Vor 25 Jahren zeigte die SK Stiftung Kultur im Mediapark ihre erste Foto-Ausstellung. Im Mittelpunkt damals: Die Arbeiten von August Sander. Er prägt auch die aktuelle Jubiläumsausstellung der Photographischen Sammlung. Unter dem Titel „Photographische Konzepte und Kostbarkeiten“ werden fast 500 Fotos von 25 Fotografinnen und Fotografen gezeigt. Einige aus dem Sammlungsbestand von 40.000 Objekten erstmals. 

Porträt, Landschaft, Botanik – diese drei Themen kündet die Ausstellung im Untertitel an, zeigt Entwicklungen vom frühen 20. Jahrhundert bis heute, unterschiedliche Herangehensweisen und Kontinuitäten. Ausgangspunkt ist immer wieder August Sander, dessen umfangreichen Nachlass die Stiftung schon 1992 kaufte. 

„Menschen des 20. Jahrhunderts“ und die Folgen 

Mit seinem umfangreichen Projekt „Menschen des 20. Jahrhunderts“ prägte er vor allem die Porträtfotografie. Das Typische wollte er zeigen, das „Antlitz der Zeit“, das uns heute etwas steif vorkommt. Prominente wie Künstler nannte er namentlich, andere blieben namenlos, waren Bauern, Arbeiter, Soldaten, Sanitätsrat. Meist zeigte er Einzelpersonen, aber auch mitgliederstarke „Bauernfamilien“. 

Auf Sanders Spuren – wenn auch witziger und lockerer – wandelte gegen Ende des 20. Jahrhunderts unter anderem Hans Eijkelboom. Nur postkartengroß sind seine Aufnahmen von Straßenpassanten oder Punkern, mit denen er die Suche nach „Typen“ ad absurdum führt. Candida Höfer widmete sich „Türken in Deutschland“, Christian Boschat Schaustellern. Gabriele und Helmut Nothhelfer sahen sich auf Volksfesten und Demonstrationen um. 

Ein Blick auch für das Lebensumfeld 

Gleich 66 Mal ist Oliver Sieber vertreten: Er bat Konzertbesucher in Tokio und Osaka, sich vor neutralem Hintergrund als Modell für ein einzelnes Brustbild zur Verfügung zu stellen. Andreas Mader dagegen zieht Gruppenfotos von seinen Freunden und Verwandten vor. Martin Rosswog sind nicht nur die Bauern als Menschen wichtig, sondern auch das Umfeld, in dem sie leben. 

Porträts in allen Formaten ziehen den Betrachter in ihren Bann: Nur Köpfe, dann Büsten, Brustbilder und – von Kopf nach Fuß – Viertel-, Halb-, Dreiviertel- und Ganzfiguren, Einzel- und Gruppenporträts. Farbe ist eher die Ausnahme.  

Von der Persönlichkeit der Kühe 

Gegenüber den Porträts treten die Landschafts- und Botanik-Fotos zahlenmäßig in den Hintergrund. Da ist Sanders nüchterne Sicht auf das Rheintal vor dem Siebengebirge, geheimnisvoll sind die Wälder von Albert Renger-Patzsch. Simone Nieweg hat sich in leicht verwahrloste Gärten und Parks verliebt. 

Dass auch Kühe eine Persönlichkeit haben, zeigt die Porträtreihe von Ursula Böhmer. Eine Überraschung sind sicher Sanders Handstudien. Nicht fehlen darf der nüchterne mikroskopische Blick auf Pflanzendetails von Karl Blossfeldt. Dass sich Natascha Borowsky sich mit ihrem Foto einer Schlangenhaut von ihm inspirieren ließ, spricht nur für sie. 

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Foto 1: Jürgen Schön – Blick in die Ausstellung. 

Foto 2: SLUB Dresden, Deutsche Fotothek – Christian Borchert: „Familie A. (Maler/Grafiker und Fotograf, Grafikerin) Steinhagen-Krummenhagen“, 1993.

Foto 3: gemeinfrei – Karl Blossfeldt: „Winterschachtelhalm, Stängelquerschnitt, 30-fach“, vor 1926.

Zeiten:

Bis zum 10. Juli 2022

Preise:

Eintritt: 6,50 €
Ermäßigt: 4,00 €

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

SK Stiftung Kultur
Adresse: Im Mediapark 7, 50670 Köln
Webseite: www.photographie-sk-kultur.de/ausstellungen/aktuell/#c1655
KVB: Linien 12, 15: Mediapark

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