Ein Heiligenschein um jeden Preis
In Corona-Zeiten mag mancher ein Wort der (katholischen) Kirche vermissen. In der Vergangenheit suchten die Gläubigen – nicht nur bei solchen Epidemien – Zuflucht und Trost bei ihren Heiligen. Im Rheinland hatten und haben sie dazu immer noch reichlich Gelegenheit. Das Buch „111 Heilige im Rheinland, die man kennen muss“ von Rüdiger Liedtke stellt diese jetzt vor. Zusammen mit den Kirchen, in denen ihre Reliquien aufbewahrt werden.
Es waren schon einige Wundertaten oder Todesqualen als Märtyrer nötig, um heilig oder zumindest selig gesprochen zu werden. Eine gute Voraussetzung dafür waren auch blutig-kriegerische Bekehrungen, mit denen sich Karl der Große um das Christentum verdient machte. Bisweilen reichte aber auch wissenschaftliche Leistung wie bei Albertus Magnus oder soziales Engagement wie bei Adolph Kolping.
Durch Wunderheilung zum Christentum bekehrt
Die Zwillingsbrüder Cosmas und Damian etwa machten im 4. Jahrhundert Blinde sehend und Lahme gehend und bekehrten diese so zum Christentum. Weil sie nicht von ihrem Glauben ablassen wollten, wurden sie enthauptet. Verehrt werden sie als Stadtpatrone in Essen. Ähnliche Heilungen wie den beiden Brüdern werden auch Rizza nachgesagt, angeblich die Tochter Ludwigs des Frommen. Jedenfalls hat sie einen Großteil ihres Reichtums der Kastorkirche in Koblenz vermacht. Kein Wunder, dass sie dort bis heute verehrt wird.
Das Buch hat in Sachen Heiligsprechungen viel Wunderbares, Erstaunliches und Erschröckliches zu bieten. Rüdiger Liedtke fasst sich in den Porträts der Heiligen und der Kirchen, in denen ihre Reliquien ruhen, kurz und präzise, vermeidet jede Gefühlsduselei und verschweigt auch nicht, wo es Lücken in der Überlieferung gibt, wo nur Vermutungen. Das in bester 111-Manier: jeweils eine Seite Text, eine Seite Fotos
Die Heilige Corona macht den Anfang
Es beginnt aus aktuellem Anlass mit der Hl. Corona. Es folgen so bekannte Heilige wie Anna (Düren), Apollinaris (Remagen) oder Martin (Grevenbroich), natürlich auch die Muttergottes in Kevelaer. Köln ist allein mit 29 Heiligen vertreten (wobei die Heiligen Drei Könige als Einheit gezählt werden). Und wer hat schon einmal – ehrlich! – etwas von Lüfthildis, Mallosus, Jodokus oder Lutwinus gehört?
Leider geht das alles sehr durcheinander. Hier hätte der Verlag ruhig ein alphabetisches Register spendieren können. Die drei Karten dagegen – das Rheinland reicht in preußischer Tradition von Wesel im Norden bis Bad Kreuznach im Süden, Ruhrgebiet inklusive – machen Appetit auf einen Bildungsausflug.
Informationen
„111 Heilige im Rheinland, die man kennen muss“
Autor: Rüdiger Liedtke
240 Seiten
Köln, 2020
Preis:
16,95 €
Verlag:
emons Verlag GmbH
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln
Webseite: www.emons-verlag.com/programm/111-heilige-im-rheinland-die-man-kennen-muss