Digitaler Atelierrundgang vom 28. bis zum 29. November

Die Kunst und das Internet – eine Liebe, die sich erst noch finden muss. Wie also kommt man auf die Idee, gleich einen kompletten Atelierrundgang ins Netz zu verlegen? Nun, die Antwort ist sechssilbig: Kontaktbeschränkungen. Und so musste die Kunstroute Ehrenfeld im Mai diesen Jahres auf die Online-Welt ausweichen, Künstlerinnen und Künstler präsentierten sich in Streams, Konzerte und Performances wurden für das Netz aufbereitet. Der Ausgang war ungewiss, doch der Umschwung tat dem beliebten Kunst-Event keinen Abbruch. Mehrere tausend Klickzahlen und ein weites Feld positiver Rückmeldungen bewiesen: Kunst ist im verhängten Lockdown-Exil wichtiger denn je, selbst in einem solch ungewöhnlichen, neuen Rahmen. Den selben Weg geht nun ebenso die Kunstroute Süd, dessen Organisation erstmalig von dem Team übernommen wird, das auch für die Kunstroute Ehrenfeld zuständig ist. Wir haben mit André Böxkes und Gabriele Haanraats gesprochen und uns erkundigt, was dieses Mal anders ist. Ein Interview.

Nachdem ihr mit der Kunstroute Ehrenfeld in diesem Jahr – gezwungenermaßen – einen etwas anderen Ansatz gewählt habt, schlägt die Kunstroute Süd nun einen ähnlichen Weg ein. Was ist der Gedanke dahinter?

Gabriele: Wie bei der Kunstroute Ehrenfeld wollen wir zeigen: Wir, die Kunstschaffenden, sind noch da! Und jetzt erst Recht! Der Lockdown ist für uns alle belastend und die Situation der Kultur ist mehr als angespannt. Das war auch schon im Mai so. Jetzt heißt es, diese positive Botschaft in den Kölner Süden zu tragen und so viele Menschen wie möglich zu erreichen.

André: Es geht doch darum, dass wir Präsenz zeigen müssen – und wollen. Viele Künstlerinnen und Künstler sind in ihrem Handwerk derzeit extrem eingeschränkt, die Prioritäten haben sich verschoben. Die Kunst ist aber ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und uns ist es wichtig zu zeigen, dass wir als Sparte nicht aufgeben.

Talks live aus dem Studio

Inwiefern unterscheidet sich denn die anstehende Kunstroute Süd von der Kunstroute Ehrenfeld im Mai?

A: Grundsätzlich ist das Konzept das Selbe. Ein ganzes Wochenende lang streamen wir über Plattformen wie Youtube und Facebook im Vorfeld aufbereitete Videos, die von den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern erstellt worden sind und die einen Einblick in das Tun der jeweiligen Protagonisten geben. Mit diesen Künstlerportraits haben sie die Möglichkeit, sichtbar zu bleiben, selbst wenn Ausstellungen nach und nach immer wieder abgesagt und verschoben werden. Der große Unterschied besteht diesmal im Rahmenprogramm, das dieses Mal fast das Hauptprogramm ist. In Zusammenarbeit mit 657FM übertragen wir live aus einem Studio Talks mit diversen Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen und tauchen so tiefer in die Kunstwelt und das Digitale ein. Wie muss sich Kunst im digitalen Zeitalter aufstellen? Welche Anforderungen muss es erfüllen, um diesen Sprung aus dem Analogen zu bewerkstelligen?

G: Ansonsten ist das Programm genauso abwechslungs- und variantenreich wie bei der Kunstroute Ehrenfeld auch. Die Palette an künstlerischen Angeboten reicht von Bildender Kunst, über Poetry Slams bis hin zu Konzerten und sogar Cabaret. Moderiert von Michael Koslar führen wir so die kompletten zwei Tage durch die Kunstszene und haben für jeden Geschmack etwas im Angebot.

Jetzt war die digitale Kunstroute Ehrenfeld logistisch und organisatorisch schon ein starkes Stück Arbeit. Was habt ihr aus dieser Erfahrung gelernt? Was macht ihr dieses Mal anders?

