Sie wurde nur 47 Jahre alt. Doch in diesem kurzen Leben sicherte sie sich ihren Platz in der deutschen Literaturgeschichte. Selber mehrfach ausgezeichnet, erinnert bis heute in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt der jährlich verliehene „Ingeborg-Bachmann-Preis“ an die Schriftstellerin. Jetzt setzt ihr das Kölner movingtheatre.de in Zusammenarbeit mit den Kreuzgangspielen im Freien Werkstatt-Theater ein Denkmal. 

Zusammengesetzt sind die rund 70 Minuten aus Zitaten, entnommen aus autobiografischen Notizen, aus ihren veröffentlichten Werken, aus Kritiken. Im Mittelpunkt steht dabei ihr Sich-Behaupten in einer männerbeherrschten Szene. Ruhe und Sicherheit findet sie in der Arbeit. Dafür zieht sie sich hier (gespielt von Anna Döing) auf der dunklen Bühne in eine gläserne Zelle zurück, darin eine Schreibmaschine zu schweben scheint. Und dann ein nostalgisches Geräusch: Wer kennt noch das Klappern der Tasten, das Ratschen beim Zurücksetzen der Gummiwalze? Schreiben als „seltsame Art des Lebens“, bei dem man die Gedanken auf Reisen schickt. 

Künstler gegen die Konventionen ihrer Zeit 

Erdacht und inszeniert haben das Stück Achim Conrad und Thomas Hupfer. „Bachmann“ ist nach „Lenz“ und „Kafka“ das letzte Kapitel ihrer Trilogie „Auf-Brüche“ über Künstler, die mit den Konventionen ihrer Zeit zu kämpfen hatten. Die beiden spielen auch die wechselnden Liebhaber und Ehemänner. 

Besonders beeindruckend hier die zarte Nachkriegsromanze inklusive Tanzeinlage mit einem jüdischen britischen Soldaten, der als Kind der nationalsozialistischen Juden-Verfolgung durch Flucht nach England entkommen konnte. Mit Zitaten übernehmen sie auch die Stimmen der Kritiker, ebenso gelegentliche musikalische Begleitung. 

Eine dichte Inszenierung mit überzeugenden Schauspielern 

Es ist eine überaus dichte Inszenierung, die nicht zuletzt von der schauspielerischen Kraft des Trios Achim Conrad (auch Akkordeon), Thomas Hupfer und vor allem Anna Döing in der Titelrolle lebt. Erzählt wird die Geschichte eines kurzen Lebens (1926-1973), Bachmanns Aufstieg von der „Erbsenprinzessin“ zur gefeierten und elegant gekleideten „Göttin, die angesehen werden will“, ihre Gedanken zur NS-Zeit, ihre Sehnsucht nach Italien, ihr Kampf um die richtigen Worte, ihr Engagement gegen die Atomrüstung.

Bachmann-Fans mögen das ein oder andere vermissen, was sich sicher verschmerzen lässt. Für die anderen sollte es ein Anreiz sein, diese doch etwas ins Abseits geratene Schriftstellerin zu entdecken. 

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Foto 1: „Bachmann“: Ingeborg Bachmann (Anna Döing) kannte noch keinen Computer. Foto: Dieter Jacobi

Foto 2: „Bachmann“: Die Schriftstellerin war widerborstiger Mittelpunkt der Literatur-Szene (v.l.: Achim Conrad, Anna Döing, Thomas Hupfer). Foto: Dieter Jacobi 

Zeiten:

1. Oktober 2021:
20:00 Uhr

2. Oktober 2021:
20:00 Uhr

3. Oktober 2021:
20:00 Uhr

28. Oktober 2021:
20:00 Uhr

29. Oktober 2021:
20:00 Uhr

30. Oktober 2021:
20:00 Uhr

Preise:

Eintritt: 19,00 €
Ermäßigt: 12,00 €

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung: 

Freies Werkstatt Theater Köln e.V.
Adresse: 
Zugweg 10, 50677 Köln
Kartentelefon:
0221 – 32 78 17
Webseite: http://www.fwt-koeln.de/de/stuecke/bachmann
KVB:
Linien 15, 16, 17: Chlodwigplatz

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