Silvester ist der Tag, der stille Besinnung und wildes Feiern vereint. Der Mensch blickt zurück ins alte und fasst gute Vorsätze für das neue Jahr. Das ist der große Rahmen für das Theaterstück „Rage (Wut)“ des Briten Simon Stephens. Die Schülerinnen und Schüler der Schauspielschule der Keller haben es sich für ihre Abschlussinszenierung ausgesucht. Jetzt hatte es im Theater der Keller Premiere. 

Fünf Schauspielerinnen und 5 Schauspieler stehen in einer Reihe auf der Bühne, Alltagskleidung tragen die einen, etwas festlicher zeigen sich die anderen. Ihre Gesichter haben alle hinter weißen Masken versteckt. Ein beeindruckendes Bild, das an antike Tragödien erinnert. 

Wilder Tanz von zehn Maskierten 

Die Zehn beginnen einen wilden Tanz, im Folgenden treten immer wieder einige nach vorne, legen die Masken ab und führen einzelne Szenen auf. Da sind etwa der Testosteron gesteuerte Jüngling und das angetrunkene Liebespaar, dass sich die Heirat verspricht. Zwei Freunde, die im Alkoholexzess verbunden sind. Jugendliche, die ihren minderjährigen Kameraden zum Drogenkonsum überreden wollen. Eine Frau, die durch ein Loch in der Erde ins Jenseits blickt. Und immer wieder: ein Polizisten-Quartett auf den Spuren ihrer rassistischen US-Kollegen, die den Schwarzen Georg Floyd 2020 in Michigan töteten. 

Die Szenen entwickelte Dramatiker Stephens nach einer Fotoserie des britischen Fotografen Joel Goodman. Dieser hatte die Ereignisse von Silvester 2015/2016 in Manchester rund um Mitternacht festgehalten. Sie ergeben ein buntes Spektrum von „Agression, Ängsten und Erwartungen, Gewalt und Flirts, Rausch und Rassismus, Wut und Hoffnung auf das neue Jahr“ – so verspricht es der kleine Programmfolder. 

Ein Polizist zweifelt an der Berufsehre 

Das trifft auf den ersten Blick zu – doch verpufft alles in Beliebigkeit. Geschichten werden  angerissen und verlieren sich im Nichts. Was wird zum Beispiel aus der versprochenen Heirat? Oder aus dem Polizisten, den das rassistische Verhalten seiner Kollegen und seiner Kollegin an seinem Beruf zweifeln lässt? Was ist mit dem Pärchen, das permanent an der Seite steht und knutscht? Auch als abgeschlossene kleine Geschichten reißen die kurzen Episoden auf Dauer nicht mit. Da hilft auch die oft drastisch zotige Sprache nicht. 

Rund 80 Minuten zieht sich das hin. Liegt es am Stück oder an der Regie von Volker Schmalöer? Diese Inszenierung gibt dem tanzfreudigen und sangesstarken Ensemble (Josa Leonhard Butschkau, Felix Dobriciu-Peter, Hannah Holthaus, Janis Günther, Sefa Küskü, Paula Luy, Aylin Ravanyar, Jack Rehfuß, Ina Rottstegge, Zeynap Topal und Yamila Lenzen, als DJ im Hintergrund wirkend) kaum die Chance, vorhandenes Können zu zeigen. Folgerichtig fiel der Premierenbeifall deutlich kürzer aus als bei früheren Abschlussarbeiten. 

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Foto: Niklas Berg – „Rage“: Das maskierte Ensemble beobachtet im Hintergrund, wie sich vorne eine Episode entwickelt.

Zeiten:

18. November 2021:
18:00 Uhr

21. November 2021:
20:00 Uhr

28. November 2021:
18:00 Uhr

Preise:

Eintritt: 20,90 €

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Theater der Keller e.V.
Adresse: Siegburgerstraße 233w, 50679 Köln
Webseite: https://www.theater-der-keller.de/index.php/rage.html
KVB: Linie 7: Poller Kirchweg

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