Korrektur eines raubkünstlerischen Akts

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sammelte der Wiener Zahnarzt Heinrich Rieger Arbeiten des Expressionisten Egon Schiele. Als Jude wurde er nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 verfolgt, 1942 in Theresienstadt ermordet. Eine Schiele-Zeichnung aus seiner Sammlung wurde 1966 von den Freunden des Wallraf-Richartz-Museums gekauft und erst diesem Museum, dann dem Museum Ludwig geschenkt. Jetzt soll es den Erben Heinrich Riegers zurückgegeben werden. 

Der Freundeskreis hatte den „Kauernden weiblichen Akt“ über die Zürcher Kunsthandlung Feilchenfeldt von Walter Geyerhahn erworben. Der Wiener lebte damals in Rio de Janeiro, wohin er 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft vor der Verfolgung geflüchtet war. Wie das Bild in seinen Besitz gekommen war, konnte im Rahmen der Nachforschungen nicht abschließend vermittelt werden. 

Museumsdirektor dankbar für Kommissions-Empfehlung 

Diese hatten begonnen, nachdem die Erben Riegers 2016 die Rückgabe des Werkes verlangt hatten. Wegen der unklaren Quellenlage riefen beide Seiten die Beratende Kommission für die Rückgabe von NS-Raubkunst in Berlin als Vermittler an. Die Stadt Köln hatte von Anfang an erklärt, deren Entscheidung zu befolgen. Diese hat nun die Rückgabe empfohlen

Anzeige

TASCHEN

„Für diese einstimmige Empfehlung sind wir dankbar“, erklärte Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig. Dankbar sei man auch den Erben Hinrich Riegers für ihre Geduld. Erleichtert sei man, „dass mit der Rückgabe des Werkes eine gerechte und faire Lösung absehbar ist“. Am 23. März muss nun der Rat darüber entscheiden. 

„Wiedergutmachung für das Schicksal von Dr. Heinrich Rieger und seine Familie kann es selbstverständlich nie geben“, so Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach. Sie hoffe jedoch, „dass wir uns mit der Empfehlung zur Rückgabe einer Gerechtigkeit annähern, soweit dies eben möglich ist.“ 

Text: Jürgen Schön/Stadt Köln
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln – „Kauernder weiblicher Akt“ von Egon Schiele.

Diesen Artikel weiterempfehlen: