Altentheater im FWT
Kölns Altentheater meldet sich aus der Corona-Zwangspause zurück. Im Freien Werkstatt-Theater wurde es für seine neue Produktion „Vom Sagen und Schreiben“ gefeiert – und natürlich war es wieder ein vergnüglicher Blick zurück und in die Gegenwart. Verbunden mit der Aufforderung zum (Generationen übergreifenden) Dialog: Reden ist Silber, miteinander Reden ist Gold.
In ihrer Nummern-Revue gewähren die 17 Ensemble-Mitglieder wieder einen bunten Blick in ihre Biografie, in ihre Lebenserfahrungen, gewonnen vor vielen Jahren, aber auch in der gerade überstandenen Zeit der Kontakteinschränkungen. So entdeckten zwei Seniorinnen ihre künstlerische Ader: Die eine collagiert Postkarten, die andere klebt aus den Seiten von Illustrierten und Katalogen bunte Briefumschläge. Von dieser Produktion konnte auch das Publikum profitieren.
Ein Mix aus Vergangenheit und Gegenwart
Kontakte durch Briefe? Und das, wo heute doch das Zwischenmenschliche eher durch SMS oder E-Mails geprägt wird? Diese Kommunikationstechniken beherrschen die Akteure auf der Bühne zwar auch, wie sie betonen. Aber etwas ist doch verloren gegangen. Zum Beispiel an der Ladenkasse. Mit Nostalgie blickt etwa die ehemalige Verkäuferin einer Kaiser’s-Kaffee-Filiale zurück: Statt Preise zu scannen, musste sie die noch in die Kasse eintippen – und kam so mit ihren Kunden eher in einen persönlichen Kontakt.
Apropos tippen: Wer kennt noch Schreibmaschinen? Vom Schreiben mit der Hand ganz zu schweigen. Da entdeckt die eine den Parker-Füller ihres verstorbenen Mannes und verliebt sich in die Handschrift (gab es – lang ist’s her – auch mal als Schulfach!). Ein anderer packt ganz stolz seine Sammlung von Stiften aus, die noch heute alle in Gebrauch sind. Und wer lernt heute noch Stenografie?
Und zum Schluss eine Botschaft an die Jugend von heute, um Verständnis für Fehler und Zumutungen der Alten werbend, mahnend und Mut machend zugleich. „Ihr habt das Recht Fehler zu machen. Probiert euch aus, und wenn es sein muss, korrigiert euch. Ich bin so gespannt, wie ihr unsere Welt verändert und ich bin sicher: Ihr werdet es gut machen!“
Um in Corona-Zeiten den Kontakt untereinander nicht zu verlieren, hatten die Altentheater-Begründer Ingrid Berzau und Dieter Scholz die Laien-Schauspielerinnen und -schauspieler zunächst eingeladen, ihnen Briefe zu schreiben. Daraus entwickelten sich dann im kleinen Kreis die Solo-Nummern, unterstützt durch von Sabine Falter mit Akkordeon, Tambourin und Blockflöte. Alle überzeugen durch ihren persönlichen Auftritt, die oft sehr privaten Bekenntnisse. Eine geschlossene Ensembleleistung, der allerdings – coronabedingt – das gewohnte szenische Zusammenspiel. Trotzdem: Höchst unterhaltsame fünfviertel Stunden, lohnend für jedes Alter.
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Foto: Freies Werkstatt Theater – Packend und berückend: Christl Barth erzählt in „Vom Sagen und Schreiben“, wie sie den Füller ihres Mannes wieder entdeckt hat – und wie sie ihn heute benutzt.
Zeiten:
17. Mai 2022:
15:00 Uhr
18. Mai 2022:
19:00 Uhr
19. Mai 2022:
15:00 Uhr
4. Juni 2022:
15:00 Uhr
Preise:
Eintritt: 12,00 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Freies Werkstatt Theater Köln e.V.
Adresse:
Zugweg 10, 50677 Köln
Kartentelefon:
0221 – 32 78 17
Webseite: https://www.fwt-koeln.de/veranstaltung/vom-sagen-und-schreiben-20220517
KVB:
Linien 15, 16, 17: Chlodwigplatz