A: Wie gesagt, der große Unterschied sind die Live-Übertragungen aus dem Studio. Im Mai haben wir festgestellt, dass dem Ganzen ein bisschen Würze gefehlt hat, denn durch das Abspielen der eingesandten Videos, hat irgendwie das aktive Element gefehlt. Das kompensieren wir nun mit den Live-Talks, die aus der Bubble des Passiven herausbrechen.

Außerdem war es im Mai noch ein wenig schwierig, dem kompletten Stream zu folgen, wegen der langen Pausen, die zwischen den Videoblöcken lagen. Jetzt bei der Kunstroute Süd wird es für die Zuschauerinnen und Zuschauer einfacher, sich zu orientieren. Durch die Übertragung aus dem Studio können wir das Programm Samstag und Sonntag jeweils ohne Unterbrechung, also als ganze Sendung, ausstrahlen. Die Spannung und Kurzweiligkeit bleibt trotz der Sendelänge erhalten, da wir das Programm in 20 Minuten Blöcke gestaltet haben. Dabei wechseln sich die Videoblöcke mit den Künstlerportraits, mit Konzerteinspielern und den Live-Talks aus dem Studio in einer schönen Mischung ab, was die Sendung sicher zu einem abwechslungsreichen Online-Erlebnis macht. Last but not least haben wir auch den Zugang vereinfacht, da man nun direkt von der Website der Kunstroute Süd aus einschalten kann.

Wie geht es weiter?

Und plant ihr dieses Format auch weiter in das nächste Jahr hinein?

G: Das müssen wir natürlich erstmal abwarten, es ist unglaublich schwer derzeit, langfristig zu planen. Die Organisation der Kunstroute Süd bedeutete auch dieses Mal monatelange Vorbereitung, also stimmt es schon, dass die Vorbereitung für die Kunstroute Ehrenfeld schon bald vor der Türe steht und wir uns entscheiden müssen, wie wir vorgehen. Diese Planungsunsicherheit ist echt ein Dorn im Auge…

Mittlerweile werden deutschlandweit im Galeriegeschäft rund 15 % aller Umsätze online umgesetzt. Hinsichtlich eurer Erfahrung mit digitalen Kunstformaten: Welche Zukunft hat die Kunst im Internet?

A: Wir sind uns glaube ich alle darüber einig, dass das Digitale den analogen Galerie- oder auch Museumsbesuch niemals ablösen wird. Die Erfahrung, die man vor Ort macht, ist einfach nicht zu ersetzen. Doch schon heute informieren sich immer mehr Leute über das Internet, auch über Galerien und Kunst im Allgemeinen. Langfristig werden viele gar keine andere Möglichkeit haben, als sich im Internet breit aufzustellen. Ob es dann als Ergänzung zum gewöhnlichen Betrieb ist oder als vollautomatisierte Verkaufsplattform, das muss dann jeder für sich entscheiden. Fest steht, dass um die Präsentation im Internet kein Weg herum führen wird.

Foto: Kunstroute Süd – Gabriele Haanraats und André Böxkes (v.l.) tüftelten monatelang an der Online-Veranstaltung – jetzt geht es endlich los!

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Informationen:

Wann wird das Ganze stattfinden? Vom 28. bis zum 29. November 2020
Kostet mich das was? Nee, alles kostenfrei!
Und wo findet es statt?
 Auf der Webseite www.kunstroute-sued.de, auf dem Facebook-Kanal der Kunstroute sowie auf deren Youtube-Kanal (Links eingefügt, einfach klicken!)

Das Programm

Samstag, 28.11.2020

18:00 Uhr: Eröffnung der Kunstroute Süd 2020

Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Köln/Innenstadt & Michael Koslar

18:20 Uhr: Künstlerportraits Teil 1:

Sven Svensson – Fotografie // Anne Thoss ART – Objektkisten (1) // Agnete Sabbagh – Schriftkunst & Mixed Media // Brigitte Courté – Pastell-FaszinARTion // Seona Sommer – Atelier Sommerkunst // Dominik J. Richter – aka iOne – music //

18:40 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Rolf Hartung – Kunstboot im Rheinauhafen

19:00 Uhr: Künstlerportraits Teil 2:

Petra Reateguie – Literaisches Portrait // Zainab Lax – music-bridge (1) // Gisela Deutsch – Gilasblaetter // Gabriele Demmel – Malerei // Poetry Slam Lasse Samström (1) // Angela Bungarz – Buchvorstellung „Das Lächeln vom Eierplätzchen“

19:20 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Krisstine Bento-Monteiro – Aristokrass

19:40 Uhr: Künstlerportraits Teil 3:

Agii Gosse & Studio 68elf // Norberto Luis Romero – Digital Collage // Seona Sommer – „Mit Kunst Bildung in Tansania unterstützen“ // Andrea Harrenkamp – Druck, Skulptur, Natur (1) // Isabelle Valendia – Malerei – Fotorealismus // Anne Thoss ART (2)

20:00 Uhr: Konzert Albrecht Koch – chansons noir „Unsinkbar“

20:20 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Thilo Klütsch – Künstlergemeinschaft OMZ (Obdachlose mit Zukunft)

20:40 Uhr: Lesung Thomas Dahl – Preview „Alle Nutten schlafen noch / Dunkelbeete“

21:00 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Fenja Ludwig – „Cabaret Cöln“

21:15 Uhr: Cabaret Cöln – Fenja Ludwig, CHANG13, Liviane á D’Or

22:00 Uhr: Sendeschluss

Als kleines Schmankerl zum Schluss:

22:00 – 23:00 Uhr:  InstantPremieredes ersten Dokumentarfilms des OMZ – Obdachlose mit Zukunft-
„OMZ goes Kunstroute Süd“ (bei YouTube)
Im Live-Chat können Fragen direkt an das Team des OMZ gestellt werden.

Gute Nacht – Pause bis zum nächsten Tag! Dann geht’s auch direkt weiter…

Sonntag, 29.11.20

14:00 Uhr: Konzert – Christian Padberg alias „Dad’s Phonkey“
solo-a-cappella-loop-improvisationen – klassik – jazz – funk

14:20 Uhr: Künstlerportraits Teil 4:

Malte Sonnenfeld – Neo Pop Art // the art of frollein suomi (1) // Jun Schäffer – Mixed Media // Claudia Clauss Art // Andrea Harrenkamp – Druck, Skulptur, Natur (2) // Performance Juan Gómez El Goma ‚lost in China‘

14:40 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Juan Gómez El Goma – streetart – „boardwalk theater kollektiv“

15:00 Uhr: Künstlerportraits Teil 5:

the art of frollein suomi (2) // Sabine Losacker – Malerei – Fotomontage // Zainab Lax – music-bridge „Negaresh“ // Performance Ernst Hupke & Band Jättedam – Preview 2021 // Sandra Eisenbarth – covid 19 edition // Marc Lilienkamp – fotografische Malerei

15:20 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Peter Mück – Künstlernetzwerk „crossart“

15:40 Uhr: Konzert – aka IOne – Dominik J. Richter –

Didgeridoo auf elektrobühnen

16:00 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Agii Gosse & Kunstverein „68elf“

16:20 Uhr: Künstlerportraits Teil 6:

Poetry Slam Lasse Samström (2) // Portrait Lucie Albrecht – „Lucky“ // Anne Ruffert – Malerei, Collagen // Atelier Malfitani – Druckgrafik, Malerei, Photointerventionen u Objekte

16:40 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Barbara Schachtner – „Ensemble Unterwegs“ – 4 Musikerinnen auf der Walz

Barbara Schachtner (sopran) – Annette Walther (violine) – Friederike Imhorst (viola) – Anna Betz-Reitmeier (violoncello)

17:00 Uhr: Konzert – Zainab Lax – music-bridge

17:20 Uhr: Live Talk mit Michael Koslar

zu Gast: Gesa Maren Schmidt – Kulturförderverein „Arts and Culture e.v.“

17:40 Uhr: „Diark Plattenspieler“ live am turntable

18:00 Uhr: Sendeschluss

Und das war es dann für dieses Jahr! Hoffentlich macht euch das pralle Programm Spaß!

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