Die Kölnerin Anne Meder griff zur Verzierung ihres Buches auf stenografische Kürzel zurück. Foto: JS

Kleine Meisterwerke von Buchbinderlehrlingen

Natürlich kann man viele Bücher auch als e-books lesen. Manche Menschen mögen dabei die glatte Form und das elegante Styling ihres Smartphones genießen. Doch was ist das gegen das haptische Gefühl, ein Buch aus Papier zu halten, Seiten umzublättern statt wegzuwischen. Nicht zuletzt die Einheit von Form und Inhalt – kurz: das Vergnügen, ein kreativ und handwerklich perfekt gebundes Buch zu lesen. Wie die aussehen können, zeigt jetzt die Ausstellung „22. Internationaler Bucheinbandwettbewerb für Auszubildende“ der Kunst- und Museumsbibliothek Köln im Museum Ludwig.

43 handgefertigte Bücher sind zu bestaunen

Aufgerufen zu diesem Wettbewerb hatte der Bund Deutscher Buchbinder e.V. Lehrlinge im 1. bis 4. Lehrjahr aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Binden mussten sie einen Rohbogen mit dem Vortrag „Franz Xaver Gabelsberg und die Stenografie“ des Verlegers Horst Pinsker. 43 Einsendungen wurden eingereicht und von der Jury der Ausstellung für würdig befunden.

Bewertet wurden – jetzt wird es fachlich – unter anderem der Deckel, die Verzierung des Schnitts, das Kapital, die Fassung der Kanten, die Materialbearbeitung, die Heftung, Dekor und Gestaltung. Kurz:

Maike Berns lernt das Handwerk des Buchbindens in Düsseldorf. Foto: JS

Handwerkliches Können gepaart mit Kreativität

Das erste eine fundamentale Voraussetzung – die feinen handwerklichen Unterschiede im Können sind meist nur für Experten zu erkennen. Das zweite ein Spiegel der individuellen Phantasie der jungen Buchbinderinnen (vor allem junge Frauen scheinen von dieser traditionelle Handwerkstechnik angezogen zu werden, die seit 2021 zum „immateriellen Kulturerbe“ gehört).

In Sachen Kreativität haben die ausgezeichneten Objekte einiges zu bieten. Selbst gestaltetes Buntpapier für den Einband ist da noch der geringste, wenn auch nicht einfachste Gang. Überaus variantenreich ist die Nutzung stenografischer Sigel bei der Gestaltung der Einbände.

Magdalena Hörn aus Immenstadt schmückte ihr Buch mit einem Bildnis des Stenografie-Erfinders Franz Xaver Gabelsberg. Foto: JS

Einige Bücher haben sorgfältig mit Lederband eingefasste Kanten oder lederne Buchrücken. Manche Bindungen sind von außen sichtbar, in manche Vorderdeckel zierten erhabene Symbole, auf einigen Rücken ist der gold geprägte Titel zu lesen. In einer Vitrine sind die Werkzeuge ausgebreitet, mit denen diese kleinen Kunstwerke geschaffen wurden.

Schade, dass man die Bücher – natürlich alles Unikate – nicht in die Hand nehmen kann…

„22. Internationaler Bucheinbandwettbewerb für Auszubildende“

Zeit:

Bis 2. Oktober 2023, Mo 14-21 Uhr, Di-Do 10-21 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr

Preis:

Eintritt frei

Kontaktdaten und Anfahrt

Treppenhaus zum Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek im Museum Ludwig. Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln. http://www.kunst-und-museumsbibliothek.de

KVB: Linien 5, 16, 18: Dom/Hbf

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