Querdenken einfach mal neu denken. Mit diesem Ziel geht die Produktion „Queer denken – Einfach ich sein“ am Montag, dem 22. Juni 2020, in der Volksbühne am Rudolfplatz an den Start. Dabei stellt sie sich vor allem folgende Fragen: Was bedeutet es, Gedanken zu haben, die sich von dem vermeintlich Normalen abheben? Was bedeutet es, queer zu sein? Und welche Voraussetzungen müssen in der Gesellschaft geschaffen werden, um eine höchstmögliche Toleranzquote zu entwickeln? Der Verein music4everybody bringt damit, in Zusammenarbeit mit dem Berufskolleg Ehrenfeld, ein Musiktheater auf die Bühne, das dem eigenen Denken keine Grenzen lässt und das versucht, Verbindungen zu knüpfen und Vorurteile in ein anderes Licht zu rücken.
Multikulturell reflektiert
Es scheint so, als stünde die Lösung schon längst fest. Für Stephi Siebert zumindest, die künstlerische Projektleiterin des Vereins, ist klar: „Wir müssen miteinander sprechen und unentwegt unsere Grenzen austesten. Nur so bildet sich die Basis für eine vielfältige Gesellschaft.“ Doch wäre es so einfach, in welch einer Utopie würden wir nur leben? music4everybody verfolgt aber genau diesen Ansatz. Denn der Verein arbeitet stets darauf zu, Musiktheater-Produktionen und -Projekte zu realisieren, die verschiedenste Lebensrealitäten abbilden und die dadurch Verständnis und Miteinander propagieren und unmittelbaren Kontakt herstellen. Oft setzen sich die Ensembles multikulturell zusammen, sind generationsübergreifend oder sprechen Themen an, die eine gewisse gesellschaftliche und soziale Relevanz haben. So auch bei „Queer denken“.
Dieses Mal besteht das Ensemble aus acht Schauspielerinnen und Schauspielern sowie zwei Tänzerinnen und Tänzern und sie alle kommen aus Internationalen Förderklassen am Berufskolleg Ehrenfeld. Sie gehören unterschiedlichen Ethnien und Bevölkerungsgruppen an und entstammen unterschiedlichen Jahrgängen. Diese Vielfalt wirkt sich bis auf die persönliche Beziehung zum Thema der Produktion aus. Nicht alle Mitglieder des Ensembles sind selbst queer – und doch erzählen sie alle gemeinsam, mit einem Mix aus Schauspiel- und Tanzeinlagen, die Geschichte eines Jungens, der im falschen Körper zur Welt gekommen ist. „Aufgrund der aktuellen Situation werden wir wahrscheinlich auf einen Großteil der Tanz- und Gesangsszenen verzichten müssen“, prophezeit Stephie und grenzt den Musiktheater-Charakter der Aufführung ein wenig ein. Stattdessen werde man nun in Eigenregie produzierte Videosequenzen in den Verlauf einbetten, die die Geschichte noch weiter in die Tiefe führen, auf mehren Kanälen.
Queersein ohne Queersein zu müssen
Wie aber produziert man ein Theaterstück über das Queersein, wenn man selbst gar nicht queer ist? Die Sorge, dem Thema und vor allem betroffenen Menschen nicht gerecht zu werden, stellte sich gerade zu Beginn der Vorbereitung ein. „Natürlich hatte ich die Sorge, durch Unkenntnis in Fettnäpfchen zu treten oder jemanden ungewollt zu verletzen. Mir wurde im Laufe der Vorbereitung aber gesagt, ich solle mir keine Sorge machen.“ Denn schon alleine, dass sie über diese Gefahr nachdenke, reiche völlig aus, um dem Dargestellten angemessen Rechnung zu tragen. Eine Aussage, die sofort alle Zweifel ausräumte, die Vorbereitung konnte beginnen.
„Ich kann es nicht häufig genug sagen: Wir müssen einfach mehr aufeinander zugehen. Dieses Umfeld wollten wir im Rahmen unserer Produktion schaffen“, sagt Stephi. Nun solle dieser Vibe auch auf das Publikum überspringen, er solle Inspiration schaffen und das Verständnis gegenüber einer jeden Bevölkerungsgruppe beflügeln. „Viele blenden dieses Thema einfach aus, dabei geht es in der Frage nach Toleranz um so viel mehr. Der Kern von Ablehnung gegenüber dem Fremden, ist die Angst, sich selbst und seine eigenen Wertvorstellungen verlieren zu können. Dabei braucht es nur ein paar Grenzüberwindungen, um ein vielfältiges Zusammenleben zu gewährleisten. Und was wäre eine Gesellschaft schon ohne Vielfalt?“
Querdenken gerät in unserer Gesellschaft immerzu an seine Grenzen. Dabei könnte es so unkompliziert sein: Man baut ein paar Brücken, überwindet ein paar Gräben – und schon ist alles gut? Mit „Queer denken“ bespielt das Berufskolleg Ehrenfeld ein Thema, das eben keineswegs so leicht daherkommt. Und doch will die Produktion genau das erreichen: Menschen miteinander verbinden, Vertrauen schaffen und Verständnis anregen.
Foto: music4everybody e.V.
Zeiten:
22. Juni 2020
Beginn: 19:30 Uhr
23. Juni 2020:
Beginn: 19:30 Uhr
Preise:
Ticket: 9,50 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Volksbühne am Rudolfplatz gGmbH
Adresse: Aachener Straße 5, 50674 Köln
Telefon: 0221 – 25 17 47
KVB: Linien 1, 7, 12, 15:
Rudolfplatz