Zurück in die Vergangenheit
Sie stehen im Schatten des Doms – doch Kölns romanische Kirchen verdienen mindestens ebensoviel (touristisches) Interesse und Bewunderung. In regelmäßigen Abständen gibt ihr Förderverein ein Jahrbuch über neue wissenschaftliche Erkenntnisse heraus. Jetzt ist die 35. Ausgabe erschienen – mit einem überraschend aktuellen Blick zurück in die 1920er Jahre.
Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs hatten auch Kölns romanischen Kirchen stark zugesetzt. Heftig waren die Auseinandersetzungen darüber, wie man sie wieder aufbauen sollte. So, wie sie vor Kriegsbeginn aussahen – mit allen Veränderungen, die sie im Laufe der Jahrhunderte erhalten hatten? Oder so, wie sie wohl in ihren Anfängen ausgesehen hatten?
Katholische Romanik in protestantischer Schlichtheit
Man entschied sich – mit kleinen Ausnahmen – für das Zweite. 1985 wurde dann das erfolgreiche Ende des Wiederaufbaus gefeiert. Seitdem präsentieren sich die Gotteshäuser den Gläubigen und ihren Besuchern in fast protestantischer Schlichtheit.
Der Diskussion, die diesem Wiederaufbau vorausging, lässt sich vergleichen mit der, die vor gut 100 Jahren geführt wurde – und mit der Frage um das Selbstverständnis der katholischen Kirche von heute: Es ging und geht um Veränderungen, um Erneuerung, um Anpassung an gesellschaftliche Entwicklungen und Fortschritte, um die Mitwirkung der Gemeinden, um Demokratie.
Als Frauen in die Gemeindearbeit einbezogen wurden
So wurde im Erzbistum Köln dank des Einsatzes der „Liturgischen Bewegung“ der Gemeinde Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Liturgie zugestanden. Frauen wurden in die Gemeindearbeit einbezogen. Die Caritas-Verbände wurden zu einem festen Faktor in den Diözesen.
Diese Diskussionen spiegelt sich in der Architektur wieder, ist verbunden mit Namen wie Dominikus Böhm oder Rudolf Schwarz. Sie spiegelt sich wieder in der Ausstattung der Kirchen mit Skulpturen, im Goldschmiedehandwerk, in den sakralen Gewändern. Nicht zuletzt wurde hier auf die Talente der Kölner Werkschulen zurückgegriffen. „Der Historismus“ ist zu Grabe getragen“ ist der Beitrag von Liane Wilhelmus über die neue Glasmalerei betitelt – exemplarisch beschreibt sie die Glasfenster von Thorn Prikker in St. Georg.
In Zusammenarbeit mit dem Domradio hat der Förderverein zudem eine neue Videoreihe herausgebracht. Die jeweils 10 bis 20 Minuten langen Filme widmen sich jeweils einer romanischen Kirche. Abzurufen unter www.romanische-kirchen-koeln.de oder www.domradio.de/video/romanik-im-fokus
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Information:
„Colonia Romanica XXXV“ – Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e.V.
160 Seiten
Köln, 2021
Preis:
19,95 €
Kontaktdaten:
J.P. Bachem Verlag GmbH
Adresse: Ursulaplatz 1, 50668 Köln