Interviews. Wahrscheinlich bin ich mittlerweile genau dafür bekannt. Als hätte es das Schicksal schon im Voraus geplant, lief mir nach der Museumsnacht genau die Interviewerin (oder ist es ein Interviewer?) über den Weg, die (oder der?) mich bereits im letzten Jahr zu der Veranstaltung befragte. Und abermals, wenn auch widerwillig, musste ich ihr (oder ihm?) Rede und Antwort stehen. Aber äh, wie war gleich nochmal ihr (oder sein?) Name?
Interviewer*in: Hey Tim, so sieht man sich wieder.
Tim: Ja, ich habe dich schon vermisst…
Interviewer*in: Nicht so zynisch. Man hat lange nichts mehr von dir gehört.
Tim: Ist dem so? Nun ja, mir ist ein wenig die Motivation flöten gegangen, ich habe sie aber wieder eingefangen.
Interviewer*in: Das ist gut. Du musst mehr mit Social Media machen, das weißt du schon, oder?
Tim: Ja, ich hab’s verstanden. Aber bevor du mich jetzt ausfragst: Wie heißt du überhaupt? Ich hab’s nicht so mit Namen, kann also gut sein, dass ich es einfach vergessen habe…
Interviewer*in: Ich habe ihn dir letztes Jahr glaube ich auch gar nicht genannt. Ich heiße Annegret.
Tim: Dein Ernst?!
Interviewer*in: Kommt drauf an. Du kannst mich nennen wie du willst. Annegret, Angela, Jens. Das überlasse ich dir.
Tim: Die Auswahl umreißt aber zwei verschiedene Geschlechter…
Interviewer*in: Geschlechter sind schwebend, sind oftmals Interpretationssache.
Tim: Ähm, eigentlich nicht…
Interviewer*in: Nenn mich einfach so, wie du willst.
Tim: Friedrich. Dann nenne ich dich Friedrich.
Interviewer*in: Moment mal…
Tim: Alles klar. Du willst wahrscheinlich wissen, wie meine Museumsnacht so war, oder? Wo fange ich denn am besten an?
Friedrich: Können wir nochmal…
Tim: Also ich hatte mir für den Abend einen genauen Plan zurecht gelegt.
Friedrich: Ich hätte da noch den ein oder anderen Einwand, bevor wir fortfahren…
Tim: Meinen Fokus legte ich vor allem auf das alte Köln. Ich wollte eine Reise in die Vergangenheit der Stadt machen. Dementsprechend bin ich einige Stationen abgelaufen, die sich mit genau dieser Thematik auseinandersetzen.
Friedrich: Wo warst du denn überall? Und wehe du nennst mich jetzt…
Tim: Friedrich, das war der absolute Knaller, ich sag’s dir. Ich bin vom Dom, also von dessen Ausgrabungsstätte aus, zur Domschatzkammer und zum Praetorium, bis hin zum Ubiermonument in der Nähe des Heumarkt. Das war super interessant und ich habe ganz neue Einblicke in die Geschichte der Stadt bekommen. Wobei, die Dekadenz der katholischen Kirche ist mir eigentlich immer bewusst gewesen, was mir besonders in der Domschatzkammer nochmals vor Augen geführt wurde. Beim Ubiermonument, und gerade im Praetorium, spürte ich die Vergangenheit der Stadt mit all ihren altertümlichen Facetten. Überreste alter Gebäude, der Stadtmauer, römische Statuen, Büsten und Werkzeuge, mir gefällt sowas ja. Und vor dem Hintergrund der städtischen Geschichte hat es mich nochmal besonders gepackt.
Friedrich: Ich geb’s auf. Hast du noch etwas anderes gesehen oder hast du dich nur darauf beschränkt?
Tim: Ne. Ich war noch im Comic-Museum.
Friedrich: Wie letztes Jahr!
Tim: Genau. Dort lief die Vernissage der Ausstellung „Ink & Pixels“ und ich habe an einem Künstlergespräch teilgenommen, ein Interview geführt.
Friedrich: So wie ich mit dir jetzt.
Tim: Äh ja, so in etwa. Ganz toll. Naja, das hat mir natürlich wieder extrem gut gefallen. Außerdem bin ich noch ins Sport- und Olympiamuseum, in dem ich das letzte Mal irgendwann als Kind war, mit der Schule damals, auf Klassenfahrt. Weil mir aber die Zeit in den Fingern zerrann, bin ich dort nur durch geflitzt und konnte mich kaum mit den ausgestellten Exponaten beschäftigen.
Friedrich: Ärgerlich.
Tim: War okay. Ich musste nämlich noch zu einer Führung in der Kleinen Glocke, am Appellhofplatz. Die extra für die Museumsnacht ausgestellten Kunstwerke waren von echten kölschen Jungs und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Werke der Gruppe Junger Westen oder auch von beispielsweise Cornel Wachter, Wolfgang Niedecken und Gerhard Richter hingen überall in der Kneipe verteilt, die Führung dazu war klasse. Insgesamt war es ein schöner Abschluss.
Friedrich: Hat dir denn etwas weniger gut gefallen? Letztes Jahr gab es ja einiges zu bemängeln.
Tim: Dank meiner Pressekarte eigentlich nicht. Doch wäre ich ein normaler Besucher gewesen, mir wären die Schlangen vor den Museen auf die Nüsse gegangen. Aber Gott sei Dank konnte ich diese flugs umgehen. Sonst ist mir nichts negatives aufgefallen, ich fand den Abend wirklich sehr schön.
Friedrich: Schön.
Tim: Ja, das habe ich ja gerade gesagt…
Friedrich: Sehen wir uns dann nächstes Jahr wieder?
Tim: Du weißt schon, dass du nur ein fiktiver Interviewpartner bist?
Friedrich: …
Tim: Schauen wir mal. Mit dem Namen zumindest, da überlege ich es mir gleich zweimal.
Friedrich: Aber…
Tim: Tschüssikowski.