Verkehrte Welt

Panik in der Führungselite eines kleinen russischen Städtchens: Ein Revisor aus der Hauptstadt soll kommen und die Verwaltung kontrollieren. Ist er schon da? Und wer ist es? Gar der junge Mann, der gerade im Wirtshaus vorgibt, seine Zeche nicht zahlen zu können? Im Theater im Bauturm ist Nikolai Gogols „Der Revisor“ jetzt in einer rasanten Inszenierung zu sehen. 

Fast 200 Jahre hat „Der Revisor“ seit seiner Uraufführung in St. Petersburg auf dem Buckel. Aber aktuell ist die Geschichte immer noch – Korruption gibt es schließlich (fast) überall. Mehr oder weniger. Und folgerichtig die Angst der Beteiligung vor Entdeckung und deren Versuche, dies zu verhindern. 

Mit Tricks und Geld gegen die Kontrolle 

Hier ist es der Stadthauptmann Anton Antonowitsch Skwosnik-Dmuchanowski (Marc Fischer: schleimig, gerissen und arrogant), der sich gegen die drohende Kontrolle aus der Hauptstadt zu wappnen sucht. Helfen soll ihm dabei neben reichlich Rubeln sein Adlatus Chlopow (Sebastian Kreyer: kriecherisch und etwas deppert, nicht von ungefähr nennt ihn sein Chef Schlemihl). An seiner Seite Ehefrau Anna Andrejew (Susanne Engelhardt: von der großen Liebe träumend und an der Langeweile der Provinz leidend). 

Schließlich der junge Chlestjakow (Pablo Konrad: zunächst etwas naiv, dann geschmeidig, galant und gewieft). Er ist auf der Durchreise, fällt auf, als er im Wirtshaus seine Zeche nicht zahlen kann. Eine geschickte Tarnung, um sich nicht als Revisor erkennen zu geben? Davon ist der Stadthauptmann überzeugt. Er „leiht“ ihm Geld, mehr als nötig. Lädt ihn als Schlafgast in sein Haus. Zeigt ihm das Krankenhaus, aus dem er vorher alle schlecht behandelten Kranken hat entfernen lassen. 

Der vermeintliche Revisor nutzt seine Chance

Chlestjakow weiß zunächst nicht, wie ihm geschieht. Erzählt seine wahre Geschichte: Er sei auf der Durchreise zu seinem Vater und habe momentan kein Geld. Doch langsam durchschaut er das Spiel – und spielt es nicht zu seinem Schaden mit. Schließlich soll er sogar die Tochter des Stadthauptmanns heiraten. Er willigt ein – und verdreht zuvor noch dessen Ehefrau den Kopf. Einem befreundeten Journalisten in St. Petersburg gibt er noch einen Tipp, um sich dann – wie geplant – auf die Weiterreise zu machen. Natürlich schnell und ohne Verabschiedung, dafür mit einigen Rubeln mehr als zuvor in der Tasche. Im Städtchen aber ist die Panik groß. Denn es hat sich der wahre Revisor angemeldet.

Regisseur Sebastian Kreyer hat die personenreiche Ur-Geschichte geschickt auf vier Rollen gekürzt, ohne dass dabei Wesentliches verloren geht. Er würzt die Inszenierung mit Slapstick, Klamauk, Wortwitz und kleinen Corona-Sticheleien. Das alles wäre nichts ohne das Bühnenquartett, das mit voller Energie und Spielfreude agiert. So kommt das Publikum voll auf seine Kosten und bei allem Ernst des Themas oft nicht aus dem Lachen heraus. Wenn da bloß nicht immer wieder – ganz im Zeitgeist – Videoeinblendungen oder das „Hinterfragen“ der eigenen Rolle wäre. Die sind einfach überflüssig, tragen nichts zur „Vertiefung“ bei und blähen die Spielzeit unnötig auf 90 Minuten auf.

Fotos: Martin Rottenkolber

Termine:

12. September 2020:
20:00 Uhr

13. September 2020:
18:00 Uhr

20. September 2020:
18:00 Uhr

21. September 2020:
20:00 Uhr

26. September 2020:
20:00 Uhr

27. September 2020:
18:00 Uhr

Preise:

Eintritt: 23,10 €*
*inkl. VVK-Gebühren

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Theater im Bauturm
Adresse: Aachener Straße 24-26, 50667 Köln
Telefon: 0221 – 52 42 42
Webseite: www.theaterimbauturm.de/spielplan/repertoire/der-revisor
KVB: Linien 1, 7, 12, 15: Rudolfplatz

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