Gratulanten in erster Reihe
Seit nunmehr 50 Jahren sorgen sie für musikalische Unruhe in der Domstadt, jetzt feiern sie ihr wohlverdientes Jubiläum. Die Bläck Fööss gehören mittlerweile zu Köln wie die Bärbelchen zum Hänneschen. Und mit dem Abendstück „D’r Rhing erop, d’r Rhing erav“ von Udo Müller reiht sich das Hänneschen-Theater nun in die Reihe der Gratulanten ein. Zwar ohne die Stockpuppen der Band (die befinden sich derweil in der Jubiläums-Ausstellung im Stadtmuseum), aber dafür mit ganz viel musikalischer Hingabe.
Und für diese musikalische Hingabe steht dann im Verlauf der Inszenierung die Zahl 18. Denn es sind 18 Lieder, die das neue Abendstück durch den Abend tragen und sie alle stammen aus der Feder der Bläck Fööss – die mit der Darbietung sicherlich zufrieden sein dürften. Die Aufführung, die mit „Minge Wecker“ beginnt und mit „Rut un wiess“ endet, verstand es dabei durchweg, die Musikeinlagen stimmungsvoll in die Geschichte einzugliedern. Kein einziges Lied schien storytechnisch an den Haaren herbeigezogen worden zu sein, ein jedes Lied vertiefte die Erzählung sogar noch, woran durchaus auch die Qualität der Musik selbst ihren Anteil trug. Die Hänneschen-Band spielte ihren Part wie immer souverän herunter und auch jede einzelne Sängerin, bzw. jeder einzelne Sänger, hätte sich wohl gleich bei den echten Bläck Fööss als Ersatz bewerben können. Das hat gerockt und wurde durch die zahlreichen Anekdoten und Anspielungen um die Band herum nur umso mitreißender.
4.6 Bärbelchen für das Gesamtpaket
Das Grundgerüst, der musikalische Rahmen, stand also. Die Geschichte selbst, sie geriet dabei beinahe in Vergessenheit. Wobei das, um ehrlich zu sein, aufgrund des imposanten Bühnenbildes zu keinem Zeitpunkt eine Option schien. Bereits bei einer Puppensitzung Ende der 80er-Jahre eingesetzt, thronte ein KD-Schiff über der Britz, das als Hauptschauplatz der Inszenierung diente. Mit Florian Silbereisen als Kapitän ging es für die Knollendorfer den Rhing herab, nur um in Titanic-Manier zu stranden und Unterschlupf in einem Kloster zu finden. Dort entpuppte sich Speimanes sodann auch prompt als Frauenheld (was natürlich keine Überraschung ist) und Bärbelchen erwehrte sich (erfolgreich) den Avanchen eines gewissen TV-Kapitäns.
Und es ist halt, wie es ist. Die ganze Aufführung war wieder einmal unglaublich schön, sie machte Spaß und hatte einiges an Biss. Und bevor ich mich wieder auf das Wort „liebevoll“ stürze (was absolut passend wäre, keine Frage), möchte ich die Inszenierung gerne einem neuen Bewertungssystem unterziehen. Wie viele Bärbelchen würdet ihr vergeben, hättet ihr jeweils fünf zur Auswahl?
Geschichte: 4 Bärbelchen (eher 3.8, aber dieses Punktesystem lässt anscheinend keine Dezimalzahlen zu…)
Bühnenbild: 5 Bärbelchen (+ 2 Extra-Bärbelchen)
Musik: 5 Bärbelchen (+ 2 Extra-Bärbelchen)
Umsetzung: 5 Bärbelchen (abzüglich 0.1 für die langen Pausen bei den Bühnenumbauten, aber da führt halt kein Weg dran vorbei)
Insgesamt: 5 Bärbelchen (Dezimalisiert: Da immer Luft nach oben ist, und sein sollte, finden sich insgesamt 4.6 Bärbelchen in der Aufführung wieder)
Joa. Wisst ihr was? Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Ihr kennt mich: Klare Empfehlung. Viel Spaß dabei!
Foto 1: Die Knollendorfer auf dem ominösen KD-Schiff.
Foto 2: Die Stockpuppen der Bläck Fööss in der Jubiläums-Ausstellung im Stadtmuseum.
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Ist euch was aufgefallen? Stimmt, dieser Bericht ist komplett Covid-frei. Wir haben das dieses Mal bewusst getrennt. Zur unserer Einschätzung der Aufführung im Lichte Covid-relevanter Maßnahmen, klickt einfach hier: Hier
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Zeiten:
2020: noch bis zum 31. Oktober 2020
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Preise:
Erwachsene: ab 21,00 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Hänneschen Theater
Adresse: Eisenmarkt 2 – 4, 50667 Köln
Telefon: 0221 – 258 12 01
Webseite: www.haenneschen.de
KVB:
Linien 1, 5, 7, 9: Heumarkt