Die Bienen und die Kunst
Albrecht Dürer, Joseph Anton Feuchtmayer und sogar Salvador Dalí gestalteten ganze Kunstwerke um sie herum. Jahrtausende lang galten sie als Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits und ohne sie wären wir schon lange ausgestorben: Bienen. Während Imkereien und Bienenstöcke in privater Hand in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfuhren, stellt sich nun die Frage, wie man das Züchten von Bienen möglich kunstvoll aufarbeiten kann. Nunja, stellt sich diese Frage wirklich? Dem Fuhrwerkswaage e.V. zumindest gefällt dieser Ansatz und nun hat der Verein einen Rundgang durch zwölf Kölner Gärten organisiert, der Kunst und Bienenzucht miteinander verwebt.
Die Biene und die Kunst gehen schon seit langer Zeit eine Symbiose ein. Die mystischen Eigenschaften, die den zumeist schwarz-gelb gemusterten Insekten seit jeher zugeschrieben wurden, fanden sich stets in Kunstwerken wieder. KunstHonig setzt nun genau dort an und richtet den Blick auf alltagsfähige Kunst, die mit der Intention geformt wurde, Bienenstöcke zu beheimaten. 14 Künstlerinnen und Künstler haben sich intensiv mit der Thematik der Beute – der Bienenstock im Fachjargon – auseinandergesetzt und so Skulpturen, (Objekt-) Installationen und Medienarbeiten entworfen, die eine völlig neue Verbindung zwischen Imkerei und künstlerischer Gestaltung aufwerfen. „Leicht war das nicht“, gibt Clemens Botho Goldbach zu. Der aus Köln stammende und in Düsseldorf lebende Künstler hat mit seinem Werk „Systembeute 200 für Wirtschaftsvolk“ eine regelrechte Kapelle kreiert, in dessen Mitte der Bienenstock als Wirtschaftssystem steht: „Wir mussten natürlich viel bedenken. Die Werke durften nicht zu klein und nicht zu groß sein und sie mussten technisch auf die Beuten zugeschnitten sein. Das war schon eine Herausforderung, wenn auch eine wirklich spannende.“
Private Imkerei und Kunst verbinden
Die Idee für dieses Konzept kam dem Verein schon vor einigen Jahren. Bei Freunden in Galicien (Spanien) hat der stellvertretende Vorsitzende Jochen Heufelder seit langem das Imkern beobachtet. Als eine Bekannte an ihn herantrat und fragte, ob man nicht einmal eine Aktion mit Bienen und Kunst machen wolle, war die Idee gereift. Die Vorbereitung dauerte dann insgesamt zwei Jahre. „Es gibt mittlerweile so viele private Imkereien und Gärten in den Vorstädten“, sagt Jochen, „wieso verbindet man da nicht das Notwendige mit dem Schönen?“ Vorurteile, dass Bienen ja nur stechen würden, stünden solch einem Vorhaben oftmals im Wege. Das könne er durchaus nachvollziehen, aber mit dem Projekt wolle man eben zeigen, dass die Insekten friedfertige Lebewesen seien – und dass die Sorge unbegründet ist. Dass Bienen nur in Gefahrensituationen stechen, das wüssten viele Leute gar nicht. „Wir wollen nicht den Zeigefinger heben und fordern, dass bloß viele Menschen Bienenstöcke aufziehen, um die Umwelt zu retten“, stellt er gleich klar. „Wir möchten nur darauf aufmerksam machen, dass sich diese Angebote sympathisch und praktisch miteinander verbinden lassen und grundsätzlich für jeden in Frage kommen.“
Wer einem Bienenvolk eine Heimat geben möchte, der sei allerdings gewarnt. Denn die Entscheidung zur Bienenhaltung ist weiß Gott keine spontane Entscheidung; auch wenn das Augenmerk auf eines der zwölf Kunstwerke fallen sollte, die allesamt käuflich zu erwerben sind. Ohne Imkerlehrgang geht gar nichts und man sollte im Vorfeld schon die Infrastruktur schaffen, die die Haltung eines Bienenstocks erfordert. Sollte Interesse bestehen, so stehen acht Imkerinnen und Imker mit professionellen Ratschlägen zur Seite und klären auf, was man beachten muss und welche Voraussetzungen geschaffen sein müssen.
KunstHonig schlägt gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Außergewöhnliche Kunst, ein persönlicher Beitrag gegen das Insektensterben und die Hilfe zur Selbsthilfe. Wer Honig mag, der dürfte sich von dem Parcours honiglich begeistert fühlen. Lernt bei den knapp zweistündigen Führungen die Welt der Bienen kennen und erlebt, wie Notwendiges und Künstlerisches ineinander übergehen und wie ein jeder es zu schaffen vermag, einen Beitrag gegen das Insektensterben zu leisten. Klare Empfehlung unsererseits!
Foto 1: Bastian Hoffmann kehrt die Nahrungskette um. Der Lieferservice produziert nun selber Honig.
Foto 2: Sie sieht fast aus wie eine Kapelle. „Systembeute 200 für Wirtschaftsvolk“ von Clemens Botho Goldbach.
Foto 3: Alexander Föllenz plaziert die Beute in einem Kubus-Design.
Zeiten:
4. Juli 2020:
13:00 – 19:00 Uhr
5. Juli 2020:
13:00 – 18:00 Uhr
11. Juli 2020:
13:00 – 19:00 Uhr
12. Juli 2020:
13:00 – 18:00 Uhr
15. August 2020:
’13:00 – 19:00 Uhr
16. August 2020:
13:00 – 18:00 Uhr
Die Führungen dauern jeweils etwa zwei Stunden.
Preise:
Teilnahme: ab 6,70 €
Anmeldung unter: www.eventim-light.com/de/a/5ee37ca6ef728f245b9d2cf7
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Fuhrwerkswaage e.V.
Webseite: www.fuhrwerkswaage.de
Adresse: Bergstraße 79, 50999 Köln
KVB: Linien 16, 17: Sürth Bhf.