Seit jeher feiert das Dionysische in der Kunst und in unserer Gesellschaft Hochkonjunktur, „gerade zu Krisenzeiten“. Was wäre da passender, als die fünfte Ausgabe der Poetica eben jenem Thema zu widmen: dem Rausch und seinen Auswirkungen auf die Literatur. Fast eine Woche lang versetzen euch Autoren aus acht Ländern dabei in höhere Wahrnehmungsebenen und geben einen Ausblick darauf, was sprachlich passiert, wenn sich Literaten in sich selbst verlieren, wenn Poesie sich windet wie eine Schlange auf Kokain und wenn Worte zu Fragmenten abgespacter Ausdrucksweisen werden. Drogen, Sex und Rock ’n Roll, die Poetica feiert sich in diesem Jahr gewissermaßen selbst. Und nun seid ihr gefragt: Werdet ein Teil dessen und taucht ein in Texte, die jeglichen Sinn vermissen lassen, die sinnstiftend und ebenso sinnbefreiend sind. Texte, die euch einfach berauschen wollen…

„Der Schaffensrausch, er war schon immer ein Teil der Kunst, ein Teil der Literatur“, erzählt Marta Dopieralski, Mitglied des Morphomata Kolleg, das die Poetica nun bereits zum fünften Mal ausrichtet. „Und es gibt keinen Grund zu glauben, die Lyrik sei ausgestorben. Die bisherigen Veranstaltungen waren immer bis auf die letzten Plätze besetzt, das Interesse ist enorm groß.“ Das mag den einen oder anderen in Zeiten einer steigenden Medienkonvergenz vielleicht überraschen, doch „die Macht der Poesie ist weiter ungebrochen.“

Die Poesie, sie ist jedoch nur eines der Themenfelder, welche die Poetica behandelt. Im Vordergrund steht alljährlich die Verbindung literarischer Formen aller Richtungen, präsentiert vor wissenschaftlichen Formaten, in einem entsprechenden Kontext. „Durch die verschiedenen Lesungen, Diskussionsforen und Gespräche mit den Autoren bekommen die Besucher unterschiedliche Perspektiven geboten. Von wissenschaftlichen bis hin zu künstlerischen Einblicken, wir gehen auch in diesem Jahr davon aus, dass die Veranstaltungen ihrem Schwerpunkt gerecht werden und die Werke ihre Schaffensräusche regelrecht reproduzieren.“

Highlights, es gibt sie bei der diesjährigen Poetica zweifelsohne genug. So betört euch die szenische Installation im Schauspiel Köln mit der Konfrontation von Poesie und darstellender Kunst und bei der Eröffnungsveranstaltung diskutieren alle teilnehmenden Autoren über ihre eigenen Schaffensräusche, lesen aus eigenen Werken vor und philosophieren über die Notwendigkeit des Rausches für die Kunst. „Wie sieht eine Sprache des Kontrollverlusts aus? Und in welchem Verhältnis steht die Entzückung zum Tiefsinn, der Höhenflug der künstlichen Paradiese zur Schwerkraft der irdischen Affekte und Gegenstände?“ Diese Worte des Kurators Aris Fioretos, sie bringen das Thema der diesjährigen Poetica kurz und knapp auf den Punkt: Eine Sprache, gerade das geschriebene Wort, sie lebt von Veränderungen und Schwingungen, sie ist abhängig von Gefühlen und Emotionen, von Höhen und Tiefen. Kann sie euch ebenso berauschen, wie sie es gegenüber ihren eigenen Autoren zu tun vermag?

Das Morphomata Kolleg veranstaltet zum fünften Mal die Poetica und dringt dabei in himmlische, abgrundtiefe und abgespacte Sphären ein. Ihr trinkt euch gerne mal einen? Habt gerne Sex? Und lasst euch von diesen Empfindungen gerne tragen? Dann erfahrt in diesem Jahr, wie solche Zustände von Profis transkribiert werden, wie sie zur Kunstschaffung beitragen und lasst euch sogleich ebenso berauschen. Wir wünschen euch viel Spaß.

Foto 2: Morphomata Kolleg
Foto 3: Kurator Aris Fioretos / by Heike Bogenberger

Zeiten und Preise:

21. Januar 2019 – 18:00 Uhr:
„Hoch Fünf“
Universität zu Köln – Aula II
Eintritt: frei

22. Januar 2019 – 14:00 Uhr:
„In extremis“
Universität zu Köln – Hörsaal II
Eintritt: frei

22. Januar 2019 – 19:30 Uhr:
„Angeregte Zustände“
Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Köln
Eintritt: 6/8 €

23. Januar 2019 – 19:30 Uhr:
„Orte der Sehnsucht“
Literaturhaus Köln
Eintritt: 4/6/8 €

24. Januar 2019 – 14:00 Uhr:
„Auswertung der Flugdaten“
Internationales Kolleg Morphomata
Eintritt: frei

24. Januar 2019 – 21:30 Uhr:
„Das ist Poesie“
Altes Pfandhaus Köln
Eintritt: 6/8 €

25. Januar 2019 – 20:00 Uhr
„Dieser wilde Muskel“
Sancta-Clara-Keller
Eintritt: 6/8 €

26. Januar 2019 – 20:00 Uhr
„Rausch. States of Euphoria“
Schauspiel Köln – Depot 2
Eintritt: 7/12 €

Anfahrtsbeschreibung und Kontaktdaten:

Internationales Kolleg Mophormata
Adresse: Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln
Webseite: www.poetica.uni-koeln.de/poetica-5
KVB: in ganz Köln verteilt

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