Ja, ich bin ein vollwertiges Mitglied der hiesigen Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Ich konsumiere gerne (überwiegend Schokolade, Tabak und Kakao), ich konsumiere auch mal zu viel und ich schmeiße viel weg. Viel zu viel. Noch nie im Leben war ich so häufig beim Wertstoff-Center, wie in den letzten drei bis vier Wochen. Ein Kleiderschrank, ein Bett, hunderte Kleinteile. Beinahe mein gesamter Haushalt, der generell noch nie sonderlich groß war, landete so auf dem Schrott, flog schnurstracks in dafür vorgesehene Container und wurde von Walzen zerdrückt und zersetzt, zermalmt und zerstört. Ich gebe zu, das alles hat mir eine perfide Genugtuung verschafft und ich bin froh, dass es überhaupt möglich ist, sich seines Mülls auf fachgerechte Art und Weise zu entledigen und dass sich viele Dinge, die man nicht mehr braucht, ordnungsgemäß verwerten lassen. Deswegen hau‘ ich jetzt auch einfach mal ein hochtrabendes „Danke AWB“ raus. Danke, dass ihr immer für uns da seid, wenn man euch braucht und auch dafür, dass ihr immer wieder den Scheiß wegräumt, den wir als Gesellschaft überall in der Gegend rumschmeißen…
Ob ihr es nun glaubt oder nicht, dieses Thema führt mich direkt zur diesjährigen Kinderpuppensitzung des Hänneschen. Ja, ihr habt richtig gelesen: K I N D E R – Puppensitzung. Auch wenn der Teaser für diesen Bericht vielleicht ein wenig merkwürdig anmuten mag, aber die AWB nimmt in der derzeit laufenden Kinderpuppensitzung einen wichtigen Stellenwert ein, der mich in Folge dessen ein wenig ins Grübeln brachte. Welche Bedeutung hat der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb in meinem eigenen Leben? Bereichert er es? Oder bin ich davon eigentlich so gar nicht betroffen, außer dass grau-orangefarbene Müllwagen in relativ regelmäßigen Abständen meine Mülltonnen entleeren und mir wieder Platz für meinen materiellen Überdruss verschaffen? Sollte ich dafür dankbar sein? Oder sollte ich es als gegeben hinnehmen, da ich für diesen Service ja sowieso meine Gebühren bezahle?
Dass die AWB auf Karnevalssitzungen ihre Besen schwingt und Lieder zum besten gibt, die sich mit ihrer eigenen Arbeit und mit unserer Art Gegenstände und Lebensmittel zu behandeln, beschäftigen, daran bin ich zumindest nicht gewöhnt und damit hatte ich auch nicht gerechnet. Denn während Hänneschen und Co. ihre Kinderpuppensitzung ausrichten, aufgrund der bäuerlichen Location in diesem Jahr auch kölschgerecht Höhner-Sitzung genannt, teilt sich die AWB die Bühne unter anderem mit den Blauen Funken, dem Knollendorfer Dorf-Polizisten Schnäuzerkowski (herrlich, was der für Flachwitze auf Lager hat) und den Knollendorfer Pänz höchstpersönlich, die als Organisatoren der Sitzung auch selbst ihre Gesangs- und Humoreinlagen darbieten und eifrig um die Woosch wetteifern.
Peinlich berührt fühle ich mich dabei leider Gottes mehr als nur einmal, vor allem als der Kölner Abfallwirtschaftsbetrieb (irgendwie gefällt mir der Begriff) von der Masse an Müll singt, mit dem sich dessen Mitarbeiter tagtäglich rumärgern müssen. „Gestern wurd‘ sich drum gestritten, heut‘ wird’s auf den Müll geschmissen.“ Erinnerungen an meine letztwöchigen Wertstoff-Center-Touren kommen hoch, bei denen ich das ein oder andere in der Vergangenheit streng gehütete Teil auf den Müll geschmissen habe. Meinen heißgeliebten Wasserkocher? Brauch ich nicht mehr. Meine im Stadion erworbenen und über Jahre hinweg aufbewahrten Bayern München – Becher? Weg damit. Ein Teil nach dem anderen verabschiedete sich von mir und die ulkige, lustige Bühnenpräsenz der AWB bei der Kinderpuppensitzung, sie lässt mich an meinem eigenen Verhalten zweifeln. Bin ich wirklich so ein Verschwenderich?
Egal. Denn der Rest der Sitzung lenkt mich dann wieder von meinen zweifelnden Gedanken ab, ich konsumiere ohne groß nachzudenken, ohne einen Gedanken an die Nachwelt zu verschwenden und ohne mich selbst für meine ständigen Abfallfuhren zu ohrfeigen. Wofür auch? Tünnes als Tanzmariechen überzeugt vollauf, Hänneschens elf Lieblingswitze beglücken ebenso das Publikum wie mich und ich freue mich über allerlei kölsches Liedgut, das passend zum Fastelovend einige Lacher parat hält. Hier und da bleibt mir zwar das Lachen im Halse stecken, doch die ganzen Kinder, die im Publikum sitzen, sie sind äußerst angetan, lachen ausgiebig und stimmen immerzu in die Gesänge mit ein, weswegen ich diese Differenz an humoristischer Wahrnehmung einfach mal auf den Altersunterschied zurückführe, da die Kinderpuppensitzung ja in erster Linie für jüngere Kinder geschaffen ist. Und nicht für ältere Kinder, so wie ich es bin, wie mir meine Freundin immerzu versucht weiszumachen…
Mein Fazit: Ja, ich fand die Kinderpuppensitzung, die erste, die ich jemals gesehen habe, super. Aber ist sie deswegen auch etwas für euch und eure Kleinen? Ohne groß drum herum schreiben zu wollen: ja. Eine klasse Stimmung, viel Gesang und viele Lacher und zwischendurch sogar Themen, die zum Nachdenken anregen und dabei auf eine witzige und ansprechende Art und Weise inszeniert sind, sie alle tragen mit Sicherheit dazu bei, eine schöne Zeit mit der Familie verbringen zu können. Ich hatte sie zumindest, auch wenn ein paar Fragen offenbleiben. War dies nun auch Teil meines beizeiten exzessiven, sättigenden und ignorant machenden Konsums? Und war das hier jetzt alles zu harter Tobak? In einem Bericht über solch eine Veranstaltung? Whatever. Genießt die Puppensitzung, es lohnt sich! Wir wünschen euch viel Spaß.
Zeiten 2019:
noch bis zum 1. März 2019
Preise 2019:
Kinder: 8,50 €
Erwachsene: 15,00 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Hänneschen Theater
Adresse: Eisenmarkt 2 – 4, 50667 Köln
Telefon: 0221 – 258 12 01
Webseite: www.haenneschen.de
KVB:
Linien 1, 5, 7, 9: Heumarkt
Linien 106, 132, 133, 250, 260, 978: Heumarkt