Autokunstkino

Pandemie-Not macht erfinderisch: Weil Museen und Galerien geschlossen bleiben müssen, hat Joanna Stange einen anderen Weg gefunden, um ihre Bilder auszustellen. Sie verwandelt ihr Auto in einen mobilen Ausstellungsraum. Unter dem Titel „Mixed Media“ zeigt sie ihre Kunst an drei Wochenenden jeweils drei Abende an drei verschiedenen Orten. Den Anfang machte sie jetzt im Agnesviertel, Neuehrenfeld und Südstadt folgen an den kommenden Wochenende.

Es ist dunkel, Freitagabend, die Neusser Straße kurz vor der Agneskirche. Bald ist Geschäftsschluss, vor einem Buchladen stehen Menschen Schlange, um Bestelltes abzuholen. Der LED-beleuchtete Innenraum eines am Straßenrand geparkten Wagens lenkt die Aufmerksamkeit auf sich – hat der Besitzer vergessen, die Leuchten auszuschalten?

Kunst, die für sich selber spricht

Wer in den Wagen hineinguckt, entdeckt zwei Gemälde, auffällig präsentiert duellieren sie sich mit den Neon-Reklamen der Geschäfte, die sich in den Autoscheiben spiegeln. Auf der Beifahrer-Ablage fünf Blöcke mit rätselhaften Symbolen. Ein Zettel an der Innenseite der Frontscheibe klärt den Neugierigen – natürlich auch die Neugierige – auf: Hier löst Joanna Stange das „Rätsel“ ihres mobilen Ausstellungsraums. Wer will, kann ihr eine E-Mail schicken. „Bisher fanden alle meine Aktion gut“, zieht sie für Rheinerlei eine erste Bilanz des „Besucher“-Echos. Sie selber ist bewusst nicht anwesend.

Fünf Ausstellungen hatte sie für das vergangene Jahr geplant. Alle fielen der Pandemie zum Opfer. Keine Ahnung, wie es weitergeht. „Mixed media“ jedenfalls lässt hoffen, bald mehr von ihr zu sehen als die knapp 20 Bilder, die sie an den neun Abenden im Wechsel zeigt. Es sind impulsive Ölbilder, mehr gezeichnet als gemalt. Erst das fertige Produkt erhält von der Künstlerin einen Titel. Und wenn der Betrachter statt „Hängebrüsten“ – nur eine Frage des Blickpunkts – ein Stillleben mit Teller und Bananen erkennt, kann sie darüber lachen und freut sich, dass sie dessen Phantasie geweckt hat. Ähnliches bezwecken ihre Traumsymbole, die zu Jahresbeginn auf dem Ebertplatz plakatiert waren (HIER). 

Vom 12. bis zum 14. Februar in Nippes und vom 19. bis zum 21. Februar in Lindenthal

Am Wochenende vom 12. bis zum 14. Februar parkt sie ihre Ausstellung in Nippes, vom 19. bis zum 21. Februar in Lindenthal, jeweils von 18 bis 23 Uhr. Wo genau, erfährt man unter www.joannastange.de

Foto 1: Jürgen Schön – Muss sich gegen Leuchtreklame behaupten: Johanna Stanges Bild „Rudel“.
Foto 2: Jürgen Schön – Das Bild „Hängebrüste“ gefällt auch ohne medikamentöse Hilfe aus der Apotheke.

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