
„Sensation des Sehens“: Diese Trommel ist der Kern der Ausstellung – Foto: JS
Revolutionäre Impressionisten gegen das neue Kino
Das Ende des 19. Jahrhunderts war eine Zeit des Aufbruchs: Mit der Erfindung der Glühbirne wurde es hell in den Haushalten, die Gebrüder Lumiere erfanden das Kino. Und in der Kunst brachten die Impressionisten alte Sehgewohnheiten ins Wanken. In dieses historische Umfeld stellt jetzt das Wallraf-Richartz-Museum seine Ausstellung „Sensation des Sehens“. Im Mittelpunkt stehen – in Zusammenarbeit mit dem Theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Köln – ausgewählte Exponate aus der 25.000 Objekte reichen Kinosammlung des Filmregisseurs Werner Nekes (1944-2017).
„Sensation des Sehens“ gab es schon einmal im Vorjahr. Da wurde die Kunst des Barocks den damals technischen Möglichkeiten gegenübergestellt, die – manchmal sogar bewegliche Welt – mit anderen Augen zu sehen. Wie damals empfängt auch jetzt eine große begehbare Trommel die Besucher. Schlitze in der Wand greifen die Schlitze der ausgestellten „Wundertrommel“ auf. Durch diese konnte und kann man heute einen Reiter sehen.

Der Zoetrop von Ottomar Anschütz zeigt einen Schwarzen Frisör bei der Arbeit. – Sammlung Werner Nekes, Foto: Tobias Pöller
Handkurbel ersetzt die Finger beim Daumenkino
Ein anderes dieser „Zoetrope“ zeigt einen etwas ungeschickten Schwarzen Frisör bei der Arbeit – Alttagsrassismus vor über 100 Jahren. Die Geschichten sind wie bei einem modernen Film in Einzelbilder zerlegt. In Bewegung gesetzt wurde die Trommel damals wie jetzt heute durch Strom. Etwas für Bequeme war auch das „Daumenkino“: Es konnte durch eine Handkurbel in die erforderliche schnelle Bewegung gesetzt werden.
Zu den weiteren Exponaten zählen unter anderem ein alter Cinematograph, ein beleuchtbares Bild der Seufzerbrücke in Venedig, ein chinesisches Schattenspiel und ein Reliefbild aus durchsichtigem Porzellanbisquit. Von hinten mit einer Kerze beleuchtet taucht es das Mädchen, das einem Hund das Klavierspielen beibringen will, in romantisches Licht.

Der Eiffelturm mit einer Laterna Magica: Souvenirs von der Weltausstellung 1889 in Paris. – Foto: JS
Begehrtes Souvenir: Eiffelturm mit eingebauter Laterna Magica
Auf der Weltausstellung 1889 in Paris konnten die Besucher ein Modell des gerade eröffneten Eiffelturms kaufen. Darin eingebaut eine Laterna Magica. Den Turm gab es dann auch als Dekor auf einem Schreibset – ein lebensfrohes Porzellanbaby freut sich über die Laterna Magica.
Eine wegweisende Erfindung des 19. Jahrhunderts war auch die Litfaßsäule. Auch dieses neue Werbemittel greift die Ausstellung auf und nutzt die Außenfläche der Trommel als Hängefläche. Etwa für Bühnenbildentwürfe des Kölner Ateliers Hugo Baruch für das Musical „Um die Welt in 80 Tagen“. Darin werden der Weltreisende Phileas Fogg und sein Diener sogar vom Winter überrascht – was sich im Roman von Jules Verne nicht findet.

Und am Familienabend wurde gespielt: „Ombres Chinoises“ (Schattentheater, Frankreich ca. 1880) – Sammlung Werner Nekes, Foto: Luca Strack
Hier sind auch impressionistische Bilder von Paul Gauguin, Paul Signac oder Claude Monet aus der hauseigenen Sammlung zu sehen. Sie mussten damals mit den neuen Unterhaltungsmöglichkeiten und den bewegten Bildern konkurrieren. Wer langfristig gewonnen hat – die kleine Sonderausstellung überlässt das Urteil dem Betrachter.
„Sensation des Sehens“
bis 27. Oktober 2024
Di- So 10-18 Uhr, 1. und 3. Donnerstag eines Monats 10-22 Uhr
Eintritt: 8 Euro
Ermäßigt: 4,50 Euro
Begleitheft zur Ausstellung: 2 Euro
Wallraf-Richartz-Musuem & Foundation Corboud
Obenmarspforten / Am Kölner Rathaus
50667 Köln
Tel.: 0221 / 221 – 211 19