Vor 100 Jahren erhielten die Frauen in Deutschland das Wahlrecht. Vor 70 Jahren wurde im Grundgesetz die Gleichberechtigung von Mann und Frau festgeschrieben. Mit einem Jahr Verspätung kommt im Freien Werkstatt Theater nun „Revolt. She Said. Revolt Again“ von Alice Birch auf die Bühne: Eine rasant inszenierte Bestandsaufnahme über die reale Gleichberechtigung der Geschlechter – Neudeutsch auch Gendergerechtigkeit.
In mehreren Szenen wird das Verhältnis Frau-Mann durchdekliniert. Etwa das Bewerbungsgespräch für einen Job (wird ein Mann nach einer möglichen Schwangerschaft gefragt?), das (Erziehungs-)Verhältnis Mutter und Tochter, Witze am Stammtisch, die Bedeutung der Jungfräulichkeit. Dabei geht es immer auch um Macht, um oben und unten – nicht nur beim Sex. Und wenn es heißt „Ich will dich vögeln“ (die Sprache ist durchaus deftig), ist es ein Unterschied, ob ihn ein Mann oder eine Frau spricht. Selbstbewusst bei einer Frau, brutal und übergriffig wird er {ein Klischee?) beim Mann wahrgenommen.
Beim Mann – wenn nur vier Frauen auf der Bühne stehen? Franziska Schmitz, Mirka Ritter, Lisa Sophie Kusz und Fiona Metscher (2018 zur Nachwuchsdarstellerin des Jahres gekürt) gelingt es, allein durch ihre Körpersprache, durch Mimik und Gestik perfekt auch in die Rolle des anderen Geschlechts zu schlüpfen. Und rutschen dabei nie in eine Karikatur ab.
Die Killer-Schwestern Sophie und Thalia (2018 Gewinnerinnen des Kunstsalon-Theaterpreises) haben die vier Schauspielerinnen zu einer perfekt abgestimmt-funktionierenden Bühnenmaschine zusammengeschweißt. Perfekt das chorische Sprechen, perfekt synchron die Bewegungen – und immer schlüssig, wenn eine der Darstellerin aus der „Masse“ ausbricht und zum Individuum wird. Allein diese Leistung verdient schon höchste Bewunderung und trägt über kleine Längen des 90-minütigen Abends hinweg.
Und die Moral von der Geschicht’? Weit her ist es mit der Gleichberechtigung nicht, so das bittere Schlussfazit – überflüssigerweise muss das Quartett dafür durch die Zuschauerreihen klettern. Die Inszenierung bietet dem Publikum auch ohne diesen Regieeinfall genug Diskussionsstoff für den Nachhauseweg. Und vielleicht kommt es dann tatsächlich zur Revolution, von der der Titel träumt…
Foto: Nina Gschlößl / Freies Werkstatt-Theater – Fiona Metscher bietet dem Publikum einen Vulva-Lolly an.
Zeiten:
16. April 2020:
20:00 Uhr
17. April 2020:
20:00 Uhr
18. April 2020:
20:00 Uhr
22. Mai 2020:
20:00 Uhr
23. Mai 2020:
20:00 Uhr
24. Mai 2020:
20:00 Uhr
17. Juni 2020:
20:00 Uhr
20. Juni 2020:
20:00 Uhr
21, Juni 2020:
20:00 Uhr
Preise:
Erwachsene: 18,00 €
Hausvorverkauf: 16,00 €
Ermäßigt: 12,00 €
Hausvorverkauf: 10,00 €
Über Offticket:
19,80 € / 13,20 €*
*inkl. VVK-Gebühren
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Freies Werkstatt Theater Köln e.V.
Adresse: Zugweg 10, 50677 Köln
Kartentelefon:
0221 – 32 78 17
Webseite: www.fwt-koeln.de/index.php/revolt-she-said-revolt-again
KVB:
Linien 15, 16, 17: Chlodwigplatz