
„Sammlerträume“ – Blick in die Ausstellung. Foto: Jürgen Schön
Niederländische Kunst aus dem „goldenen Zeitalter“
Die Niederländer Jan Brueghel d.Ä., Georg Flegel, Jan Steen, Willem Kalf, Jan van Goyen oder Jacob van Ruisdael und ihre nicht minder berühmten flämischen Kollegen – ihre Malerei war im 17. Jahrhundert, dem „Goldenen Zeitalter“, der Renner bei reichen Zeitgenossen. Die Bilder haben ihre Anziehungskraft nicht verloren und überzeugten ab den 1970er Jahren auch einen deutschen Sammler. Der vermachte die erworbenen Werke jetzt – nach seinem Tod – dem Wallraf-Richartz-Museum als Dauerleihgabe, das sie unter dem Titel „Sammlerträume“ erstmals der Öffentlichkeit zeigt.
Die „Sammlerträume“des anonymen Vorbesitzers machen so einen unausgesprochenen Museumstraum wahr, eine wunderbare Ergänzung der schon spektakulären eigenen Barocksammlung. Und Kuratorin Anja Sevcik freut sich dazu noch darüber, dass der Sammler auch die Herkunft seiner Kunstwerke gründlich erforscht hat.
Eintauchen in Träume und Alltag einer reichen Nation
Die Besucher der Sonderausstellung können konzentriert in die Pracht einer vergangenen Epoche eintauchen. Denn die 34 meist kleinformatigen Gemälde (alle auf Holz oder Kupfer gemalt), die im Fenstersaal der Barockabteilung präsentiert werden, zeigen Alltag und Träume einer reichen Gesellschaft. Das Spektrum der Themen ist breit: Landschaften, Stillleben, Stadt- und Flusspanoramen, Genreszenen – religiöse Motive und Porträts sind allerdings die Ausnahme. Bei den wenigen ausgestellten Grafiken darf es dann auch einmal ein Akt sein.

Osias Beert d. Ä. (vermutlich 1580 – 1623): „Stillleben mit Früchten und Spandosen“ (Öl auf Eichenholz), Dauerleihgabe – Dauerleihgabe, Foto: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Prachtvoll sind die Abbilder der Blumengebinde. Nicht zuletzt mit den Stillleben von exquisiten Nahrungsangeboten und kostbarem Geschirr konnten die Besitzer ihren Wohlstand demonstrieren. Da liegen Trauben auf kostbaren Metalltellern, süßer Wein schimmert in venezianischem Glas, Pasteten warten auf ihren Verzehr. Doch soll der Mensch es nicht zu bunt treiben: Manches erinnert symbolisch etwa an das Abendmahl und warnt vor Völlerei. Und ob der Hirschkäfer, Symbol für Kraft und Stärke, auf dem Bild von Georg Flegel eine Anspielung des Malers auf seinen Auftraggeber ist?

Bonaventura Peeters (1614 – 1652): „Hafenansicht von Veere“ (Öl auf Eichenholz) – Dauerleihgabe, Foto: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Nach der harten Arbeit wurde ausgelassen gefeiert
Neben dem Privatleben gab es das gesellschaftliche: Auf dem Wimmelbild von Jan Steen sieht man eine ausgelassene Menschenmenge auf einer Kirmes, der Alkohol fließt in Strömen und getanzt wird auch. Im Winter geht es mit Schlittschuhen aufs Eis. Im Sommer lockte das Boule-Spiel. Ach ja, gearbeitet werden musste damals auch. Sei es, ein Schiff an Land zu ziehen oder auf Dreimastern mit Wind und Wellen zu kämpfen. War das geschafft, lockte eine Rauchpause. Und die Dame des Hauses vertrieb sich die Zeit mit Klavierspielen.

David Teniers d.J. (1610 – 1690): „Bauern beim Boulespiel vor einem Wirtshaus“ (Öl auf Eichenholz) – Dauerleihgabe, Foto: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Impressionistische Leichtigkeit beherrschte schon Salomon von Ruysdael – ob bei einer Rheinlandschaft oder der einsamen Herberge, beide unter drohend heranziehenden Regenwolken. Penibel bis ins letzte Blütenblatt ausgemalt „Maria mit dem Jesuskind“ von Jan Brueghel der Ältere, der hier zusammen mit Henrick van Balen arbeitete. Die beiden sitzen unter schier endlosen Blütengirlanden, von Engelchen bewacht und dem Spiel zweier kleiner Äffchen zusehend. Einfach idyllisch!
Und wer will und die passende Ausrüstung hat kann, über spotify zu jedem Gemälde die passende Musik hören. Eine originelle Idee der Kuratorin, die auch für die zweite Ausgabe der Reihe „Baroque – Das Magazin für Barockes Lebensgefühl“ verantwortlich. Für 7 Euro gibt’s diesen etwas ungewöhnlichen Katalog zur Ausstellung.
Zeiten:
bis 21. April 2024, dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr
Eintritt:
Erwachsene: 8 €, eErmäßigt: 4,50 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Adresse: Obenmarspforten, 50667 Köln
Telefon: 0221 / 221 211 19
Webseite: https://www.wallraf.museum
KVB: Linie 5: Rathaus
Linien 1, 5, 7, 9: Heumarkt