungsbetrieb 2020 fortgeführt werden. 

Im Rahmen der „Neustart Kultur-Fördergelder“ hatte sich das Matjö – leider nicht erfolgreich- um Gelder beworben. 

2. Kann die Galerie/der Ausstellungsbetrieb die nächsten drei Monate unter den aktuellen Bedingungen überleben? 

Das Matjö kann den Ausstellungsbetrieb 2021 dank der finanziellen Unterstützung durch das Kulturamt der Stadt Köln fortsetzen.  

3. Welche Sicherheitsmaßnahmen wurden umgesetzt und wie viel Geld hat das gekostet? 

Die finanziellen Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen (Schilder, Handdesinfektion, Höchstanzahl der Personen im Raum) hielten sich in enge Grenzen. 

4. Wie viele Arbeitsplä̈tze sind gefährdet – für Feste und Freie? Wie wurden die ausgestellten KünstlerInnen honoriert? 

Die Künstler*innen, die 2020 ausgestellt haben, erhielten ein Ausstellungshonorar. Denen, deren Ausstellungen 2020 nicht stattfanden, wurde ein Ausfallhonorar gezahlt.

5. Wie haben sich die Lockdowns auf Ihre mittel- und langfristige Planungen ausgewirkt?  

Mittelfristig werden Ausstellungen umgeplant und zu „Schaufensterausstellungen“, die von außen gesehen werden können, umgestaltet. Performances und Ausstellungen, die eine konkrete Interaktion mit Publikum benötigen, mussten konzeptionell neu aufgestellt werden. 

Langfristiger beobachtet ist die aus den Lockdowns resultierende Planungsunsicherheit vor allem für die Künstler*innen eine Belastung. Während sich zum 1. Lockdown im Frühjahr 2020 gemeinsam auf ein Verschieben der Ausstellungen entschieden wurde, entscheiden sich Künstler*innen aktuell eher dazu, auch trotz Lockdown auszustellen – mit dem Wissen, dass ihre Ausstellung eventuell nicht live besucht werden kann. Diese „Geisterausstellungen“ seien besser, als dass weiter verschoben wird, so die aktuell durchschwingende Meinung. 

6. Was erwarten Sie von der Politik und wie bewerten Sie das bisherige Vorgehen? 

Das Prekariat von Künstler*innen ist keines, das durch eine Pandemie entsteht. Es war bereits vorher da und wird nun verstärkt. Ein politischer Hebel wäre eine Festlegung auf zu zahlende Honorare für Ausstellungen in institutionellen Räumen. Der BBK Bundesverband bringt aktuell eine neue Leitline zur Ausstellungsvergütung heraus. Die genannten Honorare zur Regel und nicht zum „nice-to-have“ zu machen ist eine Forderung, die wir unterstützen. (https://www.bbk-bundesverband.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Leitlinie/Leitlinie_Ausstellungsverg%C3%BCtung_2021.pdf)

Auch über eine weitere Art Sozialversicherung – analog zur Arbeitslosenversicherung – lohnt es sich nachzudenken, um den Künstler*innen eine adäquate soziale Absicherung zu bieten.

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Foto: Jürgen Schön – Das Matjö reiht sich in die Riege geschlossener Ausstellungsräume ein. 

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