Neu aufgesetzte Sammlung
Das Kölner Museum Ludwig besitzt eine der größten Pop-Art-Sammlungen weltweit. Nicht zuletzt dank des Namensgeber- und Stifterehepaares Peter und Irene Ludwig können hier Arbeiten von Stars wie Andy Warhol, Robert Indiana, Tom Wesselmann oder Roy Lichtenstein bestaunt werden. Auf den Kunstmarkt gebracht wurden sie in von Star-Galeristen wie Leo Castelli. Doch was ist diesen entgangen – und damit auch Sammlern, Museen und deren Besuchern? Der Frage ist das Kölner Haus nachgegangen – mit einem überraschend bunten Ergebnis. Zu sehen jetzt in der Ausstellung „Mapping the Collection“.
Lücken in der Sammlung aufspüren
Dass die Sammlung eine Schieflage hat, ist den Verantwortlichen schon lange bewusst. Weiß, männlich und auf die Kultur Europas und Nordamerikas konzentriert – solche Künstler bestimmten lange das Bild auf die US-Kunst der 1960er und 1970er Jahre. Schon mehrfach wurde in Sonderausstellungen vor allem die Lücke der fehlenden Künstlerinnen gefüllt.
Doch die aktuelle Ausstellung ist umfassender. Vor allem Dank eines zweijährigen Förderstipendiums der privaten Terra Foundation for American Art in Chicago. Sie ermöglichte es Janice Mitchell, die Kölner Sammlung besonders aus postkolonialer, feministischer und gendertheoretischen Sicht sowie hinsichtlich des Fehlens indigener und afroamerikanischer Künstlerinnen und Künstler zu hinterfragen.
Kritik an Rollenbildern und Rassismus
Die entdeckten Lücken konnten für diese Ausstellung mit zahlreichen Leihgaben geschlossen werden. So mit Fotoarbeiten von Adrian Piper, mit denen sie das Beibehalten überkommener Rollenbilder kritisiert, oder das Video „Frau, Weiß und 21“ über die eigenen Erfahrungen mit Rassismus. Nicht nur sie können mit den bekannten Stars mithalten – doch die Frage, warum ihre kritische Position hierzulande erst jetzt „entdeckt“ wird, bleibt unbeantwortet.
Arbeiten aus dem Bestand lassen sich mit neuen Nachbarn neu entdecken. So wird aus Robert Indianas weißer Schriftzug „LOVE“ auf schwarzem Grund eine ganz aktuelle Aussage. Friedensbotschaften von Sister Corita – schon vor über zehn Jahren einmal hier zu sehen – erhalten jetzt einen größeren Kontext, ebenso die Fotos von Ruth-Marion Baruch über die Black-Power-Bewegung.
Glossar erklärt politische Hintergründe
Für das Verständnis der gesellschaftspolitischen Konflikte, die jetzt – nach gut 50 Jahren – wieder aufbrechen, hilft ein kleines deutsch-englisches Glossar. Es erklärt zum Beispiel Begriffe wie Siedlerkolonialismus, das Fundament des bis heute anhaltenden weißen Überlegenheitsgefühls gegenüber etwa der indigenen Bevölkerung. Oder es listet Institutionen auf, die sich dem Kampf gegen Rassismus widmen. Es wundert allerdings, dass bei den zahlreichen Sponsoren dieser Ausstellung kein Geld für einen Katalog blieb.
Foto 1: Jürgen Schön – „Mapping the Collection“: Blick in die Ausstellung im Museum Ludwig.
Foto 2: Adrian Piper: „Decide Who You Are #31: Snacktime“ (1992). © Sammlung Adrian Piper Research Archive Foundation Berlin.
Zeiten:
Noch bis zum 23. August 2020!
Preise:
Eintritt des Museums:
Erwachsene: 11,00 €
Ermäßigt: 7,50 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Museum Ludwig, Köln
Adresse: Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Telefon:
0221 – 221 261 65
Webseite: www.museum-ludwig.de/de/ausstellungen/mapping-the-collection
KVB:
Linien 5,16, 18: Dom/Hbf
Linie 5: Rathaus