Zweierlei statt Einerlei

Zwei Nachholtermine für ein ausgefallenes Konzert vom 6. April. Was zunächst vielleicht nach einer duften Sache klingt, bekommt auf den zweiten Blick einen bitteren Beigeschmack: Björn Heuser gibt am 14. und 15. Juni zwei seiner Montagslieder-Konzerte zum besten und reagiert damit geradezu wagemutig auf die derzeitigen ungewöhnlichen Umstände. Denn die Zuschauerkapazitäten in der Volksbühne am Rudolfplatz sind aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen begrenzt und nur über zwei Termine ist es der Volksbühne möglich, annähernd so viele Menschen zu versammeln, wie beim ausgefallenen – bereits ausverkauften – Konzert hätten kommen können. Und hier offenbart sich der zwiespältige Clou: Zwei Termine mit einem jeweils nicht mal halben Publikum bedeutet auch eine Zweiteilung der Einnahmen, bei einem gleich bleibendem und doppelt anfallendem Arbeitsaufwand. Lohnt sich das überhaupt?

Die Gesundheit steht über allem

Die Montagslieder-Reihe gehört bei der Volksbühne mittlerweile zum traditionellen Geschäft dazu. Seit 2016 schon animiert Björn Heuser das Publikum in den prestigeträchtigen Hallen der Volksbühne mit kölschem Liedgut zum Schunkeln und zum Mitsingen. Nun muss sich sowohl das Theater als auch das Publikum der gegenwärtigen Situation anpassen. Die Corona-Maßnahmen zwingen das Theater, die Sitzkapazitäten einzugrenzen und Platz zwischen den einzelnen Zuschauerinnen und Zuschauern zu schaffen. Jeweils eine Sitzreihe sowie je zwei Sitze zwischen den Gästen müssen frei bleiben, um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten. Gerade für ein Konzert, bei dem Körperkontakt eigentlich unabdingbar ist, bedeutet das ein Dilemma sondergleichen. Dazu kommt die Gefahr durch sogenannte Aerosole. Wolken winziger Atemtröpfchen halten sich bis zu vier Minuten in der Luft und agieren dadurch vor allem beim Singen als hartnäckiger Virenherd.

Deswegen gilt, zusätzlich zur gebotenen Abstandsregelung: Auch wenn die beiden Konzerte unter dem Lable der Mitsingkonzerte stattfinden, auf das Mitsingen soll tunlichst verzichtet werden. „Wir werden das Publikum vorher nahelegen, davon abzusehen, mitzusingen“, sagt Björn. Eine Leinwand, auf der die Liedtexte sonst immer angezeigt werden, wird dieses Mal nicht einmal aufgebaut. „Das ist natürlich problematisch, da meine Konzerte davon leben, dass das Publikum mitsingt und die Atmosphäre mitgestaltet.“ Aber die Situation biete auch eine Chance, so der Sänger. Anstatt lautstarker Gassenhauer werde er nun größtenteils auf unbekannteres und ruhigeres kölsches Liedgut ausweichen, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer die Gelegenheit bekommen, „in sich hinein singen zu können.“ Denn jede noch so schlimme Situation, sie berge auch etwas positives in sich. „Und das versuchen wir nun, trotz der widrigen Umstände, herauszustellen und nichtsdestotrotz zwei perfekte Abende zu genießen.“

Die momentane Situation ist keine nachhaltige Perspektive – Appell an die Politik

Ein falsches Signal wolle man damit allerdings nicht senden. Denn obwohl das Theater mit einem eng gestrafften Hygieneplan aufwartet und wieder mit Veranstaltungen wirbt, die Situation ist weiterhin angespannt – für das Theater selbst als auch für die Künstlerinnen und Künstler sowie deren Teams: „Wir haben lange überlegt, ob wir unter diesen Bedingungen arbeiten sollen“, erklärt Björn die Zweifel an dem eigenen Vorhaben. „Die Perspektive ist weiterhin bescheiden. Jetzt darf sich niemand zurücklehnen und denken, dass sich die Lage beruhigt hat, nur weil vereinzelt Veranstaltungen stattfinden.“

Das zeigt vor allen Dingen das vorliegende Beispiel. War das Konzert zum erstmalig vorgesehenen Termin hin noch ausverkauft, kämpft das Theater momentan noch darum, die verfügbaren Sitzplätze vollständig zu vergeben, auch wenn die ursprünglich gekauften Karten gegen neue eingetauscht werden können. „Die Menschen haben Angst, sie sind verunsichert. Das ist verständlich, denn die Gesundheit steht über allem. Aber rein wirtschaftlich ist das für uns ein großes Dilemma“, sagt Björn, den die Corona-Krise als freischaffender Künstler schlicht arbeitslos gemacht hat. Das Theaterteam sowie das gesamte Team des Sängers muss nun an zwei Tagen arbeiten, die Einnahmen entsprechen allerdings nur der Höhe eines Konzertes. Aber das Geld muss ja irgendwie hereinkommen, wenn auch erstmal nur in überschaubarem Maße. „Wir ziehen das trotzdem durch. Für das Publikum, aber auch für unsere Mitarbeiter.“ Denn trotz allem ist der Sänger auch in dieser komplizierten Situation guten Mutes: „Wir müssen zusammenhalten. Und das nicht nur in guten Zeiten, vor allem in den schlechten.“

Ihr merkt schon, das Ganze ist gar nicht so leicht, wie es manchmal scheint. Wer trotzdem Lust und Laune hat – und wer auf das feinfühlig ausgearbeitete Hygienekonzept des Theaters vertraut –, ein bisschen Ablenkung zu erhaschen und einen ersten Schritt zurück in eine einstige „Normalität“ zu wagen, der wird bei den beiden Montagslieder-Konzerten mit Sicherheit gut aufgehoben sein. Und wer könnte schon besser Frohsinn verbreiten als Björn Heuser mit seinen kölschen Strahlemännchen-Liedern?

Foto: Uli Grohs – Björn Heuser mit seiner charakteristischen Gitarre.

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Anmerkungen: 

Das Hygienekonzept der Volksbühne, bestehend aus einem 30-seitigen Skript, sieht neben den Abstandregeln im Saal eine Mundschutzpflicht im Foyer vor. Die Gastronomie im Hause sowie die Garderobe bleiben geschlossen und das Theater hat einen zusätzlichen Treppenaufgang zum Theatersaal eingerichtet, um die Besucherströme besser leiten zu können. Dem Leitsystem für den Ein- und Ausgang ist Folge zu leisten. 

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Ein kleiner künstlerischer Ausblick: 

Während der Entertainer Björn Heuser aufgrund des Veranstaltungsverbotes Pause machen musste, hielt sich der Künstler in ihm keineswegs zurück. Schon lange nach einem Weg suchend, die eigenen Songs und Texte auf eine spannende und authentische Art archivieren zu können, hat er nun ein Song- und Notenbuch erstellt, das die 83 „für Live-Auftritte relevantesten Heuser-Songs“ enthält. Und das könnt ihr direkt beim Künstler erwerben! Falls ihr Interesse haben solltet, schaut einfach auf seinem Blog nach: Björn Heuser Blog – Sechsunnünzig

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Anmerkung zum Ticketkauf: 

Über den Ticketlink gelangt ihr auf die Verkaufsseite von KölnTicket. Für etwaige Käufe erhalten wir eine Provision. Dies beeinflusst aber in keinster Weise unsere Berichterstattung. 

Zeiten: 

14. Juni 2020
Beginn: 17:00 Uhr

15. Juni 2020
Beginn: 19:30 Uhr

Preise:

Ticket: 24,90 €*
*inkl. VVK-Gebühren

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Volksbühne am Rudolfplatz gGmbH
Adresse: Aachener Straße 5, 50674 Köln
Telefon: 0221 – 25 17 47
KVB: Linien 1, 7, 12, 15: 
Rudolfplatz

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