Die Jahre zwischen 1933 bis 1945 gelten als eine der schwärzesten Stunden der deutschen Geschichte. Der Aufstieg des Nationalsozialismus und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Entwicklungen kosteten Millionen von Menschen das Leben und trieb einen Keil in Gesellschaften, die zuvor friedlich miteinander lebten, entzweite Freunde, Nachbarn und Familien. Auch Köln konnte sich diesem Schicksal nicht erwehren. Tausende Menschen jüdischer Abstammung wurden aus der Gesellschaft gerissen, deportiert und exekutiert. Einen Einblick in jene Verhältnisse gibt die Dauerausstellung des Lern- und Gedenkorts Jawne, der an das Zentrum jüdischen Lebens und Lernens in der Innenstadt erinnert, das sich in Zeiten des Nationalsozialismus komplett auflöste und deren Mitglieder entweder aus dem Land flohen. Oder erbarmungslos ermordet wurden.
Klein, aber oho. Die Dauerausstellung im Hinterhof der Albertusstraße 26 ist vielleicht nicht die größte Ausstellung Kölns. Dafür aber wirft sie einen schonungslosen Blick auf die Zeiten des Nationalsozialismus und dessen Folgen für die jüdische Gemeinschaft. Traurig, packend und erschreckend, mit diesen Begriffen lässt sich die Ausstellung wohl am besten beschreiben. Denn sie führt euch, in chronologischer Abfolge, durch die Geschichte des selbst bis heute einzigen jüdischen Gymnasiums im Rheinland, das sich einst großen Renomees erfreute, bis Hitler und seine Schergen an die Macht kamen und ihre Rassentrennung durchsetzten.
Jawne, so hieß das Reform-Gymnasium, das zu Höchstzeiten mehr als 300 Schülerinnen und Schüler beherbergte. Nach den Novemberpogromen im Jahr 1937 versuchte die Leitung Stück für Stück, die Kinder und Jugendlichen außer Land zu schaffen und damit deren Leben zu retten. Ein wichtiger Bestandteil dieser Rettungsaktion war der damalige Direktor der Schule, Erich Klibansky. Das Königreich Großbritannien erklärte sich dazu bereit, unbegleitete Kinder aufzunehmen und so organisierte der gebürtige Frankfurter von Januar bis Juli 1939 insgesamt vier Kindertransporte, die zahlreichen Kindern das Leben retteten. Klibansky und dessen Familie jedoch, sie konnten sich den Folgen des Dritten Reichs nicht entziehen und so starben sie auf einer Deportation in Minsk.
Besucht ihr die Ausstellung, so erhaltet ihr ebenso einen Einblick in das Leben der Familie Klibansky sowie in Hintergrundgeschichten der einstigen Entwicklungen, die dazu führten, dass das Jawne-Gymnasium seinen Dienst einstellen musste. Auf dem Platz vor dem Ausstellungsraum befindet sich zudem der Löwenbrunnen, der auf acht Bronzetafeln an die Namen von über 1.000 deportierten jüdischen Kindern erinnert. Der Eintritt ist kostenlos, Spenden an den Verein sind aber immer gerne gesehen.
Ihr seid der Meinung, dass, obwohl heutige Generationen an den Gräueltaten des Nationalsozialismus keine Mitschuld mehr tragen, die Erinnerung an jene Zeiten höchster Dringlichkeit bedarf? Dass jene Missstände, durch politische Idiotien verursacht, nie wieder auftreten dürfen und man sich durch die Konfrontation mit solchen Geschehnissen dieser Tatsache stets bewusst machen sollte? Dann besucht doch einmal die Dauerausstellung der Jawne. Es gibt in Köln kaum einen besseren Ort, um sich solche Fehlentwicklungen vor Auge zu führen. Auf dass niemand vergisst…
Öffnungszeiten:
Dienstag und Donnerstag:
11:00 – 14:00 Uhr
Sonntag: 12:00 – 16:00 Uhr
Preise:
Eintritt: kostenlos
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Förderverein Lern- und Gedenkort Jawne e.V.
Adresse: Albertusstraße 26, 50667 Köln
Telefon: 0175 – 221 16 20
Webseite: www.jawne.de
KVB: Linien 3, 4, 5, 12, 15: Friesenplatz