„Die Kunstroute ist bunt. Genauso bunt wie das Leben selbst.“ Seit 2010 erlebt Ehrenfeld einmal im Jahr ein künstlerisches Erdbeben. Die Kunstroute Ehrenfeld macht euch nämlich mit einem Großteil der vielschichtigen Kunstszene des Veedels bekannt, und das an über 60 Stationen. Über den gesamten Stadtteil hinweg kommt ihr ein komplettes Wochenende lang in den Genuss der künstlerischen Avantgarde Ehrenfelds und könnt euch darüber hinaus zahlreichen Lesungen, Konzerten oder anderweitigen Performances hingeben, die euch ein pralles und abwechslungsreiches Programm versprechen.
André Böxkes und Gabriele Haanraats organisieren mittlerweile zum zweiten Mal das alljährliche Kunstevent, das sich nicht nur in der ehrenfeld’schen Sphäre großer Beliebtheit erfreut. „Es stellen aber nicht nur Künstler aus Ehrenfeld aus, viele Teilnehmer kommen nicht direkt aus Köln“, grätscht André dazwischen. Er selbst ist seit etwa zehn Jahren als Künstler aktiv und stellt in diesem Jahr zusammen mit Peter Mück in seinem eigenen Wohnatelier aus. Ein wenig abseits des Trubels taucht ihr hier in eine Welt der materiellen Verformungen ein, geprägt durch Farb- und Medienkompositionen, die die Schaffenswelt und das Leben selbst auf künstlerische Art und Weise durch verschiedene Perspektiven abbilden. Und wenn ihr wollt, dann könnt ihr auch gleich mit den Künstlern ins Gespräch kommen und gemeinsam mit ihnen über die Intentionen und Hintergründe sinnieren, die die Künstler in ihrem Schaffen antreiben.
„Fast jede Ausstellung, die an der Kunstroute teilnimmt, lebt davon, dass die Besucher in die Räume eindringen, in denen die Werke geschaffen wurden. Dabei sind die Künstler immer anwesend und stehen für Gespräche jederzeit zur Verfügung.“ Ihr als Besucher könnt euch also mit den Künstlerinnen und Künstlern sofort über deren Arbeiten austauschen und dadurch ganz intime Details erfahren. „Dieser Aspekt bereichert die Kunsterfahrung ungemein und vertieft die individuellen Interpretationsmöglichkeiten der Kunstwerke.“
Die Kontaktaufnahme zu den Kunstschaffenden, sie ist ein Meilenstein der Kunstroute Ehrenfeld. Und durch sie hebt sich jene auch von anderen, ähnlichen Kunstveranstaltungen ab. „Vernetzung ist hier das Stichwort und da bietet die Kunstroute die optimale Plattform. Das ist auch der Hauptgedanke der Kunststation, die im bunker k101 stattfindet und die dieses Jahr Premiere feiert.“ Denn während andere Kunstmeilen der Stadt zwar ebenso auf einen weitläufigen und umfangreichen Einblick in die kölsche Kunstwelt aus seien, so bleibe doch immer der Nachteil, dass die Künstler eher nebeneinander, denn miteinander ausstellen. „Einer stellt in dem Atelier aus, ein anderer in einem anderen Atelier“, erklärt André den Ansatz. „Dem wollen wir Abhilfe verschaffen.“
Das heißt: Alle Künstler ziehen an einem Strang und stellen jeweils eines ihrer Werke aus, die alle gemeinsam in den Räumen des bunker k101 präsentiert werden. „Viele Besucher haben außerdem gar nicht die Zeit, ganz Ehrenfeld an zwei Tagen abzulaufen. Wir empfehlen daher, zuerst einmal in der Kunststation vorbeizuschauen und sich durch die ausgestellten Werke einen Überblick über die jeweiligen Künstler zu verschaffen.“ Anhand dessen könnt ihr euch dann nach eurem eigenen Geschmack eure ganz persönliche Kunstroute zusammenstellen und gemütlich durch das Veedel schlendern, von Atelier zu Atelier bummeln und in Ecken und Hinterhöfe vordringen, die ihr ansonsten wahrscheinlich nur in Ausnahmefällen zu Gesicht bekommt. „Viele Ateliers liegen ein wenig verborgen, abseits der gängigen Verkehrswege. Durch die Kunstroute besteht also gar die Möglichkeit, das Stadtviertel von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.“
Dabei stellen allerdings nicht nur prominente Namen der Szene ihr Können zur Schau, sondern auch Ateliergemeinschaften und Newcomer. So nimmt beispielsweise Kevin Kaik mit handwerklich fein ausgearbeiteten Holzobjekten an einer Ausstellung teil, zum ersten Mal in seinem Leben. miegL und SAXA hingegen sind ein wenig etablierter und dürften bereits dem ein oder anderen bekannt sein. Locations wie das Odonien, das Atelier Kunstknoten oder die Galerie eyegenart, die wie kaum ein anderer Ort im Veedel für die Vielfältigkeit der Kunstszene steht, sorgen darüber hinaus dafür, dass auch wirklich ein jeder Winkel Ehrenfelds mit einer Ausstellung auftrumpft. „Man kann eigentlich keine Station herausstellen“, sagt André. „Jede Galerie, jedes Atelier, jeder Off Space bietet etwas anderes, hat einen eigenständigen Charakter und hält zudem ein Überraschungs-Paket an zusätzlichen Programmpunkten bereit.“
Es bleibt euch also überlassen, was genau ihr euch wo anschauen wollt. Die Auswahl zumindest ist riesig. Bildhauereien, Fotografien oder Malereien, Objekt- und Videoinstallationen, Konzerte oder Lesungen, die Kunstroute Ehrenfeld könnte euch länger als ein komplettes Wochenende auf Trab halten. „Das ist das Schöne daran. Wir sehen die Kunstroute mehr als einen Kraken, dessen zig Arme sich in alle Richtungen erstrecken, denn als einen Baum, der starr und geradlinig in der Landschaft herumsteht. Das vielschichtige Angebot macht die Kunstroute aus.“ Und genau aus diesem Grunde findet sich dieser Kraken auch in einem absolut passenden Ambiente wieder: In Ehrenfeld, das lebendig, vielschichtig und bunt ist. Wie die Kunstroute selbst.
Wir wünschen euch viel Spaß.
Video: Künstlerkanal / Horst Goetze – Sprecher: Michael Koslar
Die Fotos sind bei der Preview zur Kunststation im bunker k101 entstanden.
Termine:
Kunstroute Ehrenfeld:
leider schon vorbei!
Kunststation im bunker k101:
27. April bis 11. Mai 2019 (!!)
Preise:
Alles kostenlos!
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Kunstroute Ehrenfeld
Adresse: in ganz Ehrenfeld verteilt
Webseite: https://kunstroute-ehrenfeld.com
KVB: alle Linien, die Richtung Ehrenfeld fahren (3, 4, 5, 13)