Seitdem ich denken kann, gehört Literatur für mich einfach zum Leben mit dazu. Diesen Umstand habe ich wohl meiner Mutter zu verdanken. Die atmet Bücher ein wie Sauerstoff, liest beizeiten drei bis vier Bücher parallel zueinander. So verrückt bin ich zwar nicht, meistens, aber ich tauche immer mal wieder gerne in fremde Welten ein und lasse meiner Fantasie freien Lauf. Nun war ich zum ersten Mal bei der ‚lit.COLOGNE‘ und durfte gleich mehrere Veranstaltungen besuchen, bei denen renommierte Schriftsteller ihre Wortakrobatik zum Besten gaben. Achtung, Spoiler: Voll toll.
Das erste Event, für das ich im Rahmen dieser Webseite akkreditiert wurde, drehte sich komplett um das Runde, das ins Eckige muss. Bei ‚Matchplan – Der Fußball von morgen‘ diskutierten bekannte Persönlichkeiten aus der Fußballbranche, wie beispielsweise Julian Nagelsmann, über die Zukunft des deutschen Volkssports. Zumindest stelle ich mir vor, dass es so war. Denn ich habe den Termin total verpennt, falsch im Kalender eingetragen. Und das bei der Thematik, die mich selbst extrem interessiert. Super, Tim…
Nun ja, die restlichen Termine habe ich dann aber immerhin akribisch wahrgenommen. Als nächstes stand ‚Endland und Der Schuss‘ auf meinem Terminplan, der fortan keine Fehler mehr aufwies. Martin Schäuble und Christian Linker stellten ihre beiden brandneuen Jugendbücher vor, die sich mit dem Aufstieg des Rechtspopulismus beschäftigen und entsprechend eine gewisse Aktualität gesellschaftlicher Phänomene an den Tag legen. Die beiden Autoren sprachen über Hintergründe der Buchentwicklung, über lustige Anekdoten und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Autoren. „Wir wollen die Leser dazu animieren andere Lebenswelten zu erforschen. Wir wollen Diskussionsgrundlagen schaffen“, erklärte Martin Schäuble den Hintergrund. Das Publikum lauschte gespannt und ich konnte erkennen, dass insbesondere jüngere Personen der Lesung aufmerksam folgten. Dass die Leipziger Buchmesse Schäubles Buch zur fast selben Zeit, in der die Lesung stattfand, als „beklemmend“ einstufte, geschenkt. Den Eindruck hatte ich persönlich nicht…
Hätte ich die erste Veranstaltung nicht verpennt, die ‚lit.COLOGNE‘ hätte für mich mit einer Fußballthematik begonnen, und sie hätte ebenso geendet. Hätte, hätte, Fahrradkette. Also blieb mir aufgrund meiner eigener Schusseligkeit nur der sportliche Abschluss des Literaturfestivals, aber immerhin passte dies zu meiner Fußballaffinität. Am vorletzten Veranstaltungstag tagten Ansgar Brinkmann und Huub Stevens im ‚Theater am Tanzbrunnen‘ und sinnierten gemeinsam mit Ben Reddelings über ihre Biografien. Ein Event, gespickt mit ganz viel Fußballromantik, urkomischen Anekdoten bekannter Fußballspieler und berühmten Zitaten aus der Fußballwelt. Und vor allem mit Geschichten aus Ansgar Brinkmanns Karriere, in der er mehr als nur einmal wegen seiner bisweilen ruppigen Art und den damit einhergehenden „Skandalen“ im Fokus der Presselandschaft stand. Was für witzige Geschichten, was für ein Typ. Einfach ein Knaller, der ganze Abend. Vielen Dank dafür.
Was lässt sich resümieren? Wollte ich mehr sehen? Oder war ich nach all den Veranstaltungen satt? Mitnichten. Als ich am letzten Abend nach Hause ging, am Rhein vorbei schlendernd und der einstigen Fußballbranche nachtrauernd, ich hätte am liebsten noch mehr gesehen und gehört. Mehr Wortakrobatik berühmter Schriftsteller, mehr lustige Geschichten aus der Welt des Fußballs und mehr kritische Töne, die oftmals im Zentrum der Events standen, das wäre nach meinem Geschmack gewesen. Aber Zeit ist eine Bitch, und so musste das 18. Literaturfestival eben auch zu Ende gehen und es ließ mich mit ein bisschen Wehmut zurück. Sollten euch also im nächsten Jahr Themen gefallen, versucht doch einfach eine Karte zu bekommen, falls das denn klappt, und genießt die einzigartige Atmosphäre der ‚lit.COLOGNE‘.
Ein Fest, nicht nur für Literaturfans. Meine Mutter hätte wahrscheinlich alle Veranstaltungen besucht. Parallel zueinander.
Mehr Informationen über die ‚lit.COLOGNE‘ findet ihr hier.