Meisterwerke einer einstigen Weltmacht

Im 17. Jahrhundert waren die Niederlande eine Handels-Weltmacht, noch heute gilt es als das „Goldene Zeitalter“ des Königreichs. Wirtschaft und Kultur gingen eine Symbiose ein. Die Kaufleute wollten ihren Reichtum zeigen und entdeckten die Kunst, die Maler dankten es ihnen mit „Marinemalerei“. Die „Poesie der See“ gilt es jetzt im Wallraf-Richartz-Museum in einer Kammerausstellung mit vielen Unbekannten zu entdecken.

Es sind nur zwanzig Bilder, doch die erlauben einen umfassenden Überblick über das Genre der Marinemalerei dieser Epoche und die verschiedenen Malerschulen. Es beginnt mit der „Südlichen Küstenlandschaft mit Schiffen“, ein Großformat, um 1586 geschaffen von Josse de Momper und Hendrick Cornelisz Vroom. Ersterer malte die Landschaft, letzterer Wasser, Schiffe und Menschen.

Der Betrachter blickt in eine idealisierte Mittelmeer-Landschaft, steile Berge, mit Burgen gekrönt, umrahmen eine Bucht. Darin liegen zahlreiche Schiffe vor Anker. Auf einem Boot ein Mandolinenspieler, unter einem Baldachin könnte sich ein Liebespaar verbergen. Am Rand bahnt sich das Licht der untergehenden Sonne den Weg durch die Wolken.

Das Meer als Spiegelbild für das Auf und Ab des Lebens

Mit der Zeit werden die Bilder realistischer, zeigen das Meer als Spiegelbild des Lebens zwischen glatter See und vom Sturm aufgepeitschten, gischtsprühenden Wellen, zwischen denen die Segler bedenkliche Schieflage zeigen. Adrian Corenelisz Van der Salm zeigt diese beiden Pole in zwei kleinen Schwarz-Weiß-Bildern, beide kaum größer als zwei Postkarten.

Vom Wind geschwellt sind die Segel der mächtigen Kriegs- und Handelschiffe, stolz flattern ihre Flaggen. Denn meist siegt der Niederländer im Kampf mit der Naturgewalt (und der Konkurrenz auf den sieben Meeren), selbst wenn er nur wie die Fischer in einem kleinen Boot sitzt. Doch manchmal muss er der nassen Urgewalt auch Tribut zollen, dann kämpfen die Seeleute, deren Schiff auf eine Klippe gelaufen ist, in den Wogen um ihr Leben und hoffen auf Hilfe vom Land.

Von der heimischen Küste zu exotischen Stränden

Auf vielen Bildern türmen sich drohende Wolkenberge auf, auf anderen verläuft sich der Blick in dunstiger Ferne. Die Künstler entführen uns in exotische Ferne und zeigen die heimische Küste vor Dordrecht und Vlissingen. Aber auch Flusslandschaften sind zu sehen. Auf einem Bild wacht ein Deichgraf über sein Revier, auf einem anderen geht ein Fährmann im flimmernden Sonnenlicht seinem Beruf nach – eine idyllische Szene, verstärkt durch das ovale Format.  

Bekannte Marinemaler wie Salomon van Ruysdael oder Isaac Willaerts sind zu sehen, auch ein Gemälde von Jan van Goyen ist dabei, sonst eher als Landschafts- und Genremaler bekannt. Der Öffentlichkeit unbekannt aber sind ihre hier gezeigten Bilder, denn sie werden erstmals in einem Museum gezeigt. Sie gehören einem Kölner Sammler, der unbekannt bleiben will.

Und ja, auch ein anderer Kölner war schon lange vorher ein Fan der königlichen Handels- und Seemacht: Der niederländische Nationaldichter Joost van Vondel, 1587 in Köln geboren. Seine Hymne auf die „schiffreichen Städte“ und auf einen sturmerprobten Admiral ziert den Ausstellungssaal.

Und noch ein Coup gelang Kuratorin Anja Sevcik: Aus einem Berliner Museum holte sie für diese Ausstellung das Modell eines Kriegsschiffes aus jener Zeit nach Köln, das einzige, das nach Original-Werftplänen gebaut wurde. Für die jungen Besucher der Ausstellung gibt es ein Papiermodell zum Basteln.

Foto 1: Jürgen Schön – Ob sich das kleine Papierschiffchen – für junge Museumsbesucher zum Nachbasteln erhältlich – in der stürmischen See behaupten könnte, wie sie Ludolf Backhuyzen im Bild dahinter malte?
Foto 2: Privatsammlung Köln –
“Schiffe in stürmischer See“ heißt das Ölgemälde auf Eichenholz von Hans Goderis (1630)

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Anmerkungen: 

Auch im Wallraf-Richartz-Museum gelten auf der momentanen Lage folgende Sicherheitsvorkehrungen: Besucherinnen und Besucher müssen 1,5 Meter Abstand zueinander halten, es gilt eine Atemschutzmasken-Pflicht sowie die Pflicht zur Einhaltung der gängigen Hygienemaßnahmen.

Zeiten:

bis zum 11. April 2021

Preise des Museums:

Eintritt: 
Erwachsene: 8,00 €
Ermäßigt: 4,50 €

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Adresse: Obenmarspforten, 50667 Köln
Telefon: 0221 – 221 211 19
Webseite: www.wallraf.museum/ausstellungen/aktuell/2020-05-21-poesie-der-see/
KVB: Linie 5: Rathaus
Linien 1, 5, 7, 9: Heumarkt

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