Es war einmal…?
Nein, das gibt’s auch in anderen Städten – sogar in vielen. Die emons-Neuerscheinung „Das gibt’s nur in Köln“ hätte einen anderen Titel verdient gehabt, denn das Werk aus der Feder von Hanka Meves offenbart sich als kurzweiliger Schmöker mit vielen Infos zur Stadthistorie, deren Umfang in unzähligen Neuerscheinungen nicht selten erschlägt. Auf 144 Seiten gelingt es der Autorin eine lesefreundliche, wohl strukturierte und unterhaltsame Lektüre zu schaffen. Dennoch wendet sich das Buch vor allem an Imis, also Hinzugezogene, und Touristen, die mit den Straßen, Plätzen, Häusern oder Sagen der Domstadt nicht vertraut sind.
Hanka Meves huldigt in Legenden und Fakten der Domstadt
Tatsächlich versteifen sich die Herausgeber auf allerlei Legenden und Geschichtchen, etwa von Tünnes und Schäl, Hubert Hochhuth, den Richmodis Pferden, natürlich den Heinzelmännchen oder Teufelswetten im Zuge des Dombaus. Ob Bauwerke wie der Colonius-Fernsehturm, die Lanxess-Arena oder die Fernsehproduktion „Lindenstraße“ derart bedeutsame Errungenschaften darstellen, die den Titel „Einzigartigkeit“ verdienen, bleibt mehr als fraglich. Dass die inflationäre Darstellung des Doms, das FC-Maskottchen Hennes und dessen Nachfolger, die kölsche Mundart, zahlreiche Baudenkmäler sowie die Sporthochschule erwähnt werden, eine Institution wie das NS Dokumentationszentrum (ELDE Haus) es allerdings nicht ins Buch geschafft hat, ist mehr als bedauerlich. Ebenso erscheint die Schmückung mit dem Dreikönigenschrein ohne eine Erwähnung, dass jener Schatz als Kriegsbeute Friedrich Barabrossas erst nach der Belagerung Mailands nach Köln gelangte, als inkomplett. Keinen Heiligenschein vermag das Werk der einstigen römischen Kolonie aufzusetzen, wenn auf die älteste jüdische Gemeinschaft nördlich der Alpen und der damit verbundenen Vorzugsrechte der gläubigen Mitbürger verwiesen wird. Fakt ist: Auch in Köln wurden durch alle Zeiten Juden benachteiligt, diskriminiert, verfolgt und ermordet.
Seinem Titel gerecht wird die Publikation dagegen mit Inhalten wie der Stolperstein-Bewegung des Künstlers Gunter Demnig, dem Hinweis auf das erste queere Jugendzentrum Europas, einem Kronleuchter in der Kanalisation, legendär falsch geparkte Autos, Bierzapfhähnen im Hotelbadezimmer oder Anekdoten über Toiletten in schwindelerregender Höhe.
Fazit: „Das gibt’s nur in Köln“ bietet viel Lokalpatriotismus aber relativ wenig Alleinstellungsmerkmale einer Stadt, die in Bezug auf ihren Wiedererkennungswert vor allem von ihrer romantisch verklärten Vergangenheit zehrt. Einem zweiten Band wünscht man mehr Mut zur Kritik an gegenwärtigen Erscheinungsformen dieser Millionenmetropole. Als alternatives Nachschlagewerk unter anderer Überschrift dürfte das quaderförmige Output für Köln-Neueinsteiger jedoch interessant sein.
Foto: Thomas Dahl (Reproduktion) – Irreführender Titel aber viele Infos: Hanka Meves` Köln-Buch richtet sich vorwiegend an „Imis“ und Touristen.
Informationen
„Das gibt’s nur in Köln“
Autorin: Hanka Meves
144 Seiten
Köln, 2020
Preis:
12,00 €
Verlag:
emons Verlag GmbH
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln
Webseite: www.emons-verlag.com/programm/das-gibts-nur-in-koeln