Geschichten aus dem Zoo

Vor 160 Jahren wurde der Kölner Zoo gegründet. Doch angesichts der aktuellen Lage wird es mit einer großen Geburtstagsfeier wohl nichts. Immerhin etwas hat man sich schon selbst geschenkt: Zoo-Direktor Theo B. Pagel und sein PR-Chef Christoph Schütte haben „111 Geschichten aus dem Kölner Zoo, die man kennen muss“ zusammengetragen, die jetzt im emons-Verlag erschienen sind.

Es ist ein buntes, unterhaltsam erzähltes Puzzle. Das Autoren-Duo gibt einen vielfältigen Blick hinter die Kulissen eines Betriebs mit 162 Beschäftigten, die sich um rund 10.000 Tiere kümmern, die 850 Arten vertreten. Würde man Bienen- und Ameisenvölker einzeln nachzählen, käme man wohl auf sogar eine Million Tiere. Hinzu kommen mit Zoo-Shop und Zoo-Restaurant zwei Tochterunternehmen.

Petermann darf nicht fehlen

Einzelne Tiere – da darf Petermann nicht fehlen – und Tierarten werden vorgestellt und vor allem die vielfältigen internationalen Kooperationen, in denen der Kölner Zoo durch Zucht zum Erhalt seltener und von vom Aussterben bedrohter Tierarten beiträgt bis hin zu deren Wiederausbürgerung. Ein Engagement, das oft übersehen wird – Zeit, es einmal auszubreiten. Bei dieser Vielzahl tierschützender Maßnahmen dürften selbst eingefleischte Zoo-Gegner nachdenklich werden.

Natürlich fehlen Geschichten aus der Geschichte nicht, etwa der legendäre „Eisbärenkampf“ im Jahr 1875. Die Architektur der Tierhäuser im Laufe der Zeit ist ebenso Thema wie die im Zoo präsentierte Kunst, die publikumswirksame Zusammenarbeit mit ARD und ZDF und der Zoo als Forschungsstätte – nicht nur für Studenten der Kölner Uni. Schließlich der Blick hinter die Kulissen: Wie sieht’s mit dem Futter aus, wie sieht der Tagesablauf aus, was ist mit der Sicherheit? Und was passiert mit dem Kot? Allein die Elefanten schaffen 100 Kilo täglich…  

Der Zoo ist eine Männerwelt

Eins fällt auf: Der Zoo ist – zumindest was den menschlichen Teil betrifft – eine Männerwelt. Sie bestimmen die Chefetage(n), lediglich der Tierarzt (so die Kapitelüberschrift) ist eine Tierärztin. Auch wenn es um Tierpflege und Gärtnerei geht, sind es wohl meistens Männer – zumindest beim Blick auf die Fotos. Frauen scheinen vor allem in der Besucherbetreuung und der Zooschule zu arbeiten. Immerhin darf das Mitglied einer historischen Völkerschau aus Afrika stolz ihre Brüste zeigen: Voyeurismus damals und heute.

Was die Abgebildeten betrifft: In der „unteren“ Belegschaft haben sie keine Namen. Hier hätte man sich persönlichere, beispielhafte Porträts gewünscht. Und nicht jeder kennt die beiden im Foto gezeigten Prominenten, mit deren Besuche und Unterstützung sich der Zoo schmückt. Nicht nur hier scheint das Lektorat nicht optimal gewesen zu sein. Das gilt ebenso für einzelne Kapitel, deren Geschichten sich überschneiden, wodurch manche Themen zerrissen werden. Insgesamt ein bisschen zu viele Kritikpunkte für einen guten Ansatz.   

Informationen

„111 Geschichten aus dem Kölner Zoo, die man kennen muss“
Autoren: Theo B. Pagel, Christoph Schütte
231 Seiten
Köln, 2020

Preis:

16,95 €

Verlag:

emons Verlag GmbH
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln
Webseite: www.emons-verlag.com/programm/111-geschichten-aus-dem-koelner-zoo-die-man-kennen-muss

